München - Mittwoch, 9. Februar 2022, 18:30 Uhr.
Der Vorgänger von Kardinal Reinhard Marx als Erzbischof von München und Freising gibt die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Landau in der Pfalz zurück: Kardinal Friedrich Wetter hat nach dem Münchner Gutachten in einem Brief an die Gemeinde erklärt, er wolle nicht, "dass durch die Auseinandersetzungen um meine Person der Friede der Stadt gestört wird".
Gleichzeitig betont der 93-jährige: "Meine Liebe zu meiner Heimatstadt und mein Stolz, ein Landauer zu sein, bleiben davon unberührt."
Kardinal Wetter war von 1982 bis 2008 Erzbischof von München und Freising. Wie CNA Deutsch berichtete, werden ihm im kürzlich vorgestellten Missbrauchsgutachten insgesamt 21 Fälle von Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchstaten vorgeworfen. Wetter habe – von einzelnen Ausnahmen abgesehen – zu wenig für die Aufklärung getan und die Opferfürsorge vernachlässigt, befanden die Gutachter.
Diesem Vorwurf widerspricht Wetter in seiner Stellungnahme. Gleichzeitig erfülle es ihn "mit Scham und Trauer", dass er im Fall des "Priesters H." seiner Verantwortung als Erzbischof "zum Schutz der Kinder und Jugendlichen nicht in dem notwendigen Maß gerecht geworden" sei.
Da in der Katholischen Kirche die Vollmachten fast ausschließlich auf den Ortsbischof konzentriert sei, habe er eine "undelegierbare persönliche Verantwortung", so Wetter.
Noch offen ist, wie es mit dem "Kardinal-Wetter-Platz" in Landau weitergeht. Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch steht nach eigenen Angaben mit der örtlichen Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Kontakt, auf deren Wunsch der Platz vor der Marienkirche als „Kardinal-Wetter-Platz“ benannt wurde.
Hirsch empfiehlt dem Stadtrat im Hinblick auf die Platzbenennung, die Beratung in den Gremien der örtlichen Kirchengemeinde abzuwarten, berichtete der "SWR".
Zukunft von Kardinal Marx unklar
Unklar ist bislang noch die weitere Rolle des Nachfolgers und derzeit amtierenden Erzbischofs in München, Kardinal Reinhard Marx. Gegen diesen hat erneut ein Opfer sexueller Gewalt schwere Vorwürfe erhoben und Kritik geübt, nachdem das Gutachten mögliches Fehlverhalten feststellte.
Marx, der im April 2021 auf die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes nach scharfem Protest von Missbrauchsopfern verzichtete, schließt einen erneuten Rücktrittsversuch nicht aus: Er "klebe nicht" an seinem Amt, so der Erzbischof am 27. Januar in einem Auftritt vor der Presse. Für seine Abwesenheit bei der Veröffentlichung des Gutachtens hatten auch die Anwälte Marx kritisiert.
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Unterdessen melden die Behörden im Raum München und Oberbayern eine "Flut" von Austritten nach dem Gutachten.
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