Australischer Geheimdienst informierte Polizei über Vatikan-Zahlungen während Pell-Prozess

Schulterklappe der Polizei im australischen Bundesstaat Victoria.
Leonard Zhukovsky/Shutterstock

Der australische Finanznachrichtendienst hat die Australian Federal Police (AFP) über Ermittlungen informiert, die mögliche Zahlungen aus dem Vatikan während des Prozesses gegen Kardinal George Pell betreffen. 

Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.  

Im Rahmen einer Anhörung des Senatsausschusses am heutigen Dienstag wurde Nicole Rose, die Chefin von AUSTRAC – dem Finanznachrichtendienst der australischen Regierung – zu den erstmals am 2. Oktober von italienischen Medien veröffentlichten Behauptungen befragt, denenzufolge angeblich auf Geheiß von Kardinal Angelo Becciu etwa 700.000 Euro aus dem Vatikan nach Australien überwiesen worden seien, offenbar in der Absicht, den Missbrauchs-Prozess gegen Kardinal Pell zu beeinflussen.

Senatorin Concetta Fierravanti-Wells befragte Rose zu Medienberichten über die "angebliche Überweisung von Konten des Vatikans an eine Person oder mehrere Personen in Australien".

"Ja, ich kann bestätigen, dass AUSTRAC die Angelegenheit untersucht hat und dass wir Informationen an die AFP [die Australische Bundespolizei] sowie die Polizei von Victoria weitergeleitet haben", sagte Rose am heutigen 20. Oktober vor der Senatsanhörung.

AUSTRAC ist unter anderem für die Bekämpfung von Terrorismusfinanzierung, Geldwäsche, Korruption und andere Formen Organisierter Kriminalität zuständig.

Die italienische Zeitung "Corriere della Sera" berichtete am 2. Oktober, dass die angebliche Zahlung von bis zu 700.00 Euro in einem Dossier von Beweisen gegen Becciu dokumentiert sei, das Ermittler des Vatikans zusammengestellt haben sollen. 

Am 24. September hatte Papst Franziskus den italienischen Kurienkardinal zum Rücktritt und Verzicht auf seine Rechte als Kardinal gezwungen.

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Unklar ist bis heute die tatsächliche Rolle von Becciu, der wiederholt seine Unschuld beteuert hat und kategorisch bestreitet, den Prozess gegen Pell beeinflusst zu haben. CNA hat den Inhalt der Vorwürfe selber nicht unabhängig bestätigt, und Becciu ist bis heute keiner Tat schuldig gesprochen worden, trotz der schweren Bestrafung durch Papst Franzisus.

Laut der italienischen Zeitung "Il Messaggero" ist der Hauptzeuge, beziehungsweise die Quelle der Vorwürfe gegen Becciu Monsignore Alberto Perlasca, eine ehemaliger enger Mitarbeiter von Becciu im Staatssekretariat.

Kardinal Pell – der vom Obersten Gerichtshof Australiens einstimmig freigesprochen wurde – hat sich nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert, obwohl der ehemalige Leiter seines Verteidigerteams in Australien, der bekannte Jurist und Kronanwalt Robert Richter, eine öffentliche Untersuchung der Vorwürfe gefordert hat.

Am 6. Oktober traf sich Papst Franziskus in Rom mit Erzbischof Adolfo Tito Yllana, dem Apostolischen Nuntius in Australien. Bei dem Gespräch soll es um die Vorwürfe gegangen sein, heißt es. Die Bestätigung von AUSTRAC, dass Informationen sowohl an die Bundespolizei als auch an die Polizei in Victoria weitergeleitet wurden, legt jedoch nicht die Vermutung nahe, dass etwaige zu ermittelnde Überweisungen diplomatische oder internationale Konsequenzen haben werden. 

Wie CNA Deutsch berichtete, hat Kardinal Becciu über einen Anwalt am 17. Oktober mitteilen lassen, "in Anbetracht der fortwährenden Aufmerksamkeit einiger Journalisten gegenüber dem Prozess von Kardinal Pell" sehe sich Kardinal Becciu "gezwungen, mit Nachdruck zu wiederholen, dass er sich niemals in irgendeiner Weise in den Prozess eingemischt hat". Becciu werde, so der Anwalt weiter, "zum Schutz und zur Verteidigung seiner Ehre, die so schwer geschädigt wurde", möglicherweise Rechtsmittel gegen einige Nachrichtenorganisationen einlegen.

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