Bischof Kohlgraf konzentriert sich in Erklärung zum Welttag der Armen auf „Frauenarmut“

Bischof Peter Kohlgraf
Synodaler Weg / Maximilian von Lachner

In seiner Stellungnahme zum am Sonntag bevorstehenden Welttag der Armen hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf das Hauptaugenmerk auf die Frauenarmut gelegt. Er erlebe in Gesprächen „die oft versteckten und verschämten Gesichter von Frauenarmut in Deutschland“, sagte der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).

„Aus meinen Erfahrungen in der Frauenseelsorge höre ich von der alleinerziehenden Mutter, die ihre Arbeit als Erzieherin jahrelang nicht mehr ausüben kann und sich schämt, nun als Rentnerin und Bittstellerin beim Sozialamt Grundsicherung beantragen zu müssen. Aus Armut und Scham ziehen sich viele Frauen aus dem sozialen Leben zurück und vereinsamen“, berichtete der Bischof.

Und weiter: „Eine von Armut betroffene Frau erzählt: ‚Ich träume von einer Kirche, in der ich als Mensch mit meiner Geschichte gesehen werde und in der ich meine Würde behalte. Ich will mich nicht schämen müssen wegen meiner Erlebnisse.‘ Auch der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) weiß um konkrete Armutslagen von Frauen, die zum Beispiel mit dem Renteneintritt in die Wohnungslosigkeit geraten, weil die Miete zu hoch ist und die Rente zu gering ausfällt.“

„Viele Frauen erleben über geschlechterbezogene Gewalt in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz den Beginn eines Abwärtsstrudels in die Armut“, führte Kohlgraf aus. „Ein Obdachlosenseelsorger erzählt von einer Frau, die bereits in ihrer Kindheit Gewalt und Missbrauch erfahren hat: ‚50 Jahre später sagt sie: Meinen Hass bekommen sie nicht. Sie haben vieles in meinem Leben zerstört, aber ich habe gelernt, sie nicht mehr zu hassen. Seitdem kann ich wieder leben, ich bin nicht mehr nur Opfer.‘“

Kohlgraf sprach auch den „Zusammenhang zwischen Sorgetätigkeiten und Armut“ an, der Frauen viel häufiger betreffe als Männer. Denn Frauen leisteten fast zwei Drittel der unbezahlten Sorgetätigkeit in Deutschland, etwa die Pflege eines kranken Angehörigen. Außerdem kämen Frauen für rund 80 Prozent der bezahlten Sorgetätigkeit auf.

„Sorgearbeit dient dem Menschen“, unterstrich Kohlgraf. „Ohne Care-Arbeit gibt es kein Leben. Wir brauchen eine neue Wertschätzung derer, die sich, sei es ehrenamtlich oder beruflich, um andere sorgen.“

Angesichts dieser Situation forderte Kohlgraf die Gläubigen auf, sich zivilgesellschaftlich für eine angemessene finanzielle Berücksichtigung von Sorgetätigkeiten ebenso einzusetzen wie für Maßnahmen zur Vermeidung von Altersarmut und zur sozialen Absicherung von Frauen. Außerdem sprach Kohlgraf eine Ausweitung von Kinderbetreuungsplätzen sowie der Pflegeinfrastruktur an. Es gelte, sich zudem für Lohngerechtigkeit einzusetzen, wozu die Überprüfung von Frauen- und Familienbildern gehöre, die Armutsrisiken inklusive ihrer steuerpolitischen Ursachen befördern.

Während Kohlgraf eine Ausweitung von Kinderbetreungsplätzen ansprach, fühlen sich viele Mütter gezwungen, sich für eine Erwerbstätigkeit zu entscheiden und ihre Kinder in Betreuungseinrichtungen abzugeben, obwohl sie sich lieber selbst um ihre jungen Kinder kümmern würden.

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