Papstbesuch in Irland: "Gelegenheit, über Sünde und Zukunft der Kirche nachzudenken"

St. Patrick's College in Maynooth, Irland.
Bart Busschots / Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Der Besuch des Papstes in Irland ist eine Gelegenheit, in der Kirche über vergangenes Fehlverhalten zu reflektieren und darüber nachzudenken, wie die Kirche für künftige Generationen Wiedergutmachung leisten und einen neuen Anfang wagen kann, so ein irischer Bischof. 

Papst Franziskus wird Irland vom 25. bis 26. August im Rahmen des Weltfamilientreffens besuchen, dem internationalen Event, der etwa alle drei Jahre stattfindet. 

Bischof Brendan Leahy von Limerick sagte in seiner Predigt zum Fest Mariä Himmelfahrt, der Besuch des Papstes sei eine Chance für die Kirche, "die dunklen Aspekte der Geschichte unserer Kirche anzuerkennen, die besonders in den letzten Jahrzehnten ans Licht gekommen sind".

Er nannte dann einige der Versäumnisse und Sünden der Kirche, darunter "einen Klerikalismus, der zu einer Verwirrung der Macht und des Dienstes führte, den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche und Ordensleute, der den Opfern lebenslangen Schaden zufügte". Wie die "Irish Times" berichtet, erinnerte der Bischof erinnerte auch an die Misshandlung Schutzbedürftiger in katholischen Einrichtungen auf der Insel.

Der Bischof zelebrierte die Festmesse an einem symbolisch wirkmächtigen Ort: Dem Mass Rock in Kileedy. "Messe-Felsen" sind große Steine - manchmal Stücke alter Kirchen - an abgelegenen Orten in ganz Irland, wo Katholiken in Zeiten der Verfolgung heimlich die heilige Messe feierten.

Es gebe viele gute Dinge und gute Menschen in der Kirche, für die man dankbar sein könne. Aber Dankbarkeit für das Gute reiche nicht, und könne nicht "Sünde, Kriminalität und Böses" ausblenden, so Leahy. In gewisser Weise trage jeder in der Kirche die Schande dieser dunklen Aspekte einer gemeinsamen Geschichte. "Nur wenige von uns können Steine werfen", so der Bischof wörtlich.

Das Weltfamilientreffen findet heuer vor dem Hintergrund der Enthüllungen massiven Missbrauchs und systematischer Vertuschung durch Priester und Bischöfe in den USA und Chile statt, und der ersten Haft-Strafe für einen Erzbischof wegen Vertuschung in Australien. 

Auch die katholische Kirche in Irland wurde von ihrer eigenen sexuellen Missbrauchskrise erschüttert, die in den 90er Jahren begann und in der Veröffentlichung mehrerer detaillierter Berichte über jahrzehntelange Misshandlungen und Vertuschungen in den späten 2000er Jahren gipfelte.

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Seitdem ist die Zahl der wöchentlichen Gottesdienstbesucher sowie der aktiven Priester in Irland deutlich zurückgegangen. Aktuelle Prognosen gehen auch davon aus, dass es bis 2030 nur noch 111 Priester im Land geben wird, was einem Rückgang von etwa 70 Prozent entspricht. Ein Bericht ergab, dass zwischen 2008 und 2014 der wöchentliche Besuch der Messe in Dublin um 3,7 Prozent pro Jahr zurückging.

"Wir müssen nicht nur für die Verwundeten beten, sondern auch weiter zuhören und von ihnen lernen, wie wir unsere Gemeinde klären und reparieren können", predigte Bischof Leahy, und er ermutigte auch junge Menschen, offen zu sein für das, was die Kirche ihnen zu bieten hat, und sich einzubringen.

"Könnte dieser Besuch von Papst Franziskus ein Moment sein, in dem junge Menschen sich noch einmal ansehen, was die Kirche wirklich zu bieten hat?" Leahy appellierte an die jungen Menschen, "uns zu helfen, die Wege in die Zukunft zu finden, die Gott für uns alle vorgezeichnet hat."

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