Diskussionen im Erzbistum Köln: Kardinal Woelki steht weiter unter Druck

Kardinal Rainer Maria Woelki
Erzbistum Köln / Reiner Diart

Durch Wortmeldungen am Sonntag und am Montag steht der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki weiter unter Druck. Insgesamt 21 Personen, darunter auch Pfarrer, hatten am Wochenende einen Neuanfang mit "personellen und systemischen Veränderungen" gefordert. Am Montag legte Tim Kurzbach, der Vorsitzende des Kölner Diözesanrats, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) nach: "Das System Woelki kollabiert völlig."

In der Stellungnahme von 21 Mitarbeitern des Erzbistums Köln hieß es, es sei eine "ehrliche, echte Aufklärung und Ahndung von Missbrauch und Gewalt jeglicher Art mit staatlicher Unterstützung und professioneller Aufsicht" nötig, berichtete die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA).

Die jüngste Welle der Kritik nahm ihren Anfang mit einem Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger vom 5. August 2022. Darin geht es um die Entscheidung von Woelki, ein von der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) angefertigtes Gutachten zum Thema Missbrauch nicht zu veröffentlichen, sondern stattdessen ein anderes Gutachten vorbereiten zu lassen, das schließlich im März 2021 vorgestellt wurde.

Im Anschluss an die Entscheidung im Jahr 2020 hatte Woelki mit massiver Kritik zu kämpfen und engagierte externe PR-Berater, die ihm nahelegten, einen renommierten Journalisten mit Informationen darüber zu versorgen, warum das ursprüngliche Gutachten nicht verwendet werden könne. Außerdem sollte der Betroffenenbeirat für eine vollständige Neufassung des Gutachtens gewonnen werden. Der Agentur "Ewald & Rössing" seien in diesem Zusammenhang 820.000 Euro gezahlt worden, so der Kölner Stadt-Anzeiger.

"Es ist nicht die PR-Beratung an sich, die mich stört", sagte Kurzbach gegenüber der FAZ. "Das ist eine Sache für sich, ob ein katholischer Bischof fast eine Million Euro für so etwas ausgeben muss."

Kurzbach weiter: "Wenn dann aber ein solches Papier vor dir auf dem Tisch liegt und da steht drin: 'Du sollst durch vorgespielte Emotionen den Betroffenenbeirat auf deine Seite ziehen' – dann bist du doch als Christenmensch verpflichtet zu sagen: 'Das mache ich jetzt nicht.' Wenn ein Bischof dennoch zu solchen Mitteln greift, ist das der Verlust jeglicher moralischen Integrität."

Laut Kölner Stadt-Anzeiger habe ein Dokument der PR-Agentur "unter anderem einen Abschnitt 'Emotionen und Konsequenzen'" enthalten "mit Sätzen wie 'Es ist mir ein Rätsel, warum WSW so eine schlechte Arbeit abliefert', 'Ich bin erschüttert und verärgert' oder 'Es ist niemandem mit dieser Leistung geholfen – insbesondere nicht den Betroffenen'."

Der Vorsitzende des Kölner Diözesanrats forderte: "Woelki braucht eine zweite Auszeit, die länger dauert. Ich hoffe, dass jetzt bald jemand Verantwortung im Sinne der Menschen im Erzbistum Köln übernimmt."

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Der Kölner Generalvikar Guido Assmann betonte am Mittwoch, der Einsatz einer Agentur für Krisenkommunikation sei der Tatsache geschuldet, dass er selber und andere Mitarbeiter im Erzbistum Köln "keine Kommunikationsprofis" seien, so Assmann. Die eigentlich zuständige Hauptabteilung Medien- und Kommunikation hätte damals "schon alleine diese Flut von Anfragen nicht bewältigen, erst recht nicht noch eine Kommunikationsplanung entwickeln können. Genau diese benötigt man aber bei solch einer schwierigen Lage – immer unter dem Gesichtspunkt, dass die Betroffenenperspektive absolute Priorität hat."

Man habe indes "nicht alle Vorschläge" der Agentur "in Wort und Tat umgesetzt", erläuterte der Generalvikar. "Weder wollten wir instrumentalisieren, noch auch einen solchen Verdacht irgendwie nähren. Letzteres ist leider nicht gelungen. Das Durchstechen eines vertraulichen Papiers mit den anschließenden Spekulationen und mitunter völlig falschen Interpretationen hat solche Verdächtigungen vielmehr befördert."

Kardinal Woelki hatte im März seinen Rücktritt angeboten. Auch rund fünf Monate später hat Papst Franziskus dieses Angebot weder angenommen noch abgelehnt.

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