Kardinal Woelki: Leo XIV. tritt „nicht verletzend“ oder „persönlich demütigend“ auf

Kardinal Rainer Maria Woelki
Erzbistum Köln / Reiner Diart

Dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zufolge tritt Papst Leo XIV. „nicht verletzend“ oder „persönlich demütigend“ auf. Im Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte Woelki am Sonntag: „Ich freue mich einfach, wie schnell wir den Mann gefunden haben, den Christus in dieser Stunde und in dieser schwierigen Zeit durch uns erwählen wollte.“

Die schnelle Wahl sei „sicher“ darauf zurückzuführen, „dass viele von uns ihn als Chef des Dikasteriums für die Bischöfe kennen, und anscheinend haben sie ihn so erlebt wie ich: als einen geistlichen, spirituellen Menschen, der aufmerksam zuhören kann. Durch kluges Nachfragen bringt er eine Sache voran. Er ist verbindlich, und er verbindet.“

Leo XIV. sei „ein Mann des Glaubens, der das Bekenntnis zu Jesus als dem Erlöser lebendig hält“, betonte der Erzbischof von Köln. „Politische Kategorien passen wirklich schlecht auf Bischöfe. Für uns zählt, ob wir dem Evangelium genügen.“

„Es mag sein, dass der Amerikaner Robert Prevost mit seinem Einsatz für Migranten im Gegensatz zu Präsident Trump steht, aber nicht, weil Prevost politisch links wäre, sondern weil er aus seinem Glauben heraus in jedem Menschen das Abbild Gottes erkennt“, stellte Woelki klar.

Tatsächlich hatte der damalige Kardinal Robert Francis Prevost OSA via X – vormals Twitter – vor seiner Wahl zum Papst mit manchen Beiträgen eine gewisse Kritik am Kurs der Trump-Regierung erkennen lassen.

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Über die anstehenden Aufgaben von Papst Leo sagte Woelki: „Er muss Christus verkündigen und die Katholiken in schwierigen Zeiten einen. Er muss der Fels sein, auf den Christus seine Kirche gebaut hat und damit die Menschen stärken und ihnen Orientierung geben.“

„Mit seinem Namen gibt er eine Richtung vor: Leo XIII. war dem Augustinerorden, aus dem Prevost kommt, sehr verbunden“, erläuterte der Kölner Erzbischof. „Dabei spielte die soziale Frage eine zentrale Rolle. Er weiß, was Armut, Krieg, Vertreibung bedeuten. Im Vorkonklave berichtete ein Kardinal, dass durch den Klimawandel seine Inselgruppe zu verschwinden droht. Dass Leo XIV. sich mit dem Gruß des Auferstandenen vorgestellt hat, ‚Friede sei mit Euch!‘, das zeigt, er weiß, wie sehr unsere Welt dieser Botschaft bedarf.“

Woelki wurde am Sonntag auch auf sein eigenes Rücktrittsangebot an Papst Franziskus angesprochen, das er 2022 eingereicht hatte. Zwar wurde dem Kardinal kein Fehlverhalten bei der Aufarbeitung von Missbrauch nachgewiesen, doch stand er in seiner Erzdiözese lange unter Druck. Nach einer fünfmonatigen Auszeit forderte der Papst den Kölner Kardinal damals auf, seinen Rücktritt anzubieten, was Woelki öffentlich machte.

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Papst Franziskus reagierte jedoch nie, weder durch Annahme noch durch Ablehnung – obwohl Woelki seinen Rücktritt nach Aufforderung des Papstes angeboten hatte. Nun stellte der Kardinal klar: „Laut Kirchenrecht war mein Rücktrittsangebot bereits nach drei Monaten unwirksam.“