Afrikanische Synodenväter üben scharfe Kritik an der „ideologischen Kolonialisierung”

Lebensrettende Hilfe dürfe nicht an Forderungen nach Einführung einer „Homo-Ehe" geknüpft sein – Blick auf Afrika-Reise von Papst Franziskus

Synodenväter aus aller Welt bei der Eröffnungsmesse mit Papst Franziskus am 4. Oktober 2015
CNA/Martha Caldéron

Neben dem – auch auf Deutsch erschienenen – Interview-Buch „Gott oder Nichts” von Kardinal Robert Sarah haben weitere afrikanische Stimmen in den ersten Tagen der Familiensynode wiederholt Aufmerksamkeit erregt. Die Synodenväter übten scharfe Kritik am Westen, genauer: Am Versuch, säkulare Wertvorstellungen aufzuzwingen, mitunter als Gegenleistung für finanzielle Hilfen. Dies unterstrich im Interview mit EWTN Deutschland auch Kardinal Wilfrid Napier aus Südafrika (siehe zweite Häfte des Videos oben). Gleichzeitig bereiten sich drei afrikanische Länder auf den Besuch von Papst Franziskus im November vor.

Kritik an neuen „Kolonialisierungsversuchen"

Mehrere Bischöfe des Kontinents mit der am schnellsten wachsenden katholischen Bevölkerung haben, sowohl auf Pressekonferenzen als auch bei Einzelinterviews, ihre Besorgnis über das Phänomen angemeldet, das Papst Franziskus als „ideologische Kolonialisierung“ bezeichnet: Dass Länder des Westens eine „Gender”-konforme Gesetzgebung verlangen, etwa zugunsten einer „Homo-Ehe”.

„Dies ist eine Sache, die afrikanischen Bischöfen sehr, sehr bewusst ist“, sagte der südafrikanische Kardinal Wilfrid Napier am 7. Oktober zu Journalisten.

„Es geht darum, dass Ländern gesagt werde, sie erhielten keine Finanzhilfen von der Regierung oder von Hilfsorganisationen, wenn sie nicht bestimmte Gesetze verabschiedeten”, sagte er und wies auf die Gefahr hin, dass die „politische Kolonialisierung" durch eine „andere Art der Kolonialisierung" ersetzt werden könnte.

Die diesjährige Synode über die Familie, die vom 4. bis zum 25. Oktober dauert, hat die Berufung und Mission der Familie in der Kirche und der modernen Welt zum Thema.

Kardinal Napier führte  als Beispiel die US-Regierung unter Barack Obama an,  besonders dessen Besuch Kenias im Juli. Während seiner zweitägigen Reise betonte Obama die Wichtigkeit der Rechte für Homosexuelle, und das trotz der Bitte der kenianischen Regierung, dieses Thema nicht anzusprechen. Homosexuelle Handlungen sind in Kenia – wie in vielen anderen afrikanischen Ländern – illegal. Hillary Clinton wiederholte als US-Außenministerin „die selbe Botschaft” auch an Afrika, fügte der südafrikanische Kardinal hinzu.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur CNA vom 8. Oktober bezeichnete Erzbischof John Baptist Odama von Gulu,  Vorsitzender der Ugandischen Bischofskonferenz, dieses Vorgehen kriminell und forderte, dass Ideologien nie mit dem Erhalt von Hilfe verbunden werdens sollten, die dazu da seien, Leben zu retten.

„Das Thema Homosexualität sollte nicht damit gekoppelt werden, dass man sagt, 'wenn Sie dies nicht akzeptieren, werden wir Ihnen nicht helfen', das ist ein Verbrechen, ich nenne es ein Verbrechen”, so Erbischof Odama wörtlich.

„Hilfe sollte nicht an ideologische Akzeptanz oder Ablehnung geknüpft werden. Hilfe dient der Rettung menschlichen Lebens. Wenn man sie an Ideologien knüpft, wird sie widersprüchlich. Dann widerlegt sie sich selbst”, unterstrich Odama. Menschen müsse bedingungslos geholfen werden, so der Erzbischof von Gulu: Menschliches Überleben habe immer Vorrang, und die Familie existiere genau zur Förderung menschlichen Lebens.

