Abuja - Mittwoch, 15. Juni 2022, 17:00 Uhr.
Das Massaker an Dutzenden unschuldiger nigerianischer Katholiken bei einer Pfingstmesse am 5. Juni in Owo im südwestlichen Bundesstaat Ondo war eine absolut entsetzliche Tragödie. Noch tragischer ist die Tatsache, dass dergleichen kein Einzelfall ist.
CNA Deutsch veröffentlicht eine Übersetzung des im "National Catholic Register" veröffentlichten Leitartikels von Michael Warsaw, dem Vorstandsvorsitzenden und CEO von EWTN.
Gewalttätige Übergriffe auf Christen sind in Nigeria an der Tagesordnung. Die Tragödie wird noch durch die Tatsache verschärft, dass der Rest der Welt die eskalierende antichristliche Verfolgung, die seit Jahrzehnten in Afrikas bevölkerungsreichster Nation andauert, größtenteils ignoriert hat und ignoriert.
Dort ist Gewalt gegen Christen mittlerweile etwas Alltägliches. Allein im letzten Monat gehörten zu den gemeldeten Angriffen, neben dem verheerenden Massaker an Pfingsten, die Entführung von zwei Priestern in der Diözese Sokota am 26. Mai; der Tod eines weiteren im März entführten Priesters und der Mord an einem christlichen College-Studenten durch eine Gruppe seiner Kommilitonen.
Zu den Urhebern der Angriffe auf Christen gehören eine Reihe islamistischer Gruppen, darunter insbesondere die berüchtigten Kämpfer von Boko Haram, die zahlreiche Übergriffe im Norden Nigerias verübten, sowie die muslimischen Fulani-Milizen, die ihre Opfer in einem größeren geografischen Gebiet des Landes ins Visier nahmen.
Gewalt ist nicht nur von antichristlichen Antipathien inspiriert; auch ethnische, wirtschaftliche und territoriale Rivalitäten spielen eine Rolle, besonders im Fall der Fulani-Hirten.
Die Religion bleibt aber Hauptursache für Gewalt in Nigeria, dessen Bevölkerung von 225 Millionen sich zu fast gleichen Teilen in Muslime und Christen aufteilt.
Laut Angaben der United States Commission for International Religious Freedom und der "World Watch List" der Organisation Open Doors ist Nigeria einer der weltweit schlimmsten Straftäter hinsichtlich religiöser Verfolgung.
Die Folgen für nigerianische Christen sind schlimm. Mehr als 60.000 Christen wurden in den letzten zwei Jahrzehnten getötet, und die Zahl der Todesopfer ist in letzter Zeit alarmierend gestiegen; einem Bericht zufolge wurden in den ersten 200 Tagen des Jahres 2021 mehr als 3.400 Christen getötet.
Es ist auch klar, dass die bedrängte christliche Gemeinschaft Nigerias - obwohl sie fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung des Landes ausmacht - nicht auf die Hilfe der derzeitigen Regierung zählen kann. Präsident Muhammadu Buhari ist selbst ethnisch ein Fulani, und der nationale Sicherheitsapparat seiner Regierung wird von Beamten dominiert, deren Sympathien mehr bei den Tätern religiöser Gewalt zu liegen scheinen als bei den Opfern.
Dieses beklagenswerte Versäumnis der öffentlichen Behörden wurde in der Erklärung der Diözese Ondo vom 7. Juni zum Massaker am Pfingstsonntag in der Kirche des heiligen Franz Xaver in Owo hervorgehoben.
Das Schreiben fordert, dass die Urheber "dieser abscheulichen Tat" unverzüglich vor Gericht gestellt werden. In der Erklärung heißt es: "Es ist ziemlich entmutigend und befremdlich, dass diese Morde, Entführungen und andere nutzlose Gräueltaten jetzt täglich ungestraft begangen werden."
Außerhalb Nigerias sind die Menschen von der eskalierenden Gewalt in Nigeria und der Christenverfolgung abgelenkt, da der Krieg in der Ukraine und andere Tragödien wie die jüngsten Massenerschießungen in den Vereinigten Staaten weiterhin die internationalen Nachrichten dominieren.
