Die Deutschen beim Konklave: Kardinal Gerhard Ludwig Müller

Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Neben zwei deutschen Erzbischöfen ist auch ein in Rom lebender Deutscher beim bevorstehenden Konklave wahlberechtigt, nämlich Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Von 2012 bis 2017 war er Präfekt der Glaubenskongregation.

Auch und gerade nach seinem Ausscheiden als Präfekt hat Müller immer wieder deutliche Kritik an Fehlentwicklungen in der Kirche geübt.

Müller gilt vielen als Vertreter konservativer Positionen innerhalb der Kirche, wehrt sich jedoch dem Bayerischen Rundfunk zufolge gegen diese Etikettierung. Er sei weder rechts noch links, sondern einfach katholisch.

In seiner Theologie legte er besonderen Wert auf die Autorität des kirchlichen Lehramts und die apostolische Sukzession – die ununterbrochene Weitergabe des Bischofsamtes seit der Zeit der Apostel.

Müller hatte sich mehrfach kritisch mit dem Papsttum von Franziskus auseinandergesetzt. So sagte er 2017: „Man darf nicht in einen gewissen Papismus verfallen. Die wahren Freunde des Papstes sind nicht jene, die ihm schmeicheln, sondern jene, die mit ihm und den Bischöfen zusammenarbeiten, um den Glauben aufrechtzuerhalten.“

Die Apostolische Exhortation Amoris laetitia von Papst Franziskus verteidigte der Kardinal. Sie könne und müsse im Licht der Tradition interpretiert werden. Müller begrüßte dennoch die von einigen Kardinälen verfassten Dubia (Zweifel) zur Vereinbarkeit von Amoris laetitia mit der überlieferten Lehre der Kirche. Franziskus ließ die Anfrage der Kardinäle jahrelang unbeantwortet.

In einem 2019 veröffentlichten Glaubensmanifest trat Müller in kompakter Form für den Glauben der Kirche ein und verteidigte ihn gegen zahlreiche moderne Irrtümer.

Das Sakrament der Weihe etwa ist Männern vorbehalten, betonte der Kardinal: „Hier eine Diskriminierung der Frau zu unterstellen, zeigt nur das Unverständnis für dieses Sakrament, bei dem es nicht um irdische Macht geht, sondern um die Repräsentation Christi, des Bräutigams der Kirche.“

Mehr in Vatikan

Wiederholt kritisierte Müller den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland und andere Fehlentwicklungen. Die Segnung homosexueller Verbindungen, wie sie gegen Klarstellung des Vatikans durch eine Kampagne im Jahr 2021 betrieben wurde und vom Synodalen Weg mehrheitlich unterstützt wurde, sei „in jedem Fall eine Blasphemie“.

„Sie relativieren den katholischen Glauben, aber behalten ihre Titel – Kardinäle, Bischöfe, Theologieprofessoren. Doch in Wirklichkeit glauben sie nicht, was die Kirche sagt“, so Müller.

2021 forderte der Kardinal den Vatikan in diesem Zusammenhang zum Handeln auf: „Um der Wahrheit des Evangeliums und der Einheit der Kirche willen darf Rom nicht schweigend zusehen und hoffen, dass die Dinge nicht allzu schlimm werden oder dass die Deutschen mit taktischer Finesse und kleinen Zugeständnissen befriedet werden können. Wir brauchen eine klare Grundsatzerklärung mit praktischen Konsequenzen.“

Politisch sorgte Müller für Aufsehen mit seiner Kritik an der Deutschen Bischofskonferenz. Diese hatte in einer einstimmigen Erklärung völkischen Nationalismus als unvereinbar mit dem christlichen Glauben bezeichnet und geschrieben, in der AfD dominiere diese Gesinnung, weshalb solche Parteien für Christen „nicht wählbar“ seien.

Müller warf laut der Zeitung Welt der Bischofskonferenz „Opportunismus“ vor und erklärte, sie dürfe „nicht als Wahlhelfer der Ampel auftreten“.

Auch gegen die „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen äußerte sich Müller kritisch, wie CNA Deutsch berichtete. Es bestehe immer die Gefahr, dass „selbsternannte Progressisten in Zusammenarbeit mit antikatholischen Kräften der Politik und der Medien versuchen, die Agenda 2030 in die Kirche einzuführen“, warnte er.

Der Kern dieser Agenda stehe im Widerspruch zur göttlichen Würde des Menschen und zu den Grundsätzen des katholischen Glaubens, so der Kardinal.

Biografische Details zu Gerhard Ludwig Müller

Müller wurde am 31. Dezember 1947 in Mainz-Finthen geboren, als Sohn des Arbeiters Martin Müller und seiner Ehefrau Lioba. Nach dem Abitur am Willigis-Gymnasium in Mainz studierte er Philosophie und Theologie in Mainz, München und Freiburg im Breisgau.

Seine akademische Laufbahn begann früh und verlief steil: 1977 promovierte er bei Karl Lehmann, dem späteren Kardinal, mit einer Arbeit über Dietrich Bonhoeffer. Nach seiner Priesterweihe 1978 war er zunächst als Kaplan in verschiedenen Pfarreien und als Religionslehrer tätig, bevor er 1985 seine Habilitation vollendete.

Bereits mit 38 Jahren wurde Müller 1986 zum Professor für Katholische Dogmatik an der Ludwig-Maximilians-Universität München berufen und war damit einer der jüngsten Professoren der Hochschule. Seine internationale akademische Tätigkeit führte ihn als Gastprofessor an Universitäten in Peru, Spanien, den USA, Indien, Brasilien, Italien und der Schweiz.

Der Weg in die kirchliche Hierarchie begann 2002 mit seiner Ernennung zum Bischof von Regensburg. In dieser Funktion reformierte er die Laiengremien der Diözese, was zu Kontroversen führte, auch wenn die Apostolische Signatur – das höchste Kirchengericht – die Rechtmäßigkeit seiner Reform bestätigte.

Während seiner Amtszeit gründete er eine diözesane Schulstiftung und das Institut Papst Benedikt XVI., das die Herausgabe der Gesammelten Schriften des 2022 verstorbenen deutschen Papstes betreut.

Im Jahr 2012 berief ihn Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom. Unter Papst Franziskus wurde er 2014 zum Kardinal erhoben.

Sein Wirken als Präfekt der Glaubenskongregation endete 2017, als Papst Franziskus entschied, seine Amtszeit nicht zu verlängern. Seit 2021 ist er Richter an der Apostolischen Signatur, dem höchsten Gericht der römischen Kirche.

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