Das Kreuz niederreissen? Spanien ringt um seine moderne Identität und Geschichte

Welche Rolle wird die Katholische Kirche in Zukunft spielen können? Der Streit um ein Kreuz und eine Gedenkstätte

Valle de los Caídos
Sebastian Dubiel / Wikipedia (CC-BY-SA-3.0-DE)

Welche Rolle wird die Katholische Kirche in Zukunft in Spanien spielen? Der heftige Streit um ein Kreuz und eine Gedenkstätte wirft ein Schlaglicht auf den Kampf um die einst katholische Identität der Nation.

Mehr als 62.000 Menschen haben sich bislang einer Petition angeschlossen, um den Abriss des Kreuzes zu verhindern, welches das Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) nahe Madrid überragt.

Das Bemühen um eine versöhnende Erinnerungskultur und einen Umgang mit dem Bügerkrieg und der Diktatur stellt auch und gerade für die Katholische Kirche im Land eine gewaltige Herausforderung dar, wie ACI Prensa, die spanischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch, berichtet.

Der Abriss könnte eine Folge der Veranschiedung des "Ley de Memoria Democrática" (Gesetz des demokratischen Andenkens) werden.

Am vergangenen 16. September hatte die spanische Regierung den Gesetzesentwurf "zum demokratischen Andenken" verkündet, mit dem ein Gesetz aktualisiert werden soll, das unter der Regierung José Luis Rodríguez Zapateros im Jahr 2007 verabschiedet worden war.

Offizielles Ziel ist es dabei, die Franco-Vergangenheit aufzuarbeiten, die vielen noch in Massengräbern verschwundenen Opfer des Bürgerkriegs und der Diktatur zu suchen, und richtet sich generell gegen die Relikte der Diktatur Francos und gegen die Symbole dieser Diktatur.

Dazu gehört auch das Valle de los Caìdos, eine Gedenkstätte, auf deren Areal sich auch eine Basilika und eine Benediktinerabtei befinden. Bis zum 24. September 2019 enthielt die Basilika die sterblichen Überreste von Francisco Franco, die exhumiert und zu diesem Datum in ein Familiengrab auf dem staatlichen Friedhof von Mingorrubio- El Pardo überführt wurden.

Zu den wesentlichen Punkten des Gesetzentwurfes gehört eine "resignificación" - eine Bedeutungsänderung - des Mausoleums, das zu einem Zivilfriedhof und zu einem Ort der Dokumentation und des Gedenkens werden soll.

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Konkret wurde noch nicht davon gesprochen, das Kreuz abzureißen, aber diese Möglichkeit wurde bei mehreren Gelegenheiten von Parteien wie Izquierda Unida und Podemos in Betracht gezogen, die beide in der aktuellen Regierung vertreten sind, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Abriss bei der neuen Projektion des Tals stattfinden könne.

Aus diesem Grund haben sich zum aktuellen Zeitpunkt mehr als 62.000 Menschen einer Petition auf der Plattform CitizenGo angeschlossen, um zu fordern, dass "die spanische Regierung nicht über das Schicksal eines heiligen Ortes entscheiden kann und nicht entscheiden darf"; dies würde einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, der die Religionsfreiheit und die Rechte der spanischen Gläubigen schädige.

Der Gesetzesentwurf beinhaltet auch, dass die Gemeinschaft der Benediktiner, die im Valle de los Caídos lebt, den Ort verlassen muss.

In der Petition, die an den Vorsitzenden der spanischen Bischofskonferent, Kardinal Juan José Omella, und an den Apostolischen Nuntius in Spanien, Bischof Bernardito Auza, gerichtet ist, werden diese aufgefordert, "die internationale Verträge und die Jurisdiktion der katholischen Kirche über diesen heiligen Ort zu verteidigen, damit die spanische Regierung die Benediktinermönche nicht unerlaubterweise aus der Abtei zum Heiligen Kreuz im Valle de los Caídos vertreibe und ihre einseitigen Pläne zur Zerstörung eines heiligen Ortes weiterführen." 

Das Gesetz des historischen Andenkens


Das Gesetz des historischen Andenkens wurde 2007 unter Premierminister José Luis Rodríguez Zapatero verabschiedet; es beinhaltet eine Reihe von Maßnahmen zugunsten der Opfer des spanischen Bürgerkriegs und der anschließenden Diktatur von Francisco Franco.

Die Maßnahmen beinhalten auch die Entfernung von Denkmälern, Symbolen oder Namen, die im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg und der Diktatur stehen, von öffentlichen Orten. Das Vorgehen ist umstritten: Manche Experten halten es für problematisch, da es die Versöhnung unter den Spanier nicht begünstige. Ander befürworten den Schritt.

Die Denkmäler der katholischen Kirche sind nicht direkt vom Gesetz betroffen – könnten aber indirekt totzdem unter Druck geraten, zumal bei anderen Gelegenheiten sowohl Kreuze als auch Straßennamen, die mit Ordensgemeinschaften in Verbindung standen, entfernt wurden.

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Das Valle de los Caídos


Das "Tal der Gefallenen" wurde zwischen 1940 und 1958 als Mausoleum für Tote erbaut, die im spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatten.

Zum Komplex der Gedenkstätte gehören die Benediktinerabtei, das Kreuz, eine Außentreppe und die Basilika.

Francisco Franco wurde dort nach seinem Tod im Jahr 1975 beigesetzt; 1959 war bereits José Antonio Primo de Rivera, Parteiführer der Falange, durch die der Diktator sein Regime stützte, dort bestattet worden.

In der Basilika befinden weiterhin die Gebeine von fast 34.000 Gefallenen des spanischen Bürgerkriegs – von beiden Seiten.

Die Gedenkstätte ist gesellschaftlich umstritten, weil sie Kritiker für ein skandalöses Denkmal des Franco-Regimes halten.

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