Bischof Meier zum Weltfriedenstag: „Kaum etwas ersehnen wir in diesen Tagen mehr als Frieden“

Bischof Bertram Meier
EWTN

Anlässlich des Weltfriedenstags, den die katholische Kirche seit 1968 alljährlich am 1. Januar begeht, hat der Augsburger Bischof Bertram Meier betont: „Kaum etwas ersehnen wir in diesen Tagen mehr als Frieden – Frieden in unseren Familien, Frieden in der Gesellschaft und besonders Frieden in einer von Kriegen und Konflikten geplagten Welt.“

„Zu Beginn des Heiligen Jahres 2025 will uns der Welttag des Friedens daran erinnern, dass Friede nicht nur ein Zustand, sondern vor allem eine Aufgabe ist“, kommentierte Meier in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). „Eindrücklich weist Papst Franziskus darauf hin, wie sehr wir als Menschheitsfamilie aufeinander angewiesen sind.“

„Anstelle von Gleichgültigkeit und Egoismus braucht es deshalb ein Bewusstsein gegenseitiger Verbundenheit und Solidarität“, forderte der Bischof. „Und nicht zuletzt: Zu der von Papst Franziskus geforderten neuen Haltung gehört auch die Bereitschaft, von einer Dynamik des Berechnens und Aufwiegens zu einer Logik gegenseitigen Vergebens zu kommen. Nur so ist es möglich, einer sich immer weiter drehenden Spirale gegenseitigen Verschuldens zu entkommen und einen Neuanfang zu ermöglichen.“

In seiner eigenen Botschaft zum Weltfriedenstag hatte der Pontifex Mitte Dezember dazu aufgerufen, den „Schrei der Menschheit“ zu hören, „um uns alle gemeinsam und persönlich aufgerufen zu fühlen, die Ketten der Ungerechtigkeit zu sprengen, um Gottes Gerechtigkeit zu verkünden“.

Das bevorstehende Heilige Jahr 2025 sei „ein Ereignis, das uns dazu anspornt, auf der ganzen Erde die befreiende Gerechtigkeit Gottes zu suchen“. Es gelte, auf den „verzweifelten Hilfeschrei“ zu hören, „der wie die Stimme des Blutes Abels, des Gerechten, aus vielen Teilen der Erde aufsteigt und auf den Gott ohne Unterlass hört. Wir wiederum fühlen uns berufen, uns zum Sprachrohr so vieler Situationen der Ausbeutung der Erde und der Unterdrückung unserer Nächsten zu machen.“

„Jeder von uns muss sich in gewisser Weise für die Zerstörung verantwortlich fühlen, der unser gemeinsames Haus ausgesetzt ist, angefangen bei den Handlungen, die, wenn auch nur indirekt, die Konflikte anheizen, die die Menschheit gerade geißeln“, mahnte der Pontifex. „So entstehen und verflechten sich unterschiedliche, aber miteinander verbundene systemische Herausforderungen, die unseren Planeten heimsuchen.“

Konkret erwähnte Franziskus „Ungleichheiten jeglicher Art, die unmenschliche Behandlung von Migranten, die Umweltverschmutzung, die durch Desinformation schuldhaft erzeugte Verwirrung, die Ablehnung jeglicher Art von Dialog und die beträchtliche Finanzierung der Militärindustrie. Dies alles sind Faktoren, die eine reale Bedrohung für die Existenz der gesamten Menschheit darstellen.“

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Der Papst rief dazu auf, „die Ketten der Ungerechtigkeit zu sprengen, um Gottes Gerechtigkeit zu verkünden. Ein paar punktuelle Akte der Philanthropie werden nicht genügen. Vielmehr bedarf es kultureller und struktureller Veränderungen, damit auch ein dauerhafter Wandel stattfinden kann.“

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„Das Ereignis des Heiligen Jahres fordert uns auf, verschiedene Veränderungen vorzunehmen, um den gegenwärtigen Zustand von Ungerechtigkeit und Ungleichheit anzugehen und uns daran zu erinnern, dass die Güter der Erde nicht nur für einige wenige Privilegierte bestimmt sind, sondern für alle“, führte er aus.

Zum Thema Verschuldung erklärte der Pontifex: „Ich werde nicht müde zu wiederholen, dass die Auslandsverschuldung zu einem Kontrollinstrument geworden ist, mit dem einige Regierungen und private Finanzinstitute der reichsten Länder ohne Skrupel die menschlichen und natürlichen Ressourcen der ärmsten Länder wahllos ausbeuten, um die Nachfrage ihrer eigenen Märkte zu befriedigen. Hinzu kommt, dass verschiedene Völker, die bereits durch internationale Schulden belastet sind, sich gezwungen sehen, auch die Last der ökologischen Schulden der weiter entwickelten Länder zu tragen. Ökologische Schulden und Auslandsschulden sind zwei Seiten derselben Medaille – dieser Logik der Ausbeutung, die in der Schuldenkrise gipfelt.“

Papst Franziskus rief „die internationale Gemeinschaft auf, Maßnahmen zum Erlass der Auslandsschulden zu ergreifen und dabei die Existenz von ökologischen Schulden zwischen Nord und Süd anzuerkennen. Es ist ein Aufruf zur Solidarität, aber vor allem zur Gerechtigkeit.“

In seiner Botschaft erwähnte er auch den Lebensschutz, nämlich „eine feste Verpflichtung zur Förderung der Achtung der Würde des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, damit jeder Mensch sein Leben lieben und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken kann, mit der Sehnsucht nach Entwicklung und Glück für sich und seine Kinder“. Gleichzeitig wolle er „zu einer konkreten Geste einladen, die die Kultur des Lebens fördern kann: Ich beziehe mich auf die Abschaffung der Todesstrafe in allen Ländern. Diese Maßregel verletzt nämlich nicht nur die Unantastbarkeit des Lebens, sondern macht auch jede menschliche Hoffnung auf Vergebung und Erneuerung zunichte.“

„Möge 2025 ein Jahr sein, in dem der Frieden wächst!“, wünschte sich Papst Franziskus. „Jener wahre und dauerhafte Friede, der nicht bei den Spitzfindigkeiten von Verträgen oder menschlichen Kompromissen stehen bleibt. Suchen wir den wahren Frieden, den Gott einem entwaffneten Herzen schenkt: einem Herzen, das nicht darauf versessen ist, zu berechnen, was mir gehört und was dir gehört; einem Herzen, das den Egoismus ablegt und bereit ist, den anderen die Hand zu reichen; einem Herzen, das nicht zögert, sich als Schuldner Gottes zu bekennen und deshalb bereit ist, die Schulden zu erlassen, die den Mitmenschen belasten; einem Herzen, das die Mutlosigkeit im Hinblick auf die Zukunft mit der Hoffnung überwindet, dass jeder Mensch eine Bereicherung für diese Welt ist.“