Afrikanische Stimmen wollen „noch intensiver sprechen"

Bei einer Pressekonferenz am 8. Oktober mit Journalisten im Vatikan beklagte der Erzbischof der ghanaischen Hauptstadt Accra, Charles Palmer-Buckle, dass einige europäische  Länder Afrika dazu drängten, eine Gesetzgebung zu verabschieden, die die „Homo-Ehe“ begünstige, nachdem Papst Franziskus 2013 seinen Kommentar „Wer bin ich, dass ich urteile?“ auf dem Rückflug aus Rio de Janeiro geäußert habe, bei dem es um homosexuelle Menschen auf der wahrhaften Suche nach Christus gegangen sei.

Diese Äußerung, sagte er, „hatte eine gewaltige Auswirkung auf unser Land”, und habe dazu geführt, dass ein Land, Großbritannien „uns sagte, dass wenn wir diese Homo-Ehe und alles andere nicht verabschieden, sie uns keine Finanzhilfen gewähren würden”.

„Wir empfanden das als wirklich sehr traurig, dass eine Regierung eine andere ihrer Souveränität nehmen können soll und fordern: 'Wenn ihr dies nicht tut, tun wir das nicht’”, sagte er. Erzbischof Palmer-Buckle nannte diesen Akt eine „schwere Verletzung dessen, was wir die Souveränität von Ländern nennen”.

Ähnlich betonte Kardinal Berhaneyesus Demerew Souraphiel, Erzbischof der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba gegenüber der Nachrichtenagentur CNA am 8. Oktober, Afrikas traditionelle Werte müssten respektiert werden.

Der Kardinal aus Äthiopien erinnerte daran, wie Papst Benedikt XVI. bei seinem Afrikabesuch 2001 sagte, der afrikanische Kontinent habe seine eigenen Werte. „Ihr seid in der Tat die spirituelle Lunge der Welt, und ihr könnt die spirituelle Lunge der Welt werden, weil Ihr traditionelle Werte habt”.

Diese Werte zu schützen, wie der des Lebens, sei den afrikanischen Bischöfen äußerst wichtig, erklärte Kardinal Souraphiel. Darüber hätten die afrikanischen Synodenväter bereits gesprochen und „wir werden intensiver über sie sprechen, fühle ich”.

Vorbereitungen für den Papstbesuch im November

Unterdessen hat zur Vorbereitung des ersten Besuchs von Papst Franziskus in Ugande der Vorsitzende der Ugandischen Bischofskonferenz die Katholiken seines Landes dazu aufgerufen, sich auf die Begrüßung des Papstes mittels Gebet und Werke der Nächstenliebe vorzubereiten.

„Der Besuch und die Anwesenheit des Papstes während der Feierlichkeiten verlangt von uns, dass wir uns besonders vorbereiten. Dieser Besuch wird in erster Linie ein pastoraler und geistlicher sein”, unterstrich der Erzbischof von Gulu, John Baptist Odama, in seinem Hirtenbrief vom 7. Oktober im Namen seiner Mitbrüder im Bischofsamt.

Obwohl Papst Franziskus der dritte Papst sein wird, der Uganda besucht – das einzige afrikanische Land, das auf ein solches Privileg Anspruch erheben kann – rührt die Begeisterung für seinen Besuch vor allem daher, dass er mit der 50-Jahrfeier der Heiligsprechung der ugandischen Märtyrer zusammenfällt.

Diese 22 Heiligen, Männer und Frauen, „deren Blut die Saat des Christentums in diesem Land war”, wie Erzbischof Odama betonte, wurden in den 1880er Jahren vom König hingerichtet, weil sie sich weigerten, ihres christlichen Glaubens abzuschwören. Am 18. Oktober 1964 erhob sie der Selige Papst Paul VI. zur Ehre der Altäre.

Als Vorbereitung auf diese Ereignisse bat Erzbischof Odama die Katholiken, sich im Gebet zu vereinen und in jeder Messe  vor dem Schlusssegen ein „Vater Unser”, ein „Gegrüßet seist du Maria” und ein „Ehre sei” zu beten, für die Anliegen des Papstes und für den Erfolg seines Besuchs.

Mehr in Vatikan

Papst Franziskus wird vom 25. bis zum 30. November Afrika besuchen. Sein erstes Ziel ist vom 25. bis zum 27. November Kenia, gefolgt von Uganda vom 27. bis zum 29. und der Zentralafrikanischen Republik vom 29. bis zum 30. November.

 

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