"L'Arche" meldet sexuelles Fehlverhalten ihres Gründers Jean Vanier

Jean Vanier bei einer Pressekonferenz in London am 11. März 2015.
Justin Tallis/AFP via Getty Images

L'Arche International hat die Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchung von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens ihres Gründers Jean Vanier gegenüber sechs Frauen veröffentlicht.

Vanier war der Gründer von "L'Arche", einer internationalen Gemeinschaft von Menschen mit geistigen Behinderungen und derenUnterstützer sowie von "Faith and Light", einer ökumenischen christlichen Vereinigung des Gebets und der Freundschaft für Menschen mit geistigen Behinderungen und ihre Familien.

Der Bericht stellte fest, dass keine der missbrauchten Frauen geistig behindert war.

"Wir sind schockiert über diese Entdeckungen und verurteilen vorbehaltlos diese Handlungen, die in völligem Widerspruch zu den von Jean Vanier behaupteten Werten stehen und unvereinbar mit den Grundregeln des Respekts und der Integrität von Personen sind sowie im Widerspruch zu den Grundprinzipien stehen, auf denen die L'Arche basiert", so die Verantwortlichen, Stephan Posner und Stacy Cates-Carney am heutigen Samstag in einem Schreiben.

L'Arche hatte im vergangenen April ein unabhängiges britisches Beratungsunternehmen damit beauftragt, Vaniers Verbindung zu Pater Thomas Philippe zu untersuchen, einem des Missbrauchs überführten Dominikanerpriesters. Vanier hatte diesen als seinen "spirituellen Mentor" bezeichnet.

Dabei wurden "glaubwürdige und übereinstimmende Aussagen" von sechs erwachsenen Frauen ohne Behinderungen dokumentiert, dass Jean Vanier über den Zeitraum von mehr als 30 Jahren von 1970 bis 2005 "im Rahmen der geistlichen Begleitung" von sich sexuelle Handlungen mit ihnen initiierte, so  L'Arche.

"Die Frauen berichten jeweils, dass Jean Vanier bei ihnen Sexualverhalten initiierte, meist im Rahmen der geistlichen Begleitung. Einige dieser Frauen sind durch diese Erfahrungen tief verletzt worden. Jean Vanier bat jede der Frauen, sein Verhalten für sich zu behalten. Sie hatten keine Vorkenntnisse über die Erfahrungen der anderen, aber diese Frauen berichteten über ähnliche Tatsachen, die mit höchst ungewöhnlichen spirituellen oder mystischen Erklärungen verbunden sind, die zur Rechtfertigung dieser sexuellen Verhaltensweisen verwendet wurden", heißt es in dem Bericht von L'Arche International.

Dieses Verhalten folgt dem gleichen Muster sexuell unangemessenen Verhaltens von Pater Philippe, so der Bericht weiter. Das bestätigte auch die Glaubenskongregation des Vatikans im Dezember 2019 mit einer eigenen Untersuchung im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Pater Philippe, der 1993 starb.

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Vanier hatte sowohl 2015 als auch 2016 bestritten, Kenntnis von P. Thomas Philippes Missbrauch gewusst zu haben.

Bis Ende der 1990er Jahre beaufsichtigte Jean Vanier die gesamte Organisation von L'Arche, die auf 154 Gemeinden und mehr als 10.000 Mitglieder anwuchs. Er verfasste 30 Bücher, wurde von Regierungen auf der ganzen Welt mit Preisen und Ehrungen bedacht und wurde zu einem gefragten Redner. Er war Mitglied des Päpstlichen Rates für die Laien des Vatikans.

Vanier starb im Mai 2019 im Alter von 90 Jahren nach einem langwierigen Kampf mit Krebs.

Courtney Mares trug zur Berichterstattung bei.

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