Redaktion - Donnerstag, 6. November 2025, 11:00 Uhr.
Der in Wien lehrende Dogmatiker Jan-Heiner Tück hat die Absage an den Marientitel „Miterlöserin“ durch das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre gelobt, weil dies „aus ökumenischen Gründen wichtig“ sei.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten hatten marianische Vereinigungen den Vatikan immer wieder um eine Dogmatisierung des Titels „Miterlöserin“ (Co-Redemptrix) ersucht. Diesem Anliegen wurde nun in aller Deutlichkeit eine Absage erteilt.
„Angesichts der Notwendigkeit, die Christus gegenüber untergeordnete Rolle Marias im Erlösungswerk darzulegen, ist die Verwendung des Titels der Miterlöserin immer unangebracht, wenn es darum geht, Marias Mitwirkung daran zu definieren“, hieß es in der Note am Dienstag. „Dieser Titel birgt die Gefahr in sich, die einzigartige Heilsvermittlung Christi zu verschleiern und kann daher zu Verwirrung und einem Ungleichgewicht in der Harmonie der christlichen Glaubenswahrheiten führen, denn ‚in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen‘ (Apg 4,12).“
„Wenn eine Begrifflichkeit jedoch viele und ständige Erklärungen erfordert, um einem abweichendenen und irrigen Verständnis entgegenzuwirken, leistet er dem Glauben des Volkes Gottes keinen Dienst und wird unpassend“, so der Text weiter. „In diesem Fall ist es nicht hilfreich, Maria als erste und größte Mitarbeiterin am Werk der Erlösung und der Gnade hervorzuheben, denn die Gefahr, die ausschließliche Stellung Jesu Christi, des zu unserem Heil Mensch gewordenen Sohnes Gottes, der als einziger fähig ist, dem Vater ein Opfer von unendlichem Wert darzubringen, zu verdunkeln, wäre keine wahre Ehre für die Mutter.“
In einem Beitrag für Communio schrieb Tück am Dienstag: „Von protestantischer Seite wird immer wieder der Verdacht geäußert, die katholische Kirche würde Maria eine Stellung zuschreiben, die das Bekenntnis zur einzigen Mittlerschaft Jesu Christi antastet oder gefährdet (vgl. 1 Tim 2,4f.; Joh 14,6; Apg 4,12).“
Die vatikanische lehrmäßige Note stelle klar, „dass Maria eben nicht als ‚Erlöserin‘ oder gar Göttin hochstilisiert werden kann. Es gab im Mittelalter problematische Frömmigkeitspraktiken, die sich, um der Strenge des gerechten Richters auszuweichen, kompensatorisch an die barmherzige Gottesmutter gewandt haben. Eine solche Konkurrenzvorstellung ist theologisch problematisch, ja abwegig, denn sie läuft auf eine Idolatrie Mariens hinaus.“
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„Das römische Dokument schärft zu Recht den Primat der Christologie vor der Mariologie ein“, so Tück. „Maria ist, was sie ist, von Christus her und auf ihn hin. Sehr schön wird Dante zitiert, der in seiner Divina Commedia von Maria gesagt hat, sie sei nicht nur die Mutter, sondern auch die ‚Tochter des Sohnes‘.“
„Was den in der mariologischen Tradition durchaus verwendeten Titel ‚Miterlöserin – coredemptrix‘ anlangt, so wird dieser unter Rekurs auf das Zweite Vatikanische Konzil und Aussagen von Kardinal Joseph Ratzinger klar abgelehnt. ‚Der Erlöser ist einer allein. Und dieser Titel verdoppelt sich nicht‘ (Papst Franziskus). Und an einer anderen Stelle wird gesagt: ‚Maria wird nicht neben Christus verehrt. Vielmehr ist sie durch die Menschwerdung Teil des Geheimnisses Christi.‘“
Tatsächlich zitierte die Note des Glaubens-Dikasteriums zwei Absätze lang Kardinal Joseph Ratzinger – einmal aus einer internen Sitzung der damaligen Glaubenskongregation von 1996, welcher er seinerzeit vorstand, und zweitens aus einem Interview-Band mit Peter Seewald.
Umgekehrt findet sich in der Note lediglich der lapidare Satz: „Einige Päpste haben diesen Titel verwendet, ohne ihn näher zu erläutern.“ In die zugehörige Fußnote verlagert wurde jedoch eine ganze Liste von Stellungnahmen, etwa direkt von Papst Pius XI., der den Marientitel „Miterlöserin“ benutzte, aber auch aus Dokumenten der Ritenkongregation und des Heiligen Offiziums aus dem Pontifikat von Papst Pius X.
Auch der einzige Satz über Papst Johannes Paul II. – „Der heilige Johannes Paul II. hat ihn mindestens sieben Mal verwendet und ihn vor allem mit dem Heilswert unseres Leidens in Vereinigung mit dem Leiden Christi, mit dem sich Maria vor allem am Kreuz vereint, in Verbindung gebracht.“ – steht in Verbindung mit einer langen Fußnote, in der aber auch festgehalten wird, der Pontifex habe den Marientitel nach der Sitzung der Glaubenskongregation von 1996 nicht mehr verwendet. Und: „Es ist wichtig ebenso zu beachten, dass dieser Titel in dessen Enzyklika Redemptoris Mater (25. März 1987) nicht vorkommt, obwohl sie das Dokument schlechthin ist, in dem der Papst die Bedeutung Marias im Werk der Erlösung darstellt.“
Tück, der Wiener Dogmatiker, betonte seinerseits: „‚Teilnehmende Mittlerschaft‘ und ‚mütterliche Fürsprache‘ Mariens ja, aber eine Konkurrenz oder gar Ergänzung zur einzigen Mittlerschaft Jesu Christi, nein! Das ist gerade im Blick auf das ökumenische Gespräch mit den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen ein wichtiges Signal.“





