Für DBK-Chef Bätzing ist Kontinuität im Glauben „ehrlich gesagt suspekt“

Bischof Georg Bätzing
Synodaler Weg / Maximilian von Lachner

Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, sind „allzu sicher behauptete Kontinuen, also lückenlose Zusammenhänge nach dem Motto: das ist immer so gewesen; das wurde immer so geglaubt; was gestern falsch war, kann doch heute nicht richtig sein … ehrlich gesagt suspekt“.

Beim Eröffnungsgottesdienst zur Herbst-Vollversammlung der DBK am Dienstag in Fulda verwies der Bischof von Limburg auf die „großen Bilder, in denen das Gottesvolk seine geschichtlichen Erfahrungen gläubig durchbuchstabiert und darin Gottes Führung erkannt“ habe. „Alle diese ‚Ur-Bilder‘ und ‚In-Begriffe‘ des Glaubens sprechen von Aufhören und Anfangen, rechnen mit dem Tod und erfahren unerwartet das Geschenk neuen Lebens“, so Bätzing.

Es liege zwar „in unserer menschlichen Natur, Brücken zu suchen zwischen dem Gestern und dem Morgen, zeitliche Linien zu ziehen und sinnvolle Zusammenhänge zu entdecken – was oft erst im Nachhinein möglich ist. Wir suchen Kontinuität. Aber die kürzeste Definition von Religion ist und bleibt ‚Unterbrechung‘, wie Johann Baptist Metz es formuliert hat.“

Vor diesem Hintergrund halte er „ein einfaches ‚Weiter so‘ für höchst gefährlich“, sagte Bätzing. „Fortschritt aufgrund lange geübter Optimierungsstrategien kann doch nur denen opportun erscheinen, die sich der krisenhaften Wirklichkeit verweigern.“

Es brauche „vor allem im Bereich der Schöpfungsverantwortung dringend Innovation durch Einhalt und Umkehr. Zu lange schon haben wir die Begrenztheit der Erde verbissen ignoriert und den Tod allzu vieler in Kauf genommen. Papst Franziskus wird nicht müde, auf die Bedrohung unseres gemeinsamen Hauses der Erde durch ökologische Ausbeutung, ökonomische Ungerechtigkeit, ideologisch gestütztes Kriegstreiben und fundamentalistische Hetze hinzuweisen.“

„Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir keine Zukunft haben“, warnte der DBK-Vorsitzende im Fuldaer Dom. „Wenn wir nicht lernen aufzuhören, dann werden uns die Katastrophen überrollen, die wir selbst verursacht haben.“

Man müsse besonders „hier im reichen Norden und Westen“ zu einem „anderen Lebensstil“ kommen, sagte der Bischof. „Und der kommende Herbst und Winter wird da aufgrund der Energiekrise ein realistisches Übungsfeld werden. Werden wir es durch Konsumverzicht und gelebte soziale Verantwortung schaffen, als Gesellschaft zusammenzuhalten, füreinander zu sorgen und nicht denen das Feld zu überlassen, die mutwillig Spaltungen provozieren und es darauf anlegen, unsere Demokratie zu destabilisieren?“

Bätzing zeigte sich überzeugt: „Wer insgeheim denkt, wir werden schon irgendwie mit staatlicher Fürsorge ohne große Einschnitte im eigenen Wohlstand über die Runden kommen, der irrt und folgt der gefährlichen Spur, die ich unlängst in einem Bonmot geistreich ausgedrückt fand: ‚Mancher, dem die Vernunft rät, aufzuhören, hört sogar tatsächlich auf, aber leider, auf die Vernunft zu hören.‘ Glaube und Vernunft sagen uns aber: Es ist höchste Zeit. Jetzt ist es Zeit!“

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Die Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe, die am Montagnachmittag ihren Anfang nahm und noch bis Donnerstagnachmittag andauert, steht im Zeichen der vierten Synodalversammlung des Synodalen Wegs Anfang September. Mehrere Texte, die eine Kehrtwende in der überlieferten kirchlichen Lehre fordern, wurden mit Zwei-Drittel-Mehrheiten unter den Bischöfen verabschiedet.

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