Redaktion - Dienstag, 21. Januar 2025, 9:00 Uhr.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat nach seiner Rückkehr aus Nigeria zu einer präzisen Sprache ermahnt. So könne man in Nigeria „weniger von systematischer Christenverfolgung sprechen“. Meier war letzte Woche in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission Weltkirche innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in das afrikanische Land gereist.
Meier sagte gegenüber Vatican News am Montag, er würde davor „warnen“, den Begriff „Christenverfolgung“ zu benutzen: „Verfolgung ist ein Abschreckungsbegriff. Es kann mit Benachteiligung beginnen, später auch Ausgrenzung. Erst in der radikalen Form kann es zu einer wahren Verfolgung kommen, mit leiblichem Schaden, der den Christen zugefügt wird.“
„Bei meinen Gesprächen wurde klar, dass es sich bei den Konflikten nicht nur um religiöse Motive handelt, sondern dass es dabei um sehr komplexe Sachverhalte geht“, erläuterte der Bischof. „Sie haben vorher Boko Haram genannt, da weiß man genau, wo die Reise hingeht. Das ist eine radikalisierte Gruppe, es geht um den Islamischen Staat, es soll ein Kalifat aufgebaut werden. Hier wird Religion instrumentalisiert. Boko Haram geht ja nicht nur gegen Christen vor, sondern auch gegen Muslime. Hier müssen wir sehr gut hinschauen und gut urteilen.“
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Die „Situation der Konflikte“ sei insgesamt „sehr schwierig“, so Meier. „Wir haben die Spannungen zwischen Bauern und Hirten, außerdem gibt es immer wieder Entführungsfälle. Hier geht es hauptsächlich um Geschäfte, um Geld und um Erpressungen.“
„Ein weiterer Punkt sind Spannungen und Streits zwischen verschiedenen Schichten in der Bevölkerung“, fügte er hinzu. „Man muss bedenken, 20 Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen. Wohin führt das in der Zukunft? Welche Perspektive hat eine ungebildete Jugend? All das sind Dinge, die ineinander verkettet sind. In einem solchen Land in die Zukunft zu blicken, ist schwierig. Es gibt etwa 60 Prozent Jugendarbeitslosigkeit. Das Durchschnittsalter liegt bei 17,9 Jahren, Tendenz sinkend. Hier glaube ich, ist es dringend notwendig, dass man auch in Bildung investiert. Und hier haben wir auch gute Projekte sehen können.“
Abschließend betonte Meier: „Vergessen wir bitte unsere bedrängten Schwestern und Brüder in der Welt nicht. Das zeigt unsere Solidarität. Afrika bestimmt normalerweise nicht unsere Schlagzeilen. Da müssen wir versuchen, gezielt Projekte zu stärken, die auch von unseren Hilfswerken immer wieder unterstützt werden.“ Daneben sind das Gebet und die Pflege von Beziehungen wichtig.