Redaktion - Mittwoch, 17. Juli 2024, 8:30 Uhr.
Die Sorge wächst: Angesichts neuer Gerüchte über eine Verschärfung des Vorgehens gegen die traditionelle lateinischen Messe haben sich namhafte katholische und nichtkatholische Künstler, Aktivisten und Führungspersönlichkeiten in einem weiteren offenen Brief an Papst Franziskus gewandt.
In dem am Montag veröffentlichten Schreiben mit dem Titel „Ein offener Brief aus Amerika an Papst Franziskus“ wird die lateinische Messe als „großartige Errungenschaft der Zivilisation“ und „Teil des gemeinsamen kulturellen Erbes der Menschheit“ bezeichnet.
Auch Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco, der bereits einen ähnlichen Brief aus Großbritannien in der vergangenen Woche unterstützt hatte, schloss sich dem amerikanischen Schreiben an und teilte es auf seinen Social-Media-Kanälen.
Wissenschaftler, Komponisten, Juristen, Autoren
Zu den Unterzeichnern gehören:
- Dana Gioia, ehemaliger Vorsitzender des National Endowment for the Arts, der den Brief über das Benedikt XVI. Institut organisierte. Gioia ist ein renommierter amerikanischer Dichter, Essayist und Literaturkritiker, der für seine Bemühungen um die Förderung der Poesie in der amerikanischen Kultur bekannt ist.
- Frank La Rocca, Komponist der „Mass of the Americas“
- David Conte, Professor für Komposition am San Francisco Conservatory of Music
- Larry Chapp, Theologe und Gründer der Dorothy Day Workers Farm
- Eduardo Verástegui, Filmproduzent und Schauspieler
- Nina Shea, internationale Anwältin für Religionsfreiheit
- Andrew Sullivan, Autor
Die Verfasser des Briefes bitten respektvoll darum, „dass die traditionelle lateinische Messe nicht weiter eingeschränkt wird, damit sie zum Wohle der katholischen Kirche und der Welt erhalten bleibt“.
Vorgehen gegen die lateinische Messe
Obwohl der Vatikan kein komplettes Verbot der lateinischen Liturgie erlassen hat, hat der Heilige Stuhl ihre Verwendung in den letzten Jahren massiv eingeschränkt. Im Juli 2021 erließ Franziskus das umstrittene Motu proprio Traditionis Custodes. Auf dessen Grundlage wird stellenweise gegen die Feier der Messe vorgegangen – während besorgte Katholiken die Unbarmherzigkeit und fragwürdige Begründung des Vorgehens kritisieren.
Die seit Jahrhunderten gefeierte traditionelle lateinische Messe (TLM) ist auch als „tridentinische“ und „gregorianische“ bekannt, als Feier im Usus Antiquior, als Messe in der außerordentlichen oder überlieferten Form sowie als „Messe aller Zeiten“. Diese „Alte Messe“ (Vetus Ordo) ist auch Vorläufer der in den 1970er Jahren eingeführten „Neuen Messe“ (Novus Ordo).
Die alte Messe erfreut sich trotz Papst-Vorgehens wachsender Beliebtheit – auch und gerade unter jungen Katholiken und frommen Familien.
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Die Unterzeichner des neuen Offenen Briefs betonen, dass es hier nicht gegen die neue Messe gehe: Sie erkennen die Heiligkeit der Messe des Novus Ordo (nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil) an und distanzieren sich von Befürwortern der lateinischen Messe, die Franziskus gegenüber kritisch eingestellt sind. Die katholischen Unterzeichner versichern ausdrücklich dem Papst ihre Treue: Hier geht es nicht um Autorität oder das Papstamt, sondern die Feier der Messe.
In dem Brief argumentieren sie: „Der nächsten Generation von Künstlern diese Quelle des Geheimnisses, der Schönheit und der Kontemplation des Heiligen vorzuenthalten, scheint kurzsichtig zu sein.“
Schönheit als Mittel der Evangelisierung
In einem Kommentar vom 8. Juli im National Catholic Register, der Partnerzeitung von CNA Deutsch, betonte Cordileone, dass die Schönheit der lateinischen Messe ein wichtiger Teil des kirchlichen Dienstes in einem „entchristlichten Zeitalter ist, das zunehmend ungastlich gegenüber jeglichem traditionellen Verständnis von Religion wird.“
Er verwies auf die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Bedeutung der Zeitzeichen und sagte: „Ein Zeichen, das uns jetzt in großen Buchstaben anschaut, ist: Schönheit evangelisiert.“
Stimmen der Unterzeichner
Nina Shea erklärte gegenüber CNA ihre Entscheidung, den Brief zu unterzeichnen, und betonte, dass die lateinische Messe „Teil unseres kulturellen Erbes“ ist.
Eine ihrer eindrücklichsten Erfahrungen mit der lateinischen Messe war die Teilnahme an einer Liturgie, die der chinesische Kardinal Ignatius Kung kurz nach seiner Entlassung aus 33 Jahren kommunistischer Gefangenschaft zelebrierte.
„Er sprach kein Englisch, aber wir konnten uns durch unsere gemeinsame alte liturgische Sprache in unseren Gebeten vereinen, und das auf eine Weise, die mir nicht fremd war“, erklärte sie.
„Ich gehe nicht oft zu lateinischen Messen, aber ich schätze ihre Schönheit und den Gedanken, dass meine Vorfahren jahrhundertelang auf diese Weise gebetet haben“, sagte Shea. „Ich finde, wir Katholiken sollten unsere wichtigsten alten Traditionen, die wir über die Jahrhunderte verabschiedet haben, kennenlernen und bewahren. Nichts ist so zentral für diese Tradition wie die liturgische Praxis.“
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.