Was also sollten Katholiken tun, um Solidarität mit unseren Geschwistern im Glauben in Nigeria zu zeigen und ihnen konkrete Unterstützung zukommen zu lassen?
Nach Ansicht von Befürwortern der Religionsfreiheit wie Stephen Rasche vom Religious Freedom Institute (Institut für Religionsfreiheit) sollten sofortige Maßnahmen darin bestehen, Druck auf die US-Regierung auszuüben, damit sie Nigerias offizielle Einstufung als "besonders besorgniserregendes Land" in Bezug auf die Verletzung der Gesetze zur Religionsfreiheit an den Bürgern durch das Land selbst wieder einführt.
Trotz der anhaltenden Welle der Gewalt gegen Christen und der offensichtlichen Zurückhaltung des derzeitigen nigerianischen Regimes, wesentliche Maßnahmen zu ihrer Eindämmung zu ergreifen, hat das US-Außenministerium im vergangenen November Nigeria von seiner Liste der "Länder von besonderem Interesse", die die eklatantesten Verstöße gegen die Religionsfreiheit begehen, gestrichen.
Diese unerwartete Aktion, die der anhaltenden und wachsenden Eskalation vor Ort komplett entgegensteht, hat die Unterstützer der Religionsfreiheit fassungslos gemacht. Tatsächlich veröffentlichte die International Religious Freedom Commission (ein überparteiliches Gremium, dessen Mitglieder sowohl vom Weißen Haus als auch vom Kongress nominiert werden) eine Erklärung herausgegeben, in der sie sagte, sie sei "schockiert" über das Vorgehen des Außenministeriums.
Diese Änderung der Regierung Biden im Hinblick auf Nigeria scheint die Tendenz vieler westlicher politischer Führer widerzuspiegeln, speziell gegen Christen gerichtete Gewalt herunterzuspielen und sich zu weigern, sinnvolle Maßnahmen gegen jene Länder zu ergreifen, die sie zulassen - obwohl dokumentiert ist, dass Christen bei weitem die häufigsten Ziele der internationalen Verletzungen der Religionsfreiheit sind.
Was auch immer der Grund dafür gewesen sein mag, es war ein schwerwiegender Fehler des Außenministeriums, der so schnell wie möglich korrigiert werden muss.
Die Regierung müsste auch kommunizieren, dass die Entwicklungshilfe der Vereinigten Staaten für Nigeria - einschließlich des Pakets in Höhe von 2,1 Milliarden Dollar, das vom US-Außenminister Antony Blinken zwei Tage nach der Aufhebung der Einstufung Nigerias als besonders besorgniserregendes Land angekündigt worden war – ausdrücklich nur unter den Bedingungen gewährt wird, dass die Regierung des Landes die Religionsfreiheit unterstützt und seine christlichen Bürger vor der anhaltenden Epidemie der Gewalt verteidigt.
Wir müssen auch weiterhin für das christliche Volk Nigerias und für die verfolgte Christen auf der ganzen Welt beten.
Darüber hinaus können wir auch direkt den internationalen Organisationen für die Verteidigung der Religion und für die Unterstützung der Opfer helfen.
Nach Anschlägen wie dem Massaker bei der Pfingstmesse wird eine solche Hilfe dringend benötigt.
Aber während wir uns bemühen, Nigerias bedrängten Katholiken zu helfen, sollten wir auch daran denken, dass sie im Gegenzug genauso viel oder mehr für uns tun. Trotz ihres endlosen Leidens ist ihre Freude und Ausdauer in der Nachfolger Christi wirklich bemerkenswert.
Unbeeindruckt von den Angriffen auf ihre Kirchen liegen die wöchentlichen Messbesuche unter den örtlichen Katholiken nach wie vor bei über 90 Prozent, und die Berufungen zum Priestertum und zum Ordensleben nehmen weiter zu.
Diese Gläubigen wissen, dass es den Himmel gibt, und sind wie die ersten christlichen Märtyrer bereit, notfalls für ihren Glauben zu sterben. Wir sollten Gott für ihr heldenhaftes Zeugnis danken und dadurch die Kraft gewinnen, Ihm auch selbst näher zu kommen.
Gott segne Sie!
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