Redaktion - Dienstag, 1. Juli 2025, 9:00 Uhr.
Rund 900 Menschen haben in Hannover gegen einen „Kinderschutzkongress“ der AfD im Niedersächsischen Landtag demonstriert – darunter auch Vertreter der katholischen Kirche. Dies berichtete der NDR. Die AfD setzte sich bei der Veranstaltung dafür ein, Kinder vor einer „Frühsexualisierung“ sowie vor einseitiger „Gender-Propaganda“ zu schützen.
„Hannover ist bunt, vielfältig, demokratisch und offen. Das wollen wir auch für unsere Kinder erhalten. Wir lassen nicht zu, dass sog. ‚besorgte Bürger*innen‘ unter dem Deckmantel der angeblichen Fürsorge für unsere Kinder ihre rechtsextremistischen Ziele verfolgen“, hieß es in einer Erklärung der katholischen Kirche in Hannover.
Menschen seien unabhängig von ihrer sexuellen Identität „gleichberechtigter Teil der Kirche“, so die Erklärung weiter. Zudem gelte Gottes Segen „ohne Ausnahme allen liebevollen Beziehungen“. Deswegen brauche es in den Gemeinden „sichere Räume“ für „queere Menschen in unseren Kirchen“.
Mira Thoben von der Katholischen Familienbildungsstätte erklärte zudem, Schweigen käme einer Zustimmung gleich: „Zu antifeministischen, queerfeindlichen und rassistischen Aussagen zu schweigen, hieße zuzustimmen – und das ist keine Option.“
Sie verwies zugleich auf das Versagen der Kirchen beim Thema Kinderschutz und plädierte dafür, „einfachen Weltbildern von rechten Christ*innen und christlichen Fundamentalist*innen“ etwas entgegenzusetzen: „Wir glauben an ein christliches Menschenbild und das bedeutet Würde für alle Menschen und Schutz für alle Kinder, auch für geflüchtete, für arme, für queere Kinder.“
Umstrittene Eingriffe bei Minderjährigen
Die AfD organisierte den „Kinderschutzkongress“ am 21. Juni 2025 als Kampagne gegen Kindesmissbrauch. Dabei konzentrierte sich die Veranstaltung auf Themen wie „Frühsexualisierung“, „Gender-Propaganda“ und „Pädophilie-Verharmlosung“. Ziel war es, auf eine immer häufiger werdende und umstrittene Praxis bei Kindern und Minderjährigen aufmerksam zu machen: die sogenannten „Geschlechtsumwandlungen“.
Diese umfassen eine Reihe medizinischer und psychologischer Eingriffe, teils mit irreversiblen körperlichen und chemischen Veränderungen am Körper. Konkret handelt es sich dabei um tiefgreifende Interventionen – von Pubertätsblockern über Hormontherapien bis hin zu operativen Eingriffen.
Pubertätsblocker sind der erste Schritt bei „Geschlechtsumwandlungen“ im Jugendalter. Sie verhindern, dass der Körper eigene Geschlechtshormone wie Testosteron oder Östrogen produziert. Das geschieht, indem bestimmte Vorgänge im Gehirn gestört werden, die normalerweise die Pubertät auslösen.
Nach der künstlichen Unterdrückung der natürlichen Pubertät folgt in vielen Fällen eine sogenannte „geschlechtsangleichende“ Hormonbehandlung. Dabei wird Mädchen, die sich als männlich ansehen, Testosteron zugeführt, was Veränderungen wie Stimmbruch, Bartwuchs und verstärkten Muskelaufbau zur Folge hat. Männliche Jugendliche, die sich als weiblich identifizieren, erhalten Östrogen, was etwa eine künstliche Brustentwicklung und andere weibliche Körpermerkmale hervorruft. Diese hormonellen Mittel greifen massiv in den natürlichen Hormonhaushalt ein – mit teils irreversiblen Folgen.
Operative Eingriffe stellen die gravierendsten Maßnahmen in diesem Bereich dar. Bei männlichen Jugendlichen, die sich als weiblich identifizieren, zählen Vaginoplastiken zu den häufigeren Operationen. Dabei wird meist die Penishaut umgestülpt und zusätzlich mit Hauttransplantaten aus dem Hodensack ergänzt, um ein möglichst natürlich aussehendes weibliches Geschlechtsorgan zu formen, das allerdings trotzdem nicht als solches funktioniert. Bei weiblichen Jugendlichen, die sich als männlich ansehen, ist die Brustentfernung (Mastektomie) der häufigste chirurgische Eingriff.
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Gesundheitliche Langzeitfolgen und Risiken
Derartige hormonelle oder chirurgische Interventionen können erhebliche Langzeitfolgen haben. So führen Pubertätsblocker beispielsweise nachweislich zu einem Verlust der Knochendichte, der besonders die Wirbelsäule betrifft und nur teilweise durch eine spätere Hormontherapie ausgeglichen wird.
Darüber hinaus gibt es Hinweise auf kognitive Beeinträchtigungen. So sank beispielsweise der IQ von Mädchen mit vorzeitiger Pubertät, die mit GnRH-Analoga behandelt wurden, um etwa sieben Punkte.
Das Arbeitsgedächtnis gilt dabei als eine der hauptsächlichen kognitiven Nebenwirkungen. Tierversuche zeigten geschlechtsspezifische Auswirkungen auf das Sozialverhalten, die emotionale Regulation und die neuronale Aktivität.
Die Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit sind ebenfalls gravierend: Die Behandlungen führen häufig zu dauerhafter Sterilität. Bei der Hormontherapie müssen die betroffenen Personen lebenslang Hormone nehmen, da nach operativer „Geschlechtsumwandlungen“ die natürliche Hormonproduktion entfällt.
Was sagt die katholische Kirche zur Gender-Ideologie?
Die katholische Kirche lehnt die Gender-Ideologie ab, da diese das biologische Geschlecht (sex) von der sozialen Geschlechtsidentität (gender) trennt und letztere als rein kulturell und subjektiv definiert. Dadurch wird die objektive Realität der menschlichen Natur relativiert, weil Geschlecht zu einer frei wählbaren Kategorie gemacht wird, die von biologischen Gegebenheiten unabhängig ist.
Papst Franziskus hatte in seinem nachsynodalen Apostolischen Schreiben Amoris laetitia die Gender-Ideologie klar missbilligt und diese Positionierung oft wiederholt. Er stellte fest, dass die Gender-Ideoloie „den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Verwiesenheit von Mann und Frau leugnet. Sie stellt eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz in Aussicht und höhlt die anthropologische Grundlage der Familie aus.“
In einer Rede 2017 sagte Franziskus: „Die neuerlich vorgebrachte Hypothese, den Weg zur Würde der menschlichen Person neu zu öffnen, indem man den Geschlechtsunterschied und damit das Verständnis des Mann- und Frauseins von Grund auf für unerheblich erklärt, ist nicht richtig.“
In Europa sowie in Amerika, Lateinamerika, Afrika und in einigen Ländern Asiens gebe es einen „wahren ideologischen Kolonialismus. Und einer von diesen – ich nenne ihn unverhohlen beim Namen – ist die Gender-Theorie“, erklärte der Papst in einer Ansprache 2016.