Fulda - Freitag, 27. September 2019, 11:16 Uhr.
Viele Fragen über den "Synodalen Prozess" stehen noch offen. Eines ist diese Woche sehr klar geworden: Wenn am Ersten Advent offiziell der Startschuss für den "Synodalen Weg" fällt, dann wird es weiterhin ein steiniger Pfad sein, am Rande des Abgrunds der Frustration, vor der Bischof Rudolf Voderholzer deutlich gewarnt hat.
Das Minderheitenvotum von immerhin 12 Bischöfen zeigt zudem, was die Stimmen katholischer Laien in den Sozialen Medien lautstark seit Wochen bekräftigen: Bedenken gibt es nicht nur in der Bischofskongregation und bei Papst Franziskus. Über die Agenda, Foren und Form der Beteiligung des Zentralkomitees deutscher Katholiken (ZdK) machen sich auch viele Laien im Land Sorgen – und allein der Rückzug der prominenten Theologin Marianne Schlosser spricht Bände darüber, wie nahe auch der "Synodale Weg" an theologische Abgründe führen kann.
Vor Kardinal Reinhard Marx und Bischof Franz-Josef Bode, die gemeinsam mit Vertretern des ZdK-Präsidiums den Weg vorangehen wollen, steht eine doppelt riskante Aufgabe.
Auf den Punkt gebracht ist das erste Risiko die Frage, wie der in Deutschland bewußt als "Reformprozess" bezeichnete Höhenweg einerseits den durch jahrzehntelanges Appeasement ausgeuferten Erwartungen auch nur annähernd gerecht werden kann, wie sie zum Beispiel Politiker öffentlich fordern, die im Zentralkomitee der deutschen Katholiken nun auch darüber mitbestimmen wollen.
In Spannung dazu andererseits: Die Bedenken sowohl im Vatikan wie Teilen der Weltkirche, sowie unter vielen einfachen Katholiken.
Abseits von Polemik und Politik stellt sich zwingend daher die Frage, wie sich die Teilnehmer dieses "Prozesses sui generis" wirklich dem Primat der Evangelisierung stellen werden, gemäß den Erwartungen von Papst Franziskus – zumal es weiterhin kein eigenes Forum zum Thema gibt: Das ist die Herausforderung, der sich die neuen Statuten des Prozesses stellen müssen.
Das Echo auf die von Kardinal Marx geäußerte und begründete Hoffnung, dass am deutschen "Synodalen Weg" tatsächlich ein Vorbild für die Weltkirche zu finden sein wird, ist – bislang – ausgeblieben. Vereinzelt haben sich allenfalls kritische Stimmen zu Wort gemeldet.
Wie tief Abgründe klaffen können, zeigt ein Blick über den Atlantik. Dramatisch äußerte sich der Erzbischof Samuel J. Aquila von Denver (Colorado, USA): In seiner Kolumne im "Denver Catholic" am 26. September schrieb der Erzbischof von einem "möglichen deutschen Schisma".
"Leider laufen die jüngsten Entwicklungen in der Kirche in Deutschland, angeführt von Kardinal Marx und den meisten deutschen Bischöfen, Gefahr, die Einheit der universalen Kirche zu beeinträchtigen. Diese Bischöfe und eine große Gruppe von Laien planen, eine Synode abzuhalten, die verbindliche Abstimmungen darüber trifft, ob Inhalte der Glaubenslehre verändert werden sollen", schreibt Aquila.
Dies sei nicht nur "enttäuschend", so der Erzbischof. Eine falsch verstandene Freiheit sei "die Ursache von Schismen im Lauf der gesamten Kirchengeschichte" und davor bereits im Volke Israels gewesen.
"Doch wie wir aus den Worten Christi wissen, ist es wichtig, dass die Gläubigen geeint bleiben", bekräftigt der Erzbischof.
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Dass davon gar keine Rede sein kann: Das haben mehrere Bischöfe, allen voran Kardinal Marx, wiederholt betont und klargestellt. Die gegenseitige Wahrnehmung bleibt indessen eine offensichtlich große Herausforderung, auch im Interesse der Einheit.
"Warum sind die deutschen Bischöfe in einer solchen Eile?" – Dieser Frage widmet sich im britischen "Catholic Herald" Christopher Altieri. Er schreibt, die deutschen Bischöfe würden aus der besonderen Situation ihres Landes heraus agieren. Die Katholische Kirche in Deutschland sei zwar derzeit noch reich, aber wohl nicht mehr lange: Es drohe ein Kollaps an Kirchensteuereinnahmen durch die vielen Austritte und den Geburtenmangel, der auch einen Verlust an Einfluss in Rom wie der Weltkirche bringen werde.
In einer Hinsicht werden sich alle Beobachter einig sein: Es wird ein "heißer" Advent.
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Nach dem Beschluss neuer Statuten für den "Synodalen Prozesses" kündigt +Voderholzer eine kritische Begleitung an, sieht aber keine Voraussetzungen für einen echten Dialog, sagt: Die Weichen für den "Synodalen Weg" sind falsch gestellt worden https://t.co/prJQm8VizO @BistumReg
"Es gibt aber eine Gefahr: zu glauben, heute, einen synodalen Weg zu machen oder eine Haltung von Synodalität zu haben, würde bedeuten, eine Meinungsumfrage zu machen, was denkst du darüber, ... um dann zusammen zu kommen und einen Beschluss zu fassen." https://t.co/UKINYOlptP
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) September 24, 2019
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— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) September 7, 2019