Georgiens Katholiken fingen bei Null an. Wie geht es nach dem Papstbesuch weiter?

Papst Franziskus besuchte Georgien am 30. September und 1. Oktober 2016.
L'Osservatore Romano

Es ging um das nackte Überleben: Die klitzekleine Gemeinschaft der katholischen Kirche in Georgien kämpfte vor wenigen Jahrzehnten noch um ihre Existenz.

Nun hat sie die Chance, sich als "Kirche des Trostes", wie es Papst Franziskus beschreibt, aufzubauen, sagt einer örtlicher Bischof.

"Während der Messe sprach Papst Franziskus nicht über eine starke und mächtige Kirche, sondern über eine Kirche, die Trost spenden kann. Und ich dachte: Das ist die Kirche, die ich mag, eine Kirche die Öffnungen hat und sich nicht an die Dinge gewöhnt", erkläre Bischof Giuseppe Pasotto.

Bischof Pasotto ist ein italienischer Geistlicher der – als Stigmatiner bekannten – Kongregation von den heiligen Wundmalen unseres Herrn Jesus Christus. Er zog 1993 nach Georgien, und wurde 1996 zum Apostolischen Verwalter der Kaukasusregion ernannt.

"Der Pfad unserer christlichen Gemeinschaft war schön und aufregend. Wir fingen bei Null an", sagte er gegenüber CNA.

"1993 gab es zwar noch christliche Gemeinschaften, aber wir mussten ihnen wieder beibringen, die Messe zu feiern. Sie kannten nur noch den Rosenkranz beten. Da haben wir ein Messbuch entworfen und new Katechesen vorbereitet. Die Reaktion war fantastisch."

Bischof Pasotto betonte, dass "vielleicht Katholiken in Georgien weniger begeistert sind, aber das ist normal. Es ist wie bei einem Flugzeug: Es hebt schnell ab, aber dann muss es den Kurs halten. Da mache ich mir keine Sorgen."

Optimistisch ist der Geistliche auch über die ökumenischen Beziehungen, trotz aller Spannungen zwischen Katholiken und Orthodoxen in den vergangenen Jahren.

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Zum Programm des Papstbesuchs gehörten auch Treffen mit dem georgischen orthodoxoden Patriarchen, Ilia II.

"Nachdem der Papst wieder abgereist war", erzählt Bischof Pasotto, "fragte ich Patriarch Ilia, ob er wirklich glücklich über den Besuch des Papstes war." Der Patriarch habe geantwortet, "Ich bin sehr froh, dass der Papst kam. Ich habe einen guten Mann kennen gelernt". Franziskus habe ihm genau das gleiche über Ilia gesagt, sagte Bischof Pasotto, im Auto am Samstag: "Wissen Sie, dass der Patriarch wirklich ein guter Mann ist?" – Beide hätten die gleichen Worte gebraucht, ohne zu wissen was der andere gesagt habe, so Pasotto zu CNA.

Tatsächlich steht die Kirche in Georgien vor großen Herausforderungen, auch und gerade theologischer Art.

Das ist zum Beispiel das wachsende Phänomen der Wieder-Taufe. Orthodoxe Christen im Land taufen Katholiken ein zweites Mal, wenn diese orthodoxe Christen heiraten.

"Ich sprache einmal mit einem orthodoxen Bischof und sagte, dass es eine ungute Sache sei, dass meine Taufe nicht anerkannt werde", erzählte Bischof Pasotto. "Er sagte, dass dies eine Entscheidung der Georgischen Orthodoxen Synode. Ich antwortete, dass dies bedeute, dass ich kein Christ bin, und auch der Papst nicht. In Antwort auf seinen Protest, dass ich Christ sei, da ich schließlich an Christus glaube, erklärte ich ihm, dass jene, die an Jesus Christus glauben, Katechumen sind, aber so lange sie nicht getauft wurden, sind sie keine Christen. Und er stimmte zu, dass weiteres Nachdenken erforderlich ist."

Der Dialog ist nicht einfach, doch das war nicht immer so. Patriarch Ilia war der erste georgisch-orthodoxe Patriarch, der den Papst in Rom besuchte, im Jahr 1980. Dann verschlechterte sich die Lage.

Nach dem Fall des Kommunismus kamen einige Priester der russisch-orthodoxen Kirche und verbreiteten ein Verständnis von Ökumene, das keinerlei ökumenische Beziehungen erlaubte.

"Diese neue 'Philosophie' einer geschlossenen Ökumene war das Gegenteil georgischer Gepflogenheiten, die generell allen Denominationen gegenüber tolerant sind. Aber diese neuen Gedanken breiteten sich aus, und einige Klöster übten derart Druck aus, dass die Einheit der georgisch-orthodoxen Kirche in Gefahr geriet".

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Somit mußte Patriarch Ilia einen Schritt zurück nehmen, um die Einheit seiner Kirche zu erhalten".

Trotz der Schwierigkeiten gibt es nun eine Gemeinschaft, die sich vom Besuch des Papstes gestärkt fühlt.

"Nach dem Papstbesuch war die Kathedrale voller Menschen und jeder hatte eine besondere Geschichte über den Papst zu erzählen, und wie sie ihn getroffen oder gesehen haben", sagte Bischof Pasotto.

"Unsere Herausforderung ist nun diesen Enthusiasmus zu nutzen, damit er nicht verschwendet wird".

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