Fribourg - Dienstag, 26. November 2024, 7:00 Uhr.
Im kommenden Jahr feiert die Kirche das 1700. Jubiläum des Konzils von Nicäa. Als Vorblick auf das Jubiläum lud am 18. November 2024 das Institut für ökumenische Studien und die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Fribourg zu einem Kolloquium ein.
Das erste der ökumenischen Konzilien ist einer der wichtigsten Pfeiler des apostolischen Glaubens. Bis heute wird das Glaubensbekenntnis von Nicäa von praktisch allen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften bekannt. Und mit der Verwerfung der arianischen Häresie umschiffte die Kirche im Jahr 325 eine der wohl größten theologischen Versuchungen der Geschichte. Es stand nicht weniger als die Einheit des Erlösers Jesus Christus – als wahrer Gott und wahrer Mensch – auf dem Spiel.
Unter dem Titel „The Council of Nicaea as an Ecumenical Guide for Christian Unity“ trafen sich Teilnehmer aus Fribourg, rund 50 Studierende des ökumenischen Institut Bossey sowie Vertreter des Instituts für Orthodoxe Theologie in Chambésy zum Austausch. Man bemühte sich um ein tieferes Verständnis des Bekenntnisses von Jesus Christus als „eines Wesens mit dem Vater“ mit Blick auf die fortlaufenden Bemühungen um sichtbare kirchliche Einheit.
Wie Leuchtfeuer markieren die großen Konzilien entscheidende Momente auf der Reise des pilgernden Gottesvolkes. Immer wieder fanden sich durch die Jahrhunderte hindurch aus der ganzen christlichen Welt Vertreter zusammen, um – nach dem Vorbild des Apostelkonzils in Jerusalem – über drängende Fragen zu beraten und verbindliche Entscheidungen zu treffen.
Das Konzil von Nicäa ist das erste dieser ökumenischen Konzilien. Es wird von allen Kirchen anerkannt und ruft damit eine Zeit noch vor dem tragischen Auseinanderbrechen der Christenheit in Erinnerung. Zugleich ist die Zusammenkunft in Nicäa, die in der großen gemeinschaftlichen Affirmation des Nicänischen Glaubensbekenntnisses gipfelt, auch ein Moment des resoluten Neins.
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In ihren Eröffnungsworten erinnerte die Organisatorin Barbara Hallensleben daran, wie einleuchtend, elegant und letztlich beruhigend die arianische Position gewesen war. Nach dieser Lehre war Jesus lediglich das vornehmste Geschöpf Gottes, aber nicht wesensgleich mit ihm. All das Verwirrende und Irritierende an der Inkarnation scheint damit befriedigend erklärt zu sein. Gott bleibt Gott. Und der Mensch Jesus bleibt Mensch. All die Schwierigkeiten, wie ewiger Gott und endlicher Mensch zugleich zu denken sind, fallen damit weg.
Aber letztlich fällt auch die ganze Kraft der Erlösung weg. Die rational erscheinende Lösung des Arianus ist nichts anderes als die Preisgabe des lebendigen Kerns der christlichen Heilsbotschaft – Gott ist Mensch geworden. Es benötigte ungemeine geistliche Kraft und göttliche Fügung, dass die Kirche sich damals gegen den Arianismus entschied. Denn selbst nach dem Konzil büßte der Arianismus nicht an Anziehungskraft ein und bis heute geistert dieser Irrtum in verschiedenen Gestalten durch die Welt.
Das Kolloquium fokussierte darauf, wie dieses geteilte Fundament der Christenheit die Bestrebungen zu sichtbarer Kircheneinheit leiten und anregen könnte. Dieses ökumenische Anliegen zeigte sich in den konfessionell stark gemischten Teilnehmern und Referenten.
Eine katholische (Barbara Hallensleben), eine christkatholische (Angela Berlis) und zwei orthodoxe Stimmen (Andrej Jeftic und Mihail Comãnoiu) kamen zu Wort. Eine wichtige Erkenntnis dieser Begegnung war, dass die kirchliche Einheit, wie sie sich im Konzil von Nicäa zeigte, ihre Kraft aus der Einheit in Jesus Christus bezieht.