Bischof Genn: „Wenn Menschen Gott nicht fehlt, kann keine Berufung wachsen“

Bischof Felix Genn
Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer

Bischof Felix Genn hat angesichts des Mangels an Neupriestern erklärt: „Wenn Menschen Gott nicht fehlt, kann keine Berufung wachsen.“ Gleichzeitig zeigte er sich hoffnungsvoll, denn in der Geschichte habe es „immer wieder Überraschungsmomente“ gegeben.

„Die meisten heutigen Priester und Ordensleute sind nicht von einem hellen Licht getroffen worden und zu Boden gestürzt“, sagte der Bischof von Münster im Gespräch mit dem Online-Magazin „Kirche+Leben“ am Donnerstag, wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag. „Das wird es zwar weiterhin geben, aber darauf kann man nicht setzen, weil man das nicht ‚machen‘ kann.“

Sodann fügte er hinzu: „Wenn aber Menschen Feuer und Flamme werden für die Wirklichkeit Christi, dann kann es sein, dass sie das zu der Frage führt: Soll ich das nicht zu meinem Lebensprojekt machen, weil es der Sinn meines Lebens ist, diesen Weg zu gehen? Mehr kann man nicht tun, außer den Boden hierfür zu bereiten.“

In den Jahren 2023 und 2024 gab es in der Diözese Münster keine Priesterweihen. Zuvor hatte es in den letzten zehn Jahren wenigstens zwei Priesterweihen pro Jahr gegeben, einmal sogar acht.

Angesprochen auf die Weihe bewährter verheirateter Männer oder sogar von Frauen zum Priester sagte Genn: „Da kommen wir an die Oberfläche der Diskussionen. Hier müssen wir schauen, wie sich die Überlegungen auf weltkirchlicher Ebene entwickeln. Wenn da oder dort eine Flamme angeht und sich in einem weltkirchlichen Prozess neue Dimensionen auftun, wird man sich damit befassen. Die Weltsynode hat mich gelehrt: Man kann nichts erzwingen.“

Der Bischof von Münster kam als Teilnehmer an der von Papst Franziskus lancierten mehrjährigen Weltsynode zur Synodalität auf das Thema Synodalität zu sprechen und zeigte sich überzeugt: „Es kann keine synodale Kirche ohne synodale Bischöfe geben. Das ist der Kernsatz. Auch Bischöfe müssen lernen, synodal zu leben und zu arbeiten.“

„Das Synodale ist umfassender als die hierarchische Autorität“, führte Genn aus. „Man kann nicht meinen: Jetzt bin ich Bischof und mache alles top-down, von oben nach unten. Das darf man aber auch als Gläubiger nicht mehr erwarten! Ich erlebe bis zur Stunde, dass Menschen sagen: ‚Sie sind doch Bischof, Sie können das doch einfach bestimmen! Als Bischof können Sie doch durchregieren!‘ Das ist eine Mentalitätsfrage auch des gläubigen Gottesvolkes, die natürlich genährt wurde, weil wir Bischöfe uns entsprechend verhalten haben. Genau darin liegt die Krise.“

Nach der Weltsynode sei jedenfalls „eine gewisse Beruhigung“ in der Kirche eingetreten. „Zu klären ist nun: Wie geht es weiter mit den aufgerissenen Fragestellungen und Problemen?“

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