Sozialethiker Nass: Protektionismus widerspricht sozialer Gerechtigkeit

Elmar Nass
screenshot / YouTube / K-TV Katholisches Fernsehen

Der an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) lehrende Sozialethiker Elmar Nass hat angesichts der Politik von US-Präsident Donald Trump konstatiert: „Protektionismus widerspricht nicht nur volkswirtschaftlichem Sachverstand, sondern auch einem christlichen Verständnis sozialer Gerechtigkeit. Er ist deshalb abzulehnen.“

„Freihandel ist dazu die Alternative“, führte Nass in einem Beitrag für Communio am Mittwoch aus. Auch dieser sei indes „aus christlicher Perspektive kein Selbstzweck, sondern ein Instrument im Dienst der Menschenwürde und des menschlichen Zusammenlebens. Um diesen Zweck zu erfüllen, muss auch er sich kritischen Fragen stellen.“

„Es ist darauf zu achten, dass kein ‚Race to the bottom‘ bestehende soziale Grundrechte pulverisiert“, mahnte Nass an. „Unter solchen Bedingungen ist im Sinne katholischer Soziallehre der Freihandel ein starkes Instrument sozialer Gerechtigkeit.“

Der Priester und Sozialethiker sprach insgesamt zehn Punkte an, um die Folgen einer protektionistischen Politik, wie sie die Einführung von Zöllen bedeute, zu untersuchen.

Mit Blick auf das Gemeinwohl etwa könne man von einer „Wohlstandsminderung in den USA, der EU und vielen anderen Ländern“ ausgehen, „in denen Arbeitsplätze verloren gehen“, so Nass. Zölle seien außerdem „ein Ausdruck des globalen Misstrauens. Folgende Inflation mindert zudem das Vertrauen in Währung und Politik. Eine Kultur des Misstrauens schafft Angst und widerspricht christlicher Tugend.“

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Zum Punkt „Freiheit“ schrieb Nass: „Der Handelskrieg treibt in der geopolitischen Gesamtlage viele Länder in die Hände Chinas, das die freiheitliche Ordnung im Westen systematisch zersetzen und unter seiner Führung eine neu gestaltete Weltordnung autoritär dominieren will. Personale Menschenrechte sind in Gefahr.“

Zudem werde die „Friedensidee des Freihandels“ ersetzt durch „einen Kampf aller gegen alle, in dem mit Zöllen und Rhetorik international das Recht des Stärkeren gilt. Das widerspricht dem christlichen Ideal globalen Miteinanders.“

Angesichts derartiger Probleme könnten die Europäer, so Nass, „mit gutem Beispiel vorangehen und eigene Zölle, Bürokratie und Subventionen abbauen. Sie sollten dafür neue Handelspartner suchen, die ebenso den Protektionismus ablehnen. Das bedeutet eine zügige Abkehr von China, das durch hohe staatliche Subventionen und stark eingeschränkte Marktzugänge den Freihandel ad absurdum führt. Das bedeutet aktuell auch die Suche nach Alternativen für den US-Markt.“

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„Dieser Weg ist glaubwürdiger, als sich in einen Handelskrieg zwingen zu lassen, bei dem alle verlieren“, zeigte sich der Kölner Sozialethiker überzeugt. „Das Lehramt sollte sich ausdrücklich positiv zum Freihandel positionieren. Das würde auch in Washington Wirkung zeigen und wäre ein großer Wurf.“