Madrid - Samstag, 22. Februar 2025, 10:00 Uhr.
Zu den ersten Seligen der Generation Y – auch „Millennials“ genannt – könnte Schwester Clare Crockett zählen, deren Seligsprechungsverfahren Mitte Januar in Madrid offiziell eröffnet wurde. Ihre Lebensgeschichte und ihr Glaubensengagement haben eine breite Öffentlichkeit berührt. Eine Dokumentation über ihr Leben wurde millionenfach angesehen. Doch wer war Clare Crockett und was machte ihr Leben so besonders?
Clare Theresa Crockett wurde am 14. November 1982 in Derry, Nordirland, geboren. Sie war die älteste von drei Geschwistern und führte mit ihrem Humor, Charisma und ihrer Schlagfertigkeit oft die Gruppe an. Schon als Kind genoss sie Aufmerksamkeit und wusste, wie sie sich Vorteile verschaffte. Ihre Eltern erzogen ihre Kinder katholisch, doch es war eher Tradition als tief empfundener Glaube. Clare umging den Kirchenbesuch geschickt, indem sie die Pfarrnachrichten als Beweis mitnahm und stattdessen mit ihren Schwestern rauchte.
Von klein auf war sie ehrgeizig. Wenn sie sich für etwas interessierte, wollte sie die Beste sein. Ihr großer Traum war es, eine berühmte Schauspielerin in Hollywood zu werden. Diese Ambition war für ein Mädchen aus Derry, einer von politischen Konflikten geprägten Stadt, außergewöhnlich. Eine jahrzehntelange Unterdrückung der katholischen Bevölkerung hatte tiefe Spuren hinterlassen. Die Spannungen zwischen Nationalisten und Unionisten prägten ihre Umgebung und formten in ihr eine kompromisslose „Ganz oder gar nicht“-Mentalität.
Trotz des schwierigen Umfelds erlebte Clare eine unbeschwerte Kindheit. Sie sang im Chor, war in einer Theatergruppe und liebte es, mit Freunden Zeit zu verbringen. Auch wenn sie ihre Pläne für die Zukunft oft änderte – sei es Sängerin zu werden oder Schauspielerin und Autorin –, eins war ihr immer klar: Sie möchte berühmt werden. Ihre Karriere nahm schnell Fahrt auf: Mit 15 bekam sie ihren ersten Job beim britischen TV-Sender Channel 4, mit 16 war sie auf Nickelodeon zu sehen. Sie verdiente gut, wurde anerkannt – alles schien perfekt. Doch innerlich blieb sie leer.
Clare liebte es zu feiern. Mit 14 Jahren fälschte sie ihren Ausweis, um in Clubs zu kommen. Ihr Geld verdiente sie als Tellerwäscherin, das sie in Alkohol und Zigaretten investierte. Gott spielte keine Rolle in ihrem Leben. Doch ihr Leben sollt sich schlagartig ändern, als sie einen Anruf von ihrer besten Freundin Sharon erhielt: Es gab ein bereits bezahltes Flugticket nach Spanien. Clare dachte sofort an Partys und Strände und sagte begeistert zu. Doch als sie das Ticket abholte, stellte sie fest, dass es sich um eine Pilgerreise handelte, die Mitreiser den Rosenkranz beteten und lange Röcke trugen. Entsetzt wollte sie absagen, doch Sharon überredete sie, das Ticket nicht verfallen zu lassen.
Widerwillig reiste Clare mit. Sie versuchte, sich vor allen religiösen Aktivitäten zu drücken, rauchte in Pausen und legte sich demonstrativ in die Sonne. Doch am Karfreitag geschah etwas Unerwartetes: Sie nahm an der Kreuzverehrung teil. Als sie das Kruzifix küsste, spürte sie tiefen Schmerz – sie erkannte plötzlich, dass ihre Sünden Jesus ans Kreuz gebracht hatten. In ihrem Inneren hörte sie die Worte: „Ich verzeihe dir.“ Sie konnte sich nicht mehr herausreden. Zum ersten Mal in ihrem Leben wollte sie Gott etwas zurückgeben: ihr ganzes Leben.
Nach dieser Erfahrung war Clare verwirrt. Ihr Lebenstraum war es, Schauspielerin zu werden und berühmt zu sein, doch plötzlich spürte sie, dass Gott sie in eine andere Richtung rief. Zurück in Irland verflog ihr Eifer schnell. Sie ging wieder feiern, trank und ignorierte den Ruf Gottes. Doch er gab sie nicht auf. In einer Clubtoilette, betrunken und übel, hörte sie klar: „Warum tust du mir immer wieder weh?“ Sie erkannte, dass Gott sogar dort nach ihr suchte.
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Ihr Durchbruch als Schauspielerin schien gesichert: Sie bekam eine Rolle in einem Film, wurde in Limousinen herumgefahren, hatte eine Assistentin. Doch eines Abends, alleine im Hotelzimmer, wurde ihr bewusst, dass all das sie nicht glücklich machte. Tränenüberströmt erkannte sie, dass sie Gott in ihrem Leben nicht an die erste Stelle gesetzt hatte.
Das war der Moment, in dem sie sich entschied, alles aufzugeben. Trotz heftigem Widerstand ihrer Familie packte sie ihre Sachen und trat in Spanien in den Orden der „Dienerinnen des Heimes der Mutter“ ein. Doch der Weg war nicht leicht. Ihr Stolz, ihre Bequemlichkeit und ihr Wunsch nach Aufmerksamkeit standen ihr im Weg. Die Schwestern bezeichneten sie als faul und selbstsüchtig. Sie musste Demut lernen und ihr eigenes Ich zurückstellen, um Gott durch sich wirken zu lassen.
Clare erkannte, dass sie ihre Talente nicht für sich, sondern für Gott nutzen wollte. Sie gab ihre humorvolle, mitreißende Art in den Dienst der Evangelisation. Wo auch immer sie hinkam, berührte sie die Herzen von Jugendlichen, bekehrte viele und half ihren Mitmenschen. Sie begann jeden Tag mit der Hingabe an Gott: „Herr, ich gebe Dir meine Pläne. Tu mit mir, was Du willst.“ Sie war die erste, die mit der Arbeit begann, und die letzte, die schlafen ging. Niemand wusste, dass sie oft unter starker Migräne litt – sie klagte nie.
2015 wurde sie nach Ecuador geschickt, wo sie Kinder unterrichtete und ihnen den Glauben näherbrachte. Sie spielte mit ihnen, brachte ihnen Gitarre bei und verbrachte ihre Tage in hingebungsvollem Dienst.
Am 16. April 2016 kam es in Ecuador zu einem verheerenden Erdbeben. Schwester Clare befand sich im zweiten Stock eines Schulgebäudes. Anstatt sich in Sicherheit zu bringen, sorgte sie sich um ihre Mitschwestern und die Mädchen, die mit ihr lebten. Sie rief sie auf, ruhig zu bleiben und betete. Doch das Gebäude brach zusammen. Schwester Clare starb unter den Trümmern.
Ihr Tod erschütterte viele, doch ihr Leben inspiriert bis heute. Sie gab alles für Gott. Ihr Weg zeigt, dass wahres Glück nicht im Ruhm oder Reichtum liegt, sondern in der Hingabe an den Herrn. Ihr Zeugnis erinnert daran, dass Gott jeden ruft – auch die, die es am wenigsten erwarten.