Vatikanstadt - Dienstag, 13. Mai 2025, 16:00 Uhr.
Der Schweizer Kardinal Kurt Koch schätzt den neuen Papst Leo XIV. als „sehr intelligent und sehr klug“ ein, wie er in einem Interview mit Rudolf Gehrig, dem Romkorrespondenten von CNA Deutsch und EWTN, erklärte. Der Kardinal ist seit 2010 für das Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen zuständig, das damals allerdings noch Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen hieß.
Über eine mögliche Reise von Papst Leo nach Nizäa, um in ökumenischer Verbundenheit das 1700-jährige Jubiläum des ersten Konzils zu begehen, sagte Koch, der Pontifex werde selbst „entscheiden, ob er diese Reise macht und wann er sie macht. Das muss ja nicht zu dem Termin sein, wo es mal vorgesehen war, Ende Mai.“ Dies könne auch zu „einem anderen Zeitpunkt sein, sofern er entscheidet, das zu tun. Aber das ist seine Freiheit.“
Koch hatte den jetzigen Papst näher kennengelernt, als dieser noch dem Dikasterium für die Bischöfe vorstand und die monatlich zwei Sitzungen zur Vorbereitung der Auswahl neuer Bischöfe leitete. Koch ist seit langen Jahren Mitglied des Dikasteriums für die Bischöfe, das Kardinal Robert Francis Prevost OSA, der nun zum Papst gewählt wurde, seit 2023 leitete.
„Kardinal Prevost war Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, und ich bin eines der Mitglieder dieses Dikasteriums“, erläuterte Koch. Bei den Sitzungen, in denen die Kandidaten für das Bischofsamt besprochen werden, „muss jeder seine Meinung abgeben über die jeweiligen Kandidaten“.
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„Und der Kardinalpräfekt macht dann die Synthese – gibt natürlich seine Meinung, aber synthetisiert das Ganze und gibt bereits bekannt, was er dann dem Heiligen Vater sagen wird“, so Koch. „Und da habe ich immer die Erfahrung gemacht: Auf der einen Seite ist er menschlich sehr freundlich, umgänglich, manchmal auch ein bisschen zurückhaltend, aber sehr offen und meines Erachtens sehr intelligent und sehr klug. Also die Synthesen, wie er da zusammengefasst hat, jeweils, das hat mich immer beeindruckt. Von einer großen Zahl von Mitgliedern dieses Dikasteriums die Summe zu machen, das hat mir immer imponiert.“
Papst Leo XIV. sei seiner Überzeugung nach „ein sehr dialogischer Mensch“, sagte Koch im Interview. Der neue Pontifex sei jemand, „der auf Konsens, auf Harmonie abzielt. Das schließt nicht aus, sondern schließt vielmehr ein, dass er eine klare Überzeugung hat und einen klaren Standpunkt. Aber er will den nicht aufdrängen, sondern er will Konsens gewinnen. Ich habe das sehr, sehr positiv erlebt.“
Mit Blick auf das Thema Synodalität gab der Kardinal zu bedenken, dass das, „was die Mehrheit der deutschen Bischöfe unter Synodalität versteht und das, was Papst Leo darunter versteht, nicht einfach so 100 Prozent deckungsgleich ist“.
Leo XIV. habe „ein schönes Beispiel gegeben, was er unter Synodalität versteht“. So habe er beim ersten Segen Urbi et Orbi Augustinus zitiert, der sagte: „Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof. Dieses Mitsein und Fürsein ist eine Spannung. […] Diese schöne Aussage von Augustinus, die er übrigens in seiner eigenen Bischofsweihe gesagt hat, bringt zum Ausdruck: Hierarchie und Synodalität sind keine Gegensätze, sondern müssen miteinander zusammen sein.“
Koch stellte klar: „Es gibt keine Synodalität ohne Primat. Es gibt kein Primat ohne Synodalität. Da bin ich nicht ganz sicher, ob das so in Deutschland geteilt wird.“