Kardinal O'Malley: Papst Franziskus wird Bericht zu McCarrick "bald" veröffentlichen

Papst Franziskus und Kardinal Sean O'Malley am 19. April 2018
Vatican Media

Die Ergebnisse der Untersuchung des Falls McCarrick durch den Vatikan werden bis Anfang 2020 veröffentlicht werden.

Das hat Kardinal Sean O'Malley aus Boston am Montag gegenüber US-Bischöfen gesagt.

"Die Absicht ist, die Antwort des Heiligen Stuhls bald, wenn nicht gar vor Weihnachten, beziehungsweise Anfang des Jahres zu veröffentlichen", sagte Kardinal O'Malley am Montagnachmittag Ortszeit.

Der Erzbischof von Boston lieferte seinen amerikanischen Amtsbrüdern ein kurzes Update zur Lage der McCarrick-Untersuchung des Vatikans bei der jährlichen Herbsttagung der US-Bischöfe in Baltimore, Maryland, die vom 11. bis 13. November stattfindet.

Am frühen Montagmorgen hatte Bischof Earl Boyea aus Lansing, Michigan, darum gebeten, ein Update über die McCarrick-Untersuchung des Vatikans auf die Tagesordnung der Bischofssitzung zu setzen. Bischof Joseph Strickland aus Tyler, Texas, unterstützte den Antrag und die Bischöfe genehmigten ihn mit einer Stimme.

Wie CNA Deutsch berichtete, hatte der Vatikan im Oktober 2018 mitgeteilt, die Akten im Fall um den überführten Sexualstraftäter und ehemaligen Kardinal prüfen zu wollen.

Im März 2019 sagte Kardinal Pietro Parolin, der Staatssekretär des Vatikans, dass der Vatikan immer gegen McCarrick ermittle - und dass der Heilige Stuhl nach Beendigung der Untersuchungen eine Erklärung abgeben werde.

Am Montag informierte O'Malley über die Ermittlungen des Vatikans, kurz nachdem er und andere Bischöfe aus Neuengland von einem Besuch bei Papst Franziskus im Vatikan in die USA zurückgekehrt waren.

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"Wir hatten keine Angst, die Frage des Berichts über Theodore McCarrick anzusprechen, und wir bestanden auf der Bedeutung der Veröffentlichung einer Antwort auf die vielen ernsten Fragen dieses Falles", sagte O'Malley über die Begegnung mit Papst Franziskus, gegen dessen Person schwere Vorwürfe erhoben wurden.

O'Malley sagte, die Neuengland-Delegation habe Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin klargemacht, dass Bischöfe , Priester, Ordensleute und Laien in den USA alle gespannt auf die Ergebnisse der Untersuchung warteten, wie McCarrick "ein Erzbischof und Kardinal werden konnte, und wer was und wann wusste".

"Das lange Warten hat zu großer Frustration seitens der Bischöfe und unseres Volkes geführt, und zu einer harten und sogar zynischen Interpretation des scheinbaren Schweigens", fügte O'Malley Montag hinzu.

Kardinal Parolin "versicherte" der US-Delegation, man habe an der ursprünglich gemachten Zusage des Vatikans, eine Stellungnahme vor dem November-Treffen der US-Bischöfe in Baltimore zu veröffentlichen, zwar festhalten wollen. Aber der Umfang der Untersuchung und die Menge der dabei entdeckten Informationen erforderten einen späteren Veröffentlichungstermin, so Parolin weiter.

Kardinal O'Malley sagte, dass er ein "dickes Dokument" des Vatikans gezeigt bekommen habe, das für Papst Franziskus ins Italienische übersetzt werde, mit einer geplanten Veröffentlichung bis Anfang 2020.

Fest steht: Zumindest einige Bischöfe sind mit McCarricks mutmaßlichem Fehlverhalten seit 2005 vertraut. Zwei Diözesen in New Jersey erzielten damals mit einigen mutmaßlichen Opfern des Erzbischofs einen Rechtsvergleich. Im Jahr 2007 wurde ein weiterer Vergleich erzielt.

Der Skandal löste auch Fragen aus darüber, ob diese Bischöfe richtig auf die Kenntnis von Anschuldigungen gegen McCarrick reagiert haben. Unklar ist zudem bis heute, ob und wann weitere Bischöfe, darunter Kardinal Donald Wuerl von Washington, Kenntnis vom Verhalten des Erzbischofs hatten.

Der Leiter des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben, Kardinal Kevin Farrell, lebte jahrelang mit McCarrick zusammen. In einem Video-Statement erklärte er, nichts gewußt zu haben.

Ein weiterer amerikanischer Bischof, Kardinal Joseph Tobin von Newark, sagte einem Journalisten im August, dass er 2017 Gerüchte über sexuelles Fehlverhalten von McCarrick gehört habe. Er habe es aber abgelehnt, diese zu untersuchen, weil sie ihm unglaubwürdig schienen.

Am 25. August veröffentlichte Erzbischof Carlo Maria Vigano einen Offenen Brief, in dem er behauptet, dass er ab 2006 Berichte über McCarricks Fehlverhalten erstellt habe. Zudem gebe es sei seit dem Jahr 2000 Berichte über dessen Taten. Diese Berichte sind jedoch laut Viganò weitgehend ignoriert worden, bis Papst Benedikt XVI. im Jahr 2009 oder 2010 mehrere Sanktionen gegen McCarrick verhängte.

Vigano behauptet weiter, dass Papst Franziskus diese Beschränkungen McCarricks jedoch kurz nach seiner Wahl zum Papst aufgehoben hat - und dass McCarrick ein enger Berater von Franziskus gewesen sei.

Zu diesen Vorwürfen macht Papst Franziskus bislang keine direkten Aussagen.

In einem zweiten Brief, der am 29. September veröffentlicht wurde, behauptet Vigano, dass Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, über den Fall McCarrick informiert sei, und forderte ihn auf, "die Wahrheit zu bezeugen".

Während einige Behauptungen aus dem Vigano-Brief bestätigt wurden, wurde die Wahrhaftigkeit anderer Behauptungen in Frage gestellt, was zu erheblichen Kontroversen über deren Gehalt führte.

Erzbischof Vigano hat behauptet, dass Akten im Archiv des Vatikans und seiner Nuntiatur-Botschaft in den USA seine Anschuldigungen bestätigen werden.

Auf ihrer Sitzung im November 2018, nur wenige Monate nachdem in den Erzdiözesen New York und Newark über Missbrauchsfälle im Zusammenhang mit McCarrick berichtet worden war, wurden die US-Bischöfe aufgefordert, über eine Reihe von Maßnahmen zur Bewältigung der Krise des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche abzustimmen, darunter eine Aufforderung an den Vatikan, alle Dokumente über McCarrick im Einklang mit dem Kirchenrecht und dem Zivilrecht herauszugeben.

Nachdem der Vatikan jedoch kurz vor dem Treffen darum gebeten hatte, dass die Bischöfe bis zu einem internationalen Krisengipfel der Bischöfe Anfang 2019 in Rom keine Maßnahmen gegen die Missbrauchskrise ergreifen, stimmten die Bischöfe am Ende nicht über die McCarrick-Maßnahme ab, weil sie befürchteten, dass sie erneut im Widerspruch zu Rom stehen könnten.

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