Bischof Meier: Priester werden nicht geweiht, um „Zeit in endlosen Sitzungen zu verbringen“

Bischof Bertram Meier
Lennart Luhmann

Anlässlich des Tags der Priesterjubilare hat der Augsburger Bischof Bertram Meier am Donnerstag betont, Priester würden nicht geweiht, um Zeit „in endlosen Sitzungen zu verbringen“. Stattdessen gelte: „Ihr wurdet geweiht, um Menschen zu begegnen, und sie zu Gott zu begleiten. Wenn Ihr weniger als Gott gebt, gebt Ihr zu wenig.“

In drastischen Worten schilderte Meier die Realität des Priesterseins, das „einiges“ abverlange, „genauso wie das Leben eines Hirten hart und ganz unromantisch ist“.

Meier verwies auf die Erklärung eines polnischen Freundes, dessen Großvater selbst Schafhirte war: „Das Schaf hat sich das Bein gebrochen, der Hirt nimmt es auf seine Schultern, das Schaf zittert vor Schmerz und Angst, und wenn ein Schaf Angst hat, pinkelt es. Dem Hirten läuft dann die Schafspisse in den Nacken und den Rücken herunter und er stinkt. Dass der Hirt nach den Schafen riechen soll, wie Papst Franziskus immer wieder verlangt, ist gar nicht romantisch.“

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„Hirte sein kostet Überwindung“, betonte der Bischof von Augsburg nachdrücklich. „Das heißt: ob alt, ob jung – es wird uns weiter etwas kosten, Priester zu sein.“

In seiner Predigt beim Gottesdienst in der Erzabtei St. Ottilien, die im Bistum Augsburg liegt, ging Meier auch auf Kritik am Priesterstand ein. Es sei „gut, dass wir nicht sakrosankt auf einer Säule stehen, selbst wenn wir eine sakramentale Weihe empfangen haben. Nehmen wir Kritiker ernst, aber lassen wir uns im Glauben nicht verwirren! Halten wir dem Credo der Kirche die Treue!“

„Unser Auftrag ist es, dieses Credo mit Leben zu füllen“, erläuterte Meier. „Wer das Messiasbekenntnis verkürzt, verwässert den christlichen Glauben. Gleichzeitig gilt: Worte allein reichen nicht. Es geht um das glaubwürdige Zeugnis. Und das lässt in der Kirche durchaus zu wünschen übrig. Das gilt für Deutschland, aber auch in anderen Ländern. Wir brauchen eine Offensive der Glaubwürdigkeit!“