Wer nicht recht glauben kann, dass Gott auch auf krummen Zeilen pfeilgerade schreiben kann, soll unbedingt dieses Buch lesen. Paul Badde, der Autor des Buches „Die Lukas-Ikone“, war Student in Freiburg und Frankfurt in den revolutionären Wirren um das Epochenjahr 1968, wollte Lehrer werden und studierte Philosophie und Soziologie sowie Kunstgeschichte, Geschichte und Politik.

Um seine junge Familie ernähren zu können, nahm der in einem katholischen Elternhaus groß gewordene junge Mann 1979 ausgerechnet bei der Zeitschrift „Pardon“ die Stelle eines Redakteurs an. Das Blatt war von 1962 bis 1982 ein berühmt-berüchtigtes Satiremagazin und gleichzeitig auch die antikatholischste Zeitschrift der damaligen Bundesrepublik. Der ungelernte Redakteur teilte sich einen Schreibtisch mit einem späteren Lieblingsschüler Hans Magnus Enzensbergers, dem rotzfrechen Albert Sellner, der ihre Abteilung damals im Scherz gern als das „Ressort Theologie und Pornographie“ bezeichnete.

Danach arbeitete Badde für drei Jahre als Lehrer für Geschichte und Politik am Schiller-Gymnasium in Frankfurt. Gleichzeitig und danach schrieb er für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Zeit, die Welt und die Neue Zürcher Zeitung und wurde im Jahr 1988 Reporter und Redakteur des FAZ-Magazins. Von 2000 bis 2013 war er Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ in Jerusalem, anschließend in Rom und beim Vatikan, wo er sich zum Staunen vieler nicht zu schade war, den katholischen Glauben seiner Kindheit offen, spannend und mit dem trockenen Witz seiner Jahre bei „Pardon“ zu bezeugen. Dennoch ist Paul Badde mit seinen Artikeln und Beiträgen zunächst vor allem der Leserschaft der FAZ und der Welt bekannt geworden.

Dann wurde er als Autor mehrerer Bücher, insbesondere über das Muschelseidentuch, das als „wahre Ikone Christi“ und als „Volto Santo“ in dem Abruzzenstädtchen Manoppello verehrt wird, weltweit bekannt. Dieses „Volto Santo“ jedoch hatte Badde nie wirklich gesucht, wiewohl er heute als neuzeitlicher Entdecker dieser wundersamen Reliquie angesehen werden muss.

So wurde gerade auch Manoppello für Badde zur Durchgangsstation, um seinem eigentlichen Ziel nach der „ältesten Ikone der Gottesmutter“ näherzukommen. „Unabdingbar für diesen Zusammenhang ist also, dass das wahre Bild wirklich wahr ist, das den Herrn zeigt, der von sich gesagt hat, dass er die Wahrheit selber ist.“

Und nun lässt er mit seinem Buch „Die Lukas-Ikone. Roms verborgenes Weltwunder“ seine Leser endlich auch teilhaben an der insgesamt längsten Recherche seines Lebens, die er als „den vielleicht besten Teil meiner Biografie“ bezeichnet, seine „Suche nach dem ältesten Bild Marias“, wo er zu dem Schluss kommt: „Lukas und kein anderer hat diese Ikone ‚geschrieben‘.“

Ein beeindruckendes Werk: In der dafür notwendig gewordenen zwanzig Jahre dauernden Recherchearbeit entdeckte er „Baustein für Baustein“ und setzte zusammen, was zusammengehört, oft gegen seine eigene vorbedachte Meinung, in der sich zum Großteil der Sachverstand vieler Experten spiegelte, doch immer sachte und unaufdringlich. Nie ging es dabei um ihn selbst. Vielmehr möchte Badde die Leser seines Buches zu „Zeugen“ machen „für den leisen Urknall unserer Bilderwelt“, den er im Blick auf das „wichtigste Bilddokument des ersten Konzils“ der Christenheit im Jahr 48 freilegte.

