Papst Franziskus: Wer seine andere Wange hinhält, hat wahre innere Stärke

Angelus mit Papst Franziskus
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Papst Franziskus hat die Katholiken weltweit dazu aufgerufen, die Aufforderung Jesu zur Feindesliebe ernst zu nehmen. In seiner Ansprache zum Angelusgebet am 20. Februar in Rom erklärte der Pontifex, dass derjenige, der dem Feind "seine andere Wange" hinhalte, über eine größere innere Stärke verfüge.

Der Heilige Vater rief auch zum Gebet auf für die Menschen in Brasilien und auf Madagaskar, die in den letzten Tagen von schweren Unwettern und Überflutungen heimgesucht wurden. Er erinnerte auch am heutigen italienischen Nationaltag der Gesundheit an die vielen Ärzte und Pfleger, die sich um die Kranken und Schwachen kümmern.

"Die andere Wange hinzuhalten ist nicht der Rückzug des Verlierers"

In Bezug auf das heutige Tagesevangelium, in dem Jesus in einem Abschnitt seiner Bergpredigt zur Feindesliebe aufruft, räumte Papst Franziskus ein, dass es immer leichter sei, dem Instinkt und dem Hass nachzugeben, statt die andere Wange hinzuhalten, wie Christus es fordert.

"Wenn wir das hören, erscheint es uns, als ob der Herr etwas Unmögliches von uns verlangt", so der Papst. "Wenn man nicht auf die Tyrannen reagiert, dann hat doch jeder Machtmissbrauch freie Bahn. Verlangt der Herr wirklich Unmögliches von uns?"

Der Pontifex nimmt Christus selbst als Beispiel, der nach seiner Gefangennahme beim Verhör vor dem Hohen Rat eine Ohrfeige einstecken musste. Die Reaktion Jesu, der nicht zurückschlug, sondern den Täter fragte, was der Grund für die Ohrfeige sei, sei vorbildhaft, unterstrich Franziskus. Er sagte: "Jesus prangert mit seiner Frage an, was ungerecht ist. Aber er tut dies ohne Zorn oder Gewalt, vielmehr mit Freundlichkeit und Anstand, er will keinen Streit entfachen, sondern den Groll entschärfen." Der Heilige Vater fuhr fort:

"Die andere Wange hinzuhalten ist nicht der Rückzug des Verlierers, sondern die Tat desjenigen, der über eine größere innere Stärke verfügt, der das Böse mit dem Guten überwindet, der eine Bresche in das Herz des Feindes schlägt und die Absurdität seines Hasses entlarvt. Diese Haltung wird nicht von Berechnung diktiert, sondern von der Liebe."

Letztlich könne die "unentgeltliche und unverdiente Liebe" von Jesus, die jeder Mensch erhalte, in den Herzen eine ähnliche Verhaltensweise hervorrufen. Dies sei möglich, da der Herr "nie etwas von uns fordert, wenn er uns nicht die Kraft dazu gegeben hätte".

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Papst Franziskus erinnerte an ein Gebet des Kirchenvaters Augustinus und bat die anwesenden Gläubigen "gut zuzuhören", während er das Augustinus-Gebet zweimal wiederholte:

"Herr, gib mir, worum du bittest, und bitte mich um das, was du willst."

Gott schenke diese Liebe durch den Heiligen Geist, so Papst Franziskus weiter. Er rät den Gläubigen, erst einmal für die Person zu beten, die einen schlecht behandele, denn: "Das ist der erste Schritt, um auch jene zu lieben, die uns ablehnen."

Gebet für Betroffene von Umweltkatastrophe in Brasilien und Madagaskar

Am Ende des Angelusgebetes rief der Heilige Vater auch zum Gebet auf für die Menschen in Brasilien und auf Madagaskar, die in den letzten Tagen von schweren Unwettern und Überflutungen heimgesucht wurden. Nach Medienberichten starben in Brasilien allein 80 Menschen durch Erdrutsche, auf Madagaskar kamen durch den Zyklon "Batsirai" hunderte Menschen ums Leben.

Wie CNA Deutsch berichtete, hatte der Papst am 19. Februar ein Telegramm an den madagassischen Präsidenten Andry Rajoelina gesandt und ihm seine Gebete zugesichert.

Zudem erinnerte Papst Franziskus an den italienischen Nationaltag der Gesundheit. Er dankte allen Ärzte und Pflegern und rief die anwesenden Gläubigen auf dem Petersplatz dazu auf, allen Menschen im Pflege- und Gesundheitsbereich zu applaudieren.

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