Abschied von einem Aufrechten: Kardinal Joachim Meisner ist tot

Kardinal Joachim Meisner
Wikimedia / Raimond Spekking (CC BY-SA 4.0)

Eine der führenden und prägendsten Gestalten der katholischen Kirche in Deutschland der vergangenen Jahrzehnte ist tot: Kardinal Joachim Meisner starb nach Angaben des Erzbistums Köln friedlich im Schlaf. Der langjährige Erzbischof von Köln befand sich im Urlaub im bayerischen Bad Füssing.

Von 1989 bis 2014 war Kardinal Meisner der Erzbischof von Köln, zuvor neun Jahre lang Bischof von Berlin.

Aus Schlesien über eine Spätberufung an den Rhein 

Der 1933 im schlesischen Breslau (heute polnisch Leśnica) geborene Joachim Meisner wuchs mit seinen drei Brüdern in einem gut katholischen Umfeld auf. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde die Familie vertrieben und landete schließlich in Thüringen. Der Vater war im letzten Kriegsjahr gefallen.

Erst im Anschluss einer Lehre als Bankkaufmann trat Meisner 1951 ins Seminar für Spätberufene in Magdeburg ein, das Norbertinum. Nach seiner Weihe zum Priester 1962 arbeitete er als Kaplan, promovierte 1969 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom in Theologie.

Sechs Jahre später, am 17. März 1975, wurde er zum Weihbischof geweiht - zu seinem Amt in Erfurt gehörte auch das Eichsfeld, eine katholische Enklave in der einst protestantisch, zunehmende atheistischen DDR. Dort fand der junge Bischof wieder den starken Glauben als lebendige Gemeinschaft, den er schon als Kind in Schlesien erlebte.

Der heilige Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1980 zum Bischof des damals noch geteilten Berlins. Drei Jahre später nahm ihn der Heilige Vater aus Polen in das Kardinalskollegium auf.

Erzbischof von Köln: Das Gesicht im Wind

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Gegen den Widerstand vereinzelter Kräfte wurde Meisner vom heiligen Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Köln ernannt.

Am 1. Fastensonntag des Jahres, dem 12. Februar 1989, wurde er ins Amt eingeführt. Nach Köln habe er nie gewollt, betonte Kardinal Meisner immer wieder. Bei der Feier zur Emeritierung im Jahr 2014 sagte er lakonisch: "da wo man nicht hin will, da ist man richtig."

In den vielen Jahrzehnten seines Lebens machte er wieder und wieder folgende Erfahrung, meldet das Erzbistum Köln in seinem Nachruf: Dem Glaubenden und der Kirche wie ihren Amtsträgern "weht der Wind ins Gesicht".

Im Gegensatz zu anderen duckte sich Meisner jedoch nicht weg. Er blieb, unerschütterlich im Glauben, aufrecht, aber kniend: Denn, wie er in einer Katechese - berichtete eine CNA-Leserin - einmal selber sagte: "Nur wer kniet, ist auf Augenhöhe mit Gott."

Um des Evangeliums und der Menschen willen beharrte Meisner so auch auf Positionen, die ihm Kritik einbrachten; manchmal auch Hetze, Hass und üble Nachrede. 

Tatsächlich war Kardinal Meisner jedoch gerade wegen seiner klaren Haltung und Sprache ein gesuchter Gesprächspartner und profilierter Vertreter der Kirche und des Glaubens in einer zunehmend weltlichen Gesellschaft.

Gerade weil er es nicht den Menschen oder Partei-Interessen recht machen wollte, sondern den dreifaltigen Gott im Blick behielt, spielte er eine prägende Rolle im öffentlichen Diskurs wie innerkirchlichen Betrieb. 

Sein großes Herz, sein klarer Blick und eine dazu entsprechende Wortwahl; zudem ein restloser, gründlicher Einsatz: Wie auch langjährige Kritiker einräumen, waren diese vorbildlich.

Unterzeichner der "Dubia"

Als einer von vier Kardinälen unterschrieb Meisner vergangenes Jahr den "Dubia"-Brief an den Papst, mit der Bitte um Klärung "ungelöster Knoten in dem Schreiben Amoris Laetitia". Franziskus hat bekanntlich die fünf "Ja/Nein"-Fragen bis heute nicht beantwortet, ebenso wie die Bitte um eine Audienz

Auch in der Deutschen Bischofskonferenz übernahm Kardinal Meisner oft wichtige Aufgaben. Er war Vorsitzender der Liturgiekommission und der Unterkommission für Mittel- und Osteuropa; Vorsitzender der Solidaritätsaktion Renovabis, des Osteuropa-Hilfswerks der Katholischen Kirche; Mitglied der Kommission Weltkirche und schließlich Präsident der Bischöflichen Kommission "Ecclesia celebrans".

Der Erzbischof von Köln erhielt auch zahlreiche öffentliche Ehrungen; so wurde ihm 1996 die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau verliehen und 2005 die der Katholischen Universität Lublin. Meisner war Ehrenbürger der polnischen Stadt Trzebnica und Levoca. Die Tschechische Republik verlieh ihm den Orden des Weißen Löwen III. Klasse. 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband.

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