"Wir haben ein dringenderes Problem als Amoris Laetitia": Kardinal John Ribat

Kardinal John Ribat beim Konsistorium im Petersdom am 19. November 2016
CNA/Daniel Ibanez

Während sich die Weltkirche immer weiter in die Haare gerät über die Interpretation von Amoris Laetitia und seinen offenen Fragen, sagt Papua Neuguineas frischgebackener Kardinal, er habe eine noch dringendere Sorge: Klimawandel.

"Amoris Laetitia wird für uns immer da sein", sagte Kardinal John Ribat gegenüber CNA. "Darüber haben wir Zeit zu reden". Sein Land jedoch habe keine Zeit, über Klimawandel zu reden, so der von Papst Franziskus zum Kardinal erhobene Erzbischof von Port Moresby.

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"Das ist wirklich das größte Thema bei uns. Darüber können wir nicht still sein. Wir müssen damit herauskommen", sagte er. "Hochwasser, hohe Wellen" und raue Winde "peitschen" die Insel, so der Erzbischof.

Diese "können wir nicht aufhalten. Sie kommen immer wieder, und sie sind mächtiger als wir", sagte der Kardinal gegenüber CNA. Viele Menschen hätten bereits ihre Häuser deswegen verlassen.

Kardinal John Ribat, ein Ordensmann der Herz-Jesu-Missionare, war einer der 19 Prälaten, die im November von Papst Franziskus in das Kardinalskollegium aufgenommen wurden – und ein Beispiel für die Affinität des Papstes zur globalen Peripherie.

Papua-Neuguinea ist der flächenmäßig drittgrößte Inselstaat der Welt. Von den rund acht Millionen Einwohnern sind 27 Prozent katholisch. Die von hohen Gebirgszügen geprägte ehemalige deutsche Kolonie – Mount Wilhelm ist mit über 4.500 Metern der höchste Gipfel – hat auch viele lutherische und andere protestantische Konfessionen; die große Mehrheit der Menschen sind Christen.

Ribat ist der erste Kardinal aus Papua-Neuguinea – und somit eine wichtige Stimme einer sonst wenig in der Weltkirche gehörten Gemeinde.

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Er selber habe gar nicht gewußt, dass ihn der Papst zu einem Kardinal machte, bis ihn der Nuntius davon informiert habe.

"Für mich war es völlig unerwartet. Davon hätte ich nie auch nur geträumt. Niemals. Darum habe ich nie gebeten. Es ist einfach passiert. Somit war es wirklich eine schockierende Nachricht für uns", sagte er. Es sei eine "große Botschaft" für Papua-Neuguinea. 

Auch die anderen Konfessionen hätten ihm gratuliert, ebenso wie Premierminister Peter O'Neill. 

Seinem Anliegen Gehör verschaffen

Für ihn sei die Ernennung zum Kardinal eine Gelegenheit, den Anliegen seines Landes mehr Gehör zu verschaffen; auch und gerade zum Thema Klimawandel. 

"Wir lebten glücklich, und wir machten uns darüber keine Sorgen. Doch jetzt können wir nicht mehr schweigen", so Kardinal Ribat.

Papua-Neuguinea gilt als besonders betroffen vom Klimawandel. In der Hauptstadt, Port Moresby, ist Berichten von Wissenschaftlern zufolge, die im Auftrag der australischen Regierung die Veränderungen im asiatisch-pazifischen Raum untersucht haben, seit 1950 die Temperatur alle zehn Jahre im Durchschnitt um 0.11 Grad Celsius gestiegen. Seit 1993 steige pro Jahr der Meeresspiegel um sieben Millimeter.

In den kommenden Jahrzehnten werde der Meeresspiegel weiter langsam steigen, die Temperaturen wärmer werden, was mehr Regenstürme zur Folge habe – so die Prognose. Einige Inseln der Nation sind besonders betroffen: Hier ist es bereits zu Überschwemmungen gekommen, die Landwirtschaft geschädigt.

Treffen mit Papst Franziskus

Kurz vor seinem Gespräch mit CNA hatte sich Kardinal Ribat mit Papst Franziskus getroffen. Er habe sein Anliegen mit ihm geteilt – und Franziskus habe dafür großes Verständnis gehabt, so der Papua-Neuguineer. "Seine Antwort war, dass die Nationen nicht zuhören. Das hat er gesagt", so Ribat. Letztlich hänge es jedoch von diesen ab, habe ihm der Papst gesagt.

Papst Franziskus hat wiederholt Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels gefordert. Seine Enzyklika Laudato Si widmet sich ausführlich dem Thema Klima- und Umweltschutz.

Diese Enzyklika habe der Welt geholfen, "die Wichtigkeit" des Themas zu verstehen, sagte Kardinal Ribat, und wie es nicht nur sein Land beträfe, sondern "den ganzen Pazifischen Raum".

Der Erzbischof von Port Moresby rief besonders die "mächtigen" Nationen des Westens auf, "in positiver Weise zu reagieren, uns zu helfen, denn diesen Anstieg des Meeresspiegels haben wir noch nie erlebt und wir fragen uns, was mit uns geschieht, warum all das passiert."

Skeptiker der Folgen eines Klimawandels lud der Kardinal ein, sich selbst vor Ort anzusehen, was geschehe. "Da sieht man wirklich was die Folgen dessen sind, was hier geschieht". 

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