Redaktion - Donnerstag, 2. Januar 2025, 12:00 Uhr.
Die Forderung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), das Grundgesetz für jene Personen zu ändern, die sich als Transgender bezeichnen, kommentierte ZdK-Mitglied Andreas Heek mit den Worten: „Als katholische Kirche haben wir eine besondere Verantwortung gegenüber LSBTIQ-Personen, weil wir in der Vergangenheit selbst daran beteiligt waren, diese Menschen aufgrund der kirchlichen Lehre zu diskriminieren. Da hat die Kirche viel dazugelernt.“
Ende November hatte das ZdK den Deutschen Bundestag und Bundesrat aufgefordert, bei Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes eine „entsprechende Ergänzung“ zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität im Grundgesetz vorzunehmen. Niemand dürfe aufgrund „seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität diskriminiert werden“, hieß es damals im Beschluss.
Die katholische Kirche lehnt die Gender-Ideologie ab, weil sie das biologische Geschlecht (sex) von einer sozialen Geschlechtsidentität (gender) trennt und behauptet, letztere sei rein kulturell und subjektiv. Damit wird die objektive Realität der menschlichen Natur relativiert, indem Geschlecht zu einer frei wählbaren, von biologischen Gegebenheiten unabhängigen Kategorie gemacht wird.
„Wir haben uns im Forum katholischer Männer dazu entschieden, das Vorhaben zu unterstützen, weil wir finden, dass die Grundrechte von LSBTIQ-Personen nicht genügend abgesichert sind“, erklärte Heek die Initiierung der Transgender-Forderung gegenüber katholisch.de. Zum Startpunkt schien das Vorhaben „noch realistisch möglich zu sein“.
Heek ist als Vertreter des Forums katholischer Männer Teil des ZdK. Dieses Forum ist ein Zusammenschluss katholischer Verbände, die sich mit Männerseelsorge und Männerarbeit befassen.
Bei der Erstellung des Grundgesetzes 1949 habe man „nicht die geschlechtliche Vielfalt gemeint, die wir heute kennen“, so der promovierte Pastoraltheologe weiter. Damals sei es hauptsächlich um Frauen und Männer gegangen, die „Gruppe der LSBTIQ-Menschen wurde nicht als besonders schützenswerte Gruppe genannt“.
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Man bemühe sich als ZdK die „innerkirchliche Diskussion“ über das Thema Transgender immer wieder „anzuregen“. Auf weltkirchlicher Ebene gebe es „ganz diverse Auseinandersetzungen, und die ranken sich natürlich ums kirchliche Lehramt“, so Heek. Zu Trans- und Intergeschlechtlichkeit gebe es im Vergleich zu Homosexualität „nur sehr wenige kirchliche Stellungnahmen“. Der Theologe spricht von einem „langen Prozess“. Er sei sich aber sicher, dass „steter Tropfen den Stein höhlen wird“.
Papst Franziskus hat die Gender-Ideologie mehrfach verurteilt und als Ausdruck von „Frustration und Resignation“ beschrieben, die auf die „Auslöschung der sexuellen Differenz“ abziele. Er betonte, dass die Verdrängung der Unterschiede zwischen Mann und Frau nicht die Lösung, sondern das eigentliche Problem sei.
Zuletzt hat sich die katholische Kirche in der Erklärung Dignitas Infinita, die im April 2024 vom Dikasterium für die Glaubenslehre mit Zustimmung von Papst Franziskus veröffentlicht wurde, ausführlich zur Gender-Ideologie geäußert.
„Im Hinblick auf die Gender-Theorie, über deren wissenschaftliche Konsistenz in der Fachwelt viel diskutiert wird, erinnert die Kirche daran, dass das menschliche Leben in all seinen Bestandteilen, körperlich und geistig, ein Geschenk Gottes ist, von dem gilt, dass es mit Dankbarkeit angenommen und in den Dienst des Guten gestellt wird“, so Dignitas Infinita. „Über sich selbst verfügen zu wollen, wie es die Gender-Theorie vorschreibt, bedeutet ungeachtet dieser grundlegenden Wahrheit des menschlichen Lebens als Gabe nichts anderes, als der uralten Versuchung des Menschen nachzugeben, sich selbst zu Gott zu machen und in Konkurrenz zu dem wahren Gott der Liebe zu treten, den uns das Evangelium offenbart.“
„Ein zweiter Punkt der Gender-Theorie ist, dass sie versucht, den größtmöglichen Unterschied zwischen Lebewesen zu leugnen: den der Geschlechter“, fährt der Text fort. „Dieser fundamentale Unterschied ist nicht nur der größtmöglich vorstellbare, sondern auch der schönste und mächtigste: Er bewirkt im Paar von Mann und Frau die bewundernswerteste Gegenseitigkeit und ist somit die Quelle jenes Wunders, das uns immer wieder in Erstaunen versetzt, nämlich die Ankunft neuer menschlicher Wesen in der Welt.“
Entsprechend gelte, „dass jeder geschlechtsverändernde Eingriff in der Regel die Gefahr birgt, die einzigartige Würde zu bedrohen, die ein Mensch vom Moment der Empfängnis an besitzt. Damit soll nicht ausgeschlossen werden, dass eine Person mit bereits bei der Geburt vorhandenen oder sich später entwickelnden genitalen Anomalien sich für eine medizinische Behandlung zur Behebung dieser Anomalien entscheiden kann. In diesem Fall würde die Operation keine Geschlechtsumwandlung in dem hier beabsichtigten Sinne darstellen.“