Erzbistum Köln wehrt sich gegen Vorwurf der Instrumentalisierung von Betroffenbeirat

Monsignore Guido Assmann
Jennifer Rumbach / Dombauhütte Köln

Der Kölner Generalvikar Guido Assmann hat sich gegen den Vorwurf gewehrt, sein Erzbistum habe "im Oktober 2020 durch ein 'Drehbuch' einer Krisenkommunikationsagentur" der Betroffenenbeirat instrumentalisiert. "Das ist definitiv falsch", konstatierte Assmann und bekräftigte, man habe "nicht nach einem Drehbuch Dritter gehandelt".

Hintergrund des Schreibens von Assmann an die Mitarbeiter des Erzbistums Köln, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, ist ein Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger vom Freitag. Darin geht es um die Entscheidung von Kardinal Rainer Maria Woelki, ein von der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) angefertigtes Gutachten zum Thema Missbrauch nicht zu veröffentlichen, sondern stattdessen ein anderes Gutachten vorbereiten zu lassen, das schließlich im März 2021 vorgestellt wurde.

Im Anschluss an die Entscheidung im Jahr 2020 hatte Woelki mit massiver Kritik zu kämpfen und engagierte externe PR-Berater, die ihm nahelegten, einen renommierten Journalisten mit Informationen darüber zu versorgen, warum das ursprüngliche Gutachten nicht verwendet werden könne. Außerdem sollte der Betroffenenbeirat für eine vollständige Neufassung des Gutachtens gewonnen werden. Der Agentur "Ewald & Rössing" seien in diesem Zusammenhang 820.000 Euro gezahlt worden, so der Kölner Stadt-Anzeiger.

Demgegenüber erklärte Assmann am Mittwoch: "Weil die Stimme des Betroffenenbeirats so wichtig ist und die Betroffenen ein berechtigtes Interesse an Transparenz haben, durften sie auf keinen Fall übergangen werden."

Assmann ist erst seit Juli Generalvikar in der Erzdiözese Köln. Sein Vorgänger, Markus Hofmann, war sei Mitte 2018 im Amt.

"Handlungsleitend" sei "immer und ausschließlich" die Betroffenenperspektive gewesen, betonte Assmann. "Es gab nie das Ziel, diese zu einem bestimmten Stimmverhalten zu animieren. Es ist auch niemals Druck auf einzelne oder mehrere Teilnehmer ausgeübt worden. Jeder hatte die faire und realistische Möglichkeit, sich frei zu äußern. Wäre das Votum des Beirats anders ausgefallen, wäre komplett neu nachgedacht worden."

Dass eine Krisenkommunikationsagentur engagiert wurde sei der Tatsache geschuldet, dass er selber und andere Mitarbeiter im Erzbistum Köln "keine Kommunikationsprofis" seien, so Assmann. Die eigentlich zuständige Hauptabteilung Medien- und Kommunikation hätte damals "schon alleine diese Flut von Anfragen nicht bewältigen, erst recht nicht noch eine Kommunikationsplanung entwickeln können. Genau diese benötigt man aber bei solch einer schwierigen Lage – immer unter dem Gesichtspunkt, dass die Betroffenenperspektive absolute Priorität hat."

Man habe indes "nicht alle Vorschläge" der Agentur "in Wort und Tat umgesetzt", erläuterte der Generalvikar. "Weder wollten wir instrumentalisieren, noch auch einen solchen Verdacht irgendwie nähren. Letzteres ist leider nicht gelungen. Das Durchstechen eines vertraulichen Papiers mit den anschließenden Spekulationen und mitunter völlig falschen Interpretationen hat solche Verdächtigungen vielmehr befördert."

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Letztlich zähle, dass das neue Gutachten, das vom Strafrechtler Björn Gercke angefertigt wurde, "genau wie von uns beabsichtigt, viel gründlicher diese höchst widerlichen Taten des sexuellen Missbrauchs ans Tageslicht gebracht" habe als das Gutachten von Westpfahl Spilker Wastl.

Das WSW-Gutachten ist zwar nicht veröffentlicht worden, ist aber "als Lesefassung vor Ort mit Einschränkungen, beispielsweise dem Verbot, Fotografien zu fertigen", nach Terminabsprache zugänglich. "Diese Einschränkungen tragen dafür Sorge, dass das Gutachten nicht unzulässiger Weise im Internet veröffentlicht wird", heißt es auf der Internetseite der Erzdiözese.

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