Dabei kamen dem Entdecker Badde sein Geschichts- und sein Kunstgeschichtsstudium sowie das wache Auge des Reporters zugute. Ihm war nicht fremd, wie er an einschlägige Literatur herankommen konnte, um wissenschaftlich immer tiefer in die Materie einzusteigen zu können.

Durch seine zahlreichen Studien, akribische Recherchen, viele Reisen und unzählige Gespräche mit Zeugen und Experten – und schließlich auf wirklich wundersame Weise auch wieder mit seinem ältesten Kollegen Albert Sellner! – gelangte er zur Gewissheit, dass die „wahre Ikone des Sohnes“ der Auslöser für die Entstehung jener „Bildtafel der Mutter“ sein musste, die als „Lukas-Ikone“ bezeichnet wird. „Ich hatte das Heilige Gesicht zuerst entdecken müssen, um diese Ikone ‚lesen‘ und verstehen zu können“, die er „Roms verborgenes Weltwunder“ nennt.

Dieses Weltwunder befindet sich in einem kleinen, uralten und sich in einem baulich schlechten Zustand befindlichen Kloster kontemplativer Dominikanerinnen in der Ewigen Stadt, verborgen hinter dem Gitter der Klausur des Rosenkranzklosters.

Kaum zu glauben, dass sich das Gnadenbild erst seit 1931 in diesem Kloster auf dem Monte Mario befinden soll. Zuvor befand es sich auf einer jahrhundertelangen Pilgerreise durch andere Orte Roms, wobei gewiss ist, dass der heilige Dominikus die „Advocata“ am Sonntag, dem 28. Februar 1221, „mit eigenen Händen“ von „Sancta Maria in Tempulo rund 400 Meter weiter“ in das von ihm neu gegründete Kloster mit dem Namen „San Sisto“ trug, wo er es seinen Dominikanerinnen übergab, dem weiblichen, kontemplativen Zweig seines Ordens.

In der Barockkirche Santi Domenico e Sisto am Quirinal befand sich die Advocata von 1575 bis 1931 in der Obhut der Dominikanerinnen, die in jenem Jahr in das viel kleinere Kloster Santa Maria del Rosario auf dem Monte Mario umzogen.

„Ich hatte die älteste Ikone der Welt gesucht und die Ikone des Evangelisten Lukas gefunden. Die beiden sind ein und dieselbe. Lukas wusste, dass er ein Ebenbild Gottes malte und dass es ein nie dagewesener Tabubruch und Verstoß gegen das Gesetz war. Er wusste im Gegensatz zu allen Malern nach ihm aber auch, dass sein Modell die Mutter Gottes selber war. Und seine erste und einzige Ikone erschließt und offenbart sich erst in ihrem ganzen Reichtum, wenn wir das zusammen mit Lukas begreifen und glauben“ – und mit den letzten neun Nonnen, die sie heute mit ihrem Gebet umhüllen.

„Ja, es ist ein Ebenbild Gottes“, schreibt Badde am Schluss, „und es ist eine Reliquie, so real wie das Schienbein des heiligen Thomas von Aquin, das die Schwestern seit einiger Zeit neben die Tafel der Advocata zur Ansicht stellen. Hinter dem Gitter des Rosenkranzklosters in Rom schaut uns die Fürsprecherin nicht nur als das schönste aller Madonnenbilder von Ost und West an. In diesem lebendigen Fragment ist die vielfach gespaltene Christenheit selbst noch eins. Wahrscheinlich nie mehr so sehr wie in jenem Moment aus dem Jahr 48. Hier schauen wir in ihr unverletztes Gesicht, und auf die noch ungetrennten und ungeschiedenen Geisteswelten von Wort und Bild. Sie anzuschauen heißt: einer Person zu begegnen. Sie auch nur anzublicken ist der Anfang eines immerwährenden Gebets. Sei gegrüßt, Maria!“

Paul Baddes Lebenswerk ist ausgestattet mit zahlreichen Bildern in schwarz-weiß sowie einem Bildteil mit 25 schönen Farbfotos.

Paul Badde: Die Lukas-Ikone. Roms verborgenes Weltwunder; Christiana-Verlag 2024; 272 Seiten; 19,80 Euro; ISBN: 9783717113805

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