Was jeder Katholik über die neue Pfarrei-Instruktion des Vatikans wissen sollte

Papst Franziskus begrüßt Pilger der Diözesen Bologna und Cesena-Sarsina auf dem Petersplatz am 21. April 2018
CNA / Archiv

Mit scharfer Kritik haben einige deutsche Bischöfe auf die Anweisung von Papst Franziskus reagiert, dass Pfarreien "pulsierende Zentren der Begegnung mit Christus" werden sollen. Die Reaktion erinnerte vielleicht daran, was Papst Franziskus den deutschen Hirten in Rom erklärt und den Gläubigen in seinem Brief sagte. 

Worum aber geht es im eigentlichen Schreiben? 

Die Instruktion der Kleruskongregation trägt den Titel "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche". Wer will, kann den vollen Wortlaut in deutscher Sprache selber lesen. Hier sind fünf zentrale Punkte, die jeder Katholik wissen sollte.

1. Die Pfarrei ist Mission

Die Pfarrei "hat von Anfang an eine grundlegende Rolle im Leben der Christen" gespielt. Ihr Auftrag ist "die Verkündigung des Glaubens", und in ihr wird durch "die Spendung der Sakramente das Evangelium den Menschen" gebracht, erklärt der Vatikan.

Heute muss diese "missionarischen Präsenz der kirchlichen Gemeinschaft in der Welt" wieder neu gefördert, und angesichts der "Zeichen der Zeit" neu aufgestellt werden. Dabei ist die Mission das Leitmotiv der Erneuerung, betont die Instruktion. 

2. Eucharistie und die Nächstenliebe prägen das Leben in der Pfarrei

"Das Ziel der Mission und Evangelisierung der Kirche ist stets das Volk Gottes als Ganzes. Der Kodex des kanonischen Rechts hebt hervor, dass die Pfarrei kein Gebäude oder ein Bündel von Strukturen ist, sondern eine konkrete Gemeinschaft von Gläubigen, in der der Pfarrer der eigene Hirte ist", so die Instruktion.

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Deshalb prägt auch das Leben in der Pfarrei die heilige Messe: "Die Feier der heiligen Eucharistie ist «Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens» und daher das wesentliche Geschehen, durch das die Pfarrgemeinde entsteht", so die Instruktion.

Eine "inklusive, missionarische und auf die Armen bedachte Pfarrei", so der Vatikan, ist wie ein Pilgerschrein: "Der 'geistliche und kirchliche Stil der Wallfahrtsorte' – die wahre und echte 'missionarische Vorposten' sind – geprägt von der Gastfreundschaft, vom einem Leben aus dem Gebet, von der Stille, die den Geist erneuert, von der Feier des Bußsakramentes und von der Zuwendung zu den Armen, darf der Pfarrei nicht fremd ein".

3. Strukturen dienen der Mission, aber Bürokratie ist tödlich 

Bestehende Strukturen müssen diesem Kernauftrag der Kirche dienen, sonst müssen sie reformiert werden. Das Schreiben zitiert dazu das Schreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus: "Es gibt kirchliche Strukturen, die eine Dynamik der Evangelisierung beeinträchtigen können. In gleicher Weise können die guten Strukturen nützlich sein, wenn ein Leben da ist, das sie beseelt, sie unterstützt und sie beurteilt. Ohne neues Leben und echten, vom Evangelium inspirierten Geist, ohne 'Treue der Kirche zu ihrer Berufung' wird jegliche neue Struktur in kurzer Zeit verderben".

Deshalb, so die Instruktion, "muss die Pfarrei die Gefahr vermeiden, einer exzessiven Bürokratie und Servicementalität zu verfallen, die nicht die Dynamik der Evangelisierung, sondern das Kriterium des Selbsterhalts aufweisen". 

4. Jeder ist für die Pfarrei verantwortlich, in seiner jeweiligen Rolle

"Es ist notwendig, dass heute alle Laien einen großzügigen Einsatz für den Dienst an der missionarischen Sendung leisten vor allem durch das Zeugnis des täglichen Lebens", auch "durch die Übernahme ihnen entsprechender Verpflichtungen im Dienst an der Pfarrgemeinde", so das Schreiben.

Eine "Beteiligung" von Laien darf aber nicht zum Klerikalismus führen, warnt der Vatikan. Es liege auf der Hand, so das Schreiben, "wie notwendig es ist, sowohl eine Konzeption der Pfarrei, die auf sich selbstbezogen ist, als auch eine 'Klerikalisierung der Pastoral' zu überwinden". 

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Dazu müssen die Bischöfe ihrer eigenen Aufgabe gerecht werden, so die Instruktion.

Alle Gemeindemitglieder "sollen sich ihrer Verantwortung bewusst sein und durch verschiedene Formen der Hilfe und Solidarität, die die Pfarrei für die freie und wirksame Ausübung ihres pastoralen Dienstes braucht, den Bedürfnissen der Kirche entgegenkommen", erklärt die Instruktion. Indessen kann weiterhin nur der Pfarrer, der die heilige Messe feiert, auch die Pfarrei leiten. Daran ändert auch ein Priestermangel nichts, betont das Schreiben.

5. Pfarreien wenn möglich erhalten

"Der Hirte, der der Herde, ohne auf seinen Vorteil bedacht zu sein, dient, ist andererseits gehalten, die Gläubigen zu bilden", warnt das Schreiben. Pfarreien "abzuschaffen" und Kirchen zu schließen sollte vermieden werden, so der Vatikan: "Heilige Orte erinnern sehr oft an bedeutende persönliche und familiäre Ereignisse vergangener Generationen".

"Um Verletzungen zu vermeiden, solte die Neuorganisation von Pfarrgemeinden und manchmal auch der Diözesen daher behutsam durchgeführt werden".

Und wenn keine Pfarrei mehr möglich ist? Dann soll der Bischof zum Beispiel einen "missionarischen Vorposten" errichten: Pastorale Zentren, "die dem Ortspfarrer wie 'Missionsstationen' unterstellt sind", und in denen "Gebets- und Anbetungszeiten, Katechesen und andere Initiativen zum Wohl der Gläubigen, insbesondere Werke der Nächstenliebe zugunsten der Armen, Bedürftigen und Kranken" angeboten werden.

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