Kennen Sie die neuesten Nachrichten? Oder sind Sie all dessen auch manchmal einfach nur müde? Haben Sie neben den täglichen Meldungen in Zeiten der Coronavirus-Pandemie und den Statistiken über Infektions- und Todesfälle etwas vermisst? Einige von Ihnen vielleicht denken an die Teilhabe an den heiligen Messen, die von den treuen Priestern verborgen vor der Welt, also ohne Öffentlichkeit gefeiert wurden. Gläubige waren und sind dankbar hierfür, spürten aber doch den ganz persönlichen Mangel. 

Andere studierten immer wieder die von den Ordinariaten publizierten Anordnungen und Empfehlungen zu Gottesdiensten, als die ersten Lockerungsmaßnahmen begannen. Als sich die allgemeine Lage zu beruhigen schien, begründete Sorge und auch Ängste zurückgingen, meldeten sich Theologen und Bischöfe mit neuen Überlegungen zum Fortgang des "Synodalen Weges" oder zur vermeintlich überfälligen Veränderung der Gestalt von Kirche in der Welt von heute zu Wort. Das wirkte und wirkt eigentümlich deplatziert. Soll etwa eine Viruserkrankung instrumentalisiert werden? Besorgte Christen sahen geheime Netzwerke operieren und stellten Mutmaßungen über weltpolitische Verstrickungen und die wahre Ursache dieser Erkrankung an. In besonderen Zeiten gibt es besonders viele Theorien.

Ich erinnere mich noch an die Predigt von Bischof Dr. Georg Bätzing am Ostersonntag: "Niemand, kein Volk, kein Land, keine Wirtschaft ist eine Insel. Alles hängt mit allem zusammen. Wenn es gelingt, die besten Kräfte und die mutigsten Ideen aller ins Spiel zu bringen, und wenn wir zu einem erheblichen, auch persönlich spürbaren Opfer und Einsatz von Mitteln und Instrumenten aus allen gesellschaftlichen Bereichen bereit sind, dann kann auch diese Krise zum Glücksfall der Geschichte werden. Wie sehr muss uns Christinnen und Christen das am Herzen liegen." Mit wohlgesetzten Worten wollte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Mut machen. Doch die vielen Menschen überall auf der Welt, die in dieser Zeit Angehörige verloren haben, die Angst haben um ihre eigene Zukunft, persönlich wie ökonomisch, und die nur einfach wieder den Trost der Sakramente empfangen möchten, werden nicht damit anfangen, eine Pandemie als "Glücksfall der Geschichte" zu begreifen. Und hängt wirklich alles mit allem zusammen? Was heißt das überhaupt? Welches sind denn die "mutigsten Ideen"? 

Meine Hoffnung setze ich nicht auf Thesenpapiere, die von Ordinariaten oder der Bischofskonferenz publiziert werden. Ich erwarte auch nicht eine geistliche, christozentrische Erneuerung der Kirche von neuen Foren auf dem "Synodalen Weg". Korrekturen am Katechismus der Kirche oder eine Transformation der Morallehre schenken weder Trost noch Zuversicht. Wie sieht denn unsere Lebenswirklichkeit gegenwärtig aus? In einigen Handlungsleitlinien für den Gottesdienstbesuch lese ich: "Den Anweisungen der Ordner ist unbedingt Folge zu leisten!" Ich werde ganz still, wenn ich solches vernehme. 

Was sollen wir tun? Wovon sollte heute in der Kirche die Rede sein? Der greise Regensburger Erzbischof Michael Buchberger antwortete bekanntlich in einer Beratung der deutschen Bischöfe über die Themen des Zweiten Vatikanischen Konzils auf die Frage, wovon in Rom die Rede sein solle: "Von Gott!" Damit brachte er seine Mitbrüder zum Schweigen. Von der Kirche erwarten wir heute keine theologische Deutung und erst recht keine Instrumentalisierung der Corona-Pandemie. Doch von Gott sollte die Rede sein. Wenn die Kirche von Gott schweigt, trägt sie zur Selbstauflösung des christlichen Glaubens bei. Nicht nur der protestantische Denker Sören Kierkegaard, sondern auch Benedikt XVI. bezeichnete dieses Phänomen als "Verweltlichung der Kirche".

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