Stephanus-Sonderpreis für verfolgte Christen an Jesuitenpater Samir aus Kairo vergeben

Bei der Preisverleiung, von links nach rechts: Laudator Archimandrit Andreas Thiermeeyer, Moderator Oliver Maksan, Stiftungsvorsitzende Michaela Koller, Preisträger Pater Samir Khalil Samir, Stiftungsgründer Wolfgang Link.
Stephanus-Stiftung

Die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen hat am Samstag in der Residenz im bayerischen Eichstätt ihren Sonderpreis dem ägyptischen Jesuitenpater Samir Khalil Samir (80) für sein Lebenswerk verliehen.

Samir sei einer der "großen Multiplikatoren des Christlichen Ostens", sagte Archimandrit Andreas-Abraham Thiermeyer, ehemals Gründungsrektor des Collegium Orientale und vor seinem Ruhestand Beauftragter für Flüchtlingsseelsorge der Diözese Eichstätt in seiner Laudatio.

Er zeichne sich durch Furchtlosigkeit und Klarheit aus, vor allem wenn er eine entschlossene Stellungnahme der Imame zur Bestialität der Terrororganisation Islamischer Staat fordere. Samir bezeichne es zudem als Drama, dass die Mehrheit schweige, während mutige, große islamische Denker ihre Kritik vorgebracht haben. Samir habe so nicht nur Wesentliches zur Bündelung des Detailwissens der Fachwelt durch regelmäßige Kongresse, sowie Enzyklopädien und Publikationsreihen beigetragen. "Unser Preisträger ist jemand, der nicht nur in der Wissenschaft, in elitären Zirkeln, sondern auch weltkirchlich geachtet und gehört wird", unterstrich Thiermeyer.

Pater Samirs Botschaft an den Westen, die er in zahlreichen Medienkommentaren und Interviews verbreitet habe, sei eindeutig:

"Achtet auf die Menschenrechte, auf die Religionsfreiheit, sie ist ein unaufgebbares Grundrecht. Sie ist der "Lackmustest" für alle anderen Freiheiten. Ein globaler Friede ohne Frieden zwischen den Religionen ist nicht möglich. Vergesst die Christen und ihre Verdienste im Nahen und Mittleren Osten nicht. Tretet vernehmlich für sie ein."

Thiermeyer zeichnete in seiner Rede den priesterlichen und wissenschaftlichen Lebensweg Samirs im ständigen Wechsel zwischen Europa und Nahost nach, der von dramatischen Ereignissen wie einem Bürgerkrieg und einer Feuersbrunst und glücklichen Fügungen gekennzeichnet ist. Zu den Glücksmomenten zählten Begegnungen mit Menschen, die ihn in seinem Einsatz für das arabisch-christliche Erbe bestärkten. Darunter war auch der frühere Jesuiten-General Pater Pedro Arrupe, der ihn - nach einem Gebet um die richtige Entscheidung - 1973 ermuntert habe, die Arbeit für das arabisch-christliche Erbe aufzunehmen.

Um Deutsch zu lernen, reiste Samir in den siebziger Jahren nach Regensburg und besuchte eine Veranstaltung an der dortigen Universität. Der Professor, der diese leitete, hieß Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI.. "Die erste Begegnung also mit dem, der ihn dann einige Jahrzehnte später als Papst Benedikt XVI. bat, vor seinem Schülerkreis über den Islam zu referieren, und ihn 2009 zum Mitarbeiter für die Nahost-Sondersynode 2010 berief", berichtete Thiermeyer.

Den Menschen Samir Khalil Samir skizzierte die Stiftungsvorsitzende Michaela Koller, der sich durch einen "Geist mit großer Klarheit" auszeichne. Er sei ein Pater mit "herzlicher Verbindlichkeit", humorvoll, offen und voll des Respekts vor seinen Gesprächspartnern. Koller kennt Samir bereits seit 2010 durch regelmäßige Zusammenarbeit, unter anderem an einem gemeinsamen Buch. Der Vorstand der Stephanus-Stiftung habe sich dazu entschlossen, mit der Auszeichnung das Lebenswerk dieses Preisträgers zu würdigen, das im Dienste des geistigen Erbes der arabischen Christen stehe. "Pater Samir hat dabei aber nicht allein durch seine Forschung, sondern auch durch sein Auftreten in den Medien und gegenüber Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Gesellschaft den Weg zu einem neuen Selbstbewusstsein der Bedrängten und Verfolgten geebnet", unterstrich Koller.

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In einem Gespräch mit dem Moderator Oliver Maksan, Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost", rief Samir zu mehr Mut im Dialog auf.

Die Unterschiede müssten ebenso wie die Gemeinsamkeiten benannt werden. "Die Konzepte des Christentums und des Islam sind grundsätzlich verschieden", erklärte er. Trotz aller Gewalt solle niemals vergessen werden, die Muslime als Geschwister zu betrachten und auf Frieden hinzuwirken. Samir warnte zugleich vor säkularen Konzepten in Europa, die die prägende Rolle des Christentums verleugneten.

Hintergrund: Stephanus-Preis

Der Stephanuspreis wird seit 2006 verliehen. In diesem Jahr nahm den Hauptpreis Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, ehemals Bischof von Hongkong, in Empfang, für seinen Mut und seine Beharrlichkeit im jahrzehntelangen Einsatz für die Freiheitsrechte in China, wie CNA Deutsch berichtete. Mit dem Sonderpreis der Stephanus-Stiftung wurde hingegen erstmalig im Jahr 2008 eine Leistung geehrt. Damals ging der Preis an den katholischen Prälaten Helmut Moll für seine Redaktionsarbeit am Deutschen Martyrologium des 20. Jahrhunderts.

Der Preis ist nicht dotiert. Pater Samir lebt wieder in Ägypten und erhält von der Stephanus-Stiftung eine Unterstützung für Projekte vor Ort.

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