Papst ruft zu Versöhnung auf, vermeidet Begriff "Rohingya" in Ansprache

Rede nach Treffen mit Aung San Suu Kyi - Aufruf zu Gerechtigkeit und Versöhnung - Begegnung mit Religionsvertretern

Papst Franziskus und Aung San Suu Kyi am 28. November 2017
Edward Pentin / CNA / National Catholic Register

Es war für viele Beobachter eine entscheidende Frage der ersten Papstreise überhaupt nach Burma: Wird er den Begriff "Rohingya" verwenden?

In seiner heutigen Schlüsselrede hat Franziskus zwar über "andauerndes Leiden durch zivile Konflikte und Feindseligkeiten" in dem Land gesprochen, das auch als Myanmar bezeichnet wird. Den Begriff "Rohingya" hat er dabei jedoch vermieden.

Die Zukunft Burmas, so der Papst, müsse der Frieden sein.

"Ein Friede, der sich auf die Achtung der Würde und der Rechte eines jeden Mitglieds der Gesellschaft gründet, auf die Achtung jeder ethnischen Gruppe und ihrer Identität, auf die Achtung des Rechtsstaates und einer demokratischen Ordnung, die es dem Einzelnen und jeder Gruppe – niemand ausgeschlossen – erlaubt, seinen legitimen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten."

Der Papst hielt sich damit an die Empfehlung des örtlichen Kardinals Charles Maung Bo. Dieser hatte dem Papst bei einer Audienz am 18. November geraten, das Wort "Rohingya" zu vermeiden:  Der Begriff sei stark umstritten und für die meisten Burmesen wie auch die Regierung des Landes nicht richtig. Der korrekte Terminus sei: "Muslime des Staates Arakan".

Die selbsternannte "Arakan Rohingya Salvation Army" (ARSA) kämpft laut Beobachtern für einen eigenen muslimischen Staat in der Region, und wird dabei von Islamisten unterstützt. Die Friedensnobelpreisträgerin und de facto Regierungschefin Aung San Suu Kyi bezeichnet die ARSA als "extremistische bengalische Terroristen".

Dafür steht sie international in der Kritik: Laut den Vereinten Nationen und Menschenrechtsgruppen werden die Rohingya nach einer Eskalation beidseitiger Gewalt seit August vom Militär massiv verfolgt; viele Tausende wurden vertrieben - die Rede ist von ethnischer Säuberung.

Versöhnung in Vielfalt

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Vor seiner Rede traf sich Papst Franziskus mit Staatspräsident Htin Kyaw und mit Aung San Suu Kyi

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Aung San Suu Kyis Politik einer nationalen Versöhnung würdigte der Pontifex in der anschließend gehaltenen Rede im Convention Center in der Hauptstadt Naypyidaw. Hierbei könne die "religiöse Vielfalt" einen Beitrag leisten, gemeinsam, trotz ihrer Unterschiede, so Franziskus:

"Wenn sie aus ihren tief verwurzelten Werten schöpfen, können die Religionen helfen, die Ursachen des Konflikts auszumerzen, Brücken des Dialoges zu bauen, die Gerechtigkeit zu suchen und eine prophetische Stimme für die Leidenden zu sein."

Warnung vor "kultureller Kolonisierung"

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Zum Auftakt seines ersten vollen Tages in Burma hatte der Papst sich in Rangun mit Vertretern des Buddhismus, Islam, Hinduismus, Judentum und Protestanten getroffen, und dazu ermutigt, miteinander wie "Geschwister" für Eintracht einzustehen:

"Das ist der Frieden: die Harmonie. Die Harmonie. In diesen Zeiten, in denen wir leben, erleben wir weltweit eine Tendenz zum Uniformen hin, zur Gleichmacherei. Das bedeutet, das Menschliche zu töten – das ist eine kulturelle Kolonisierung! Wir müssen vielmehr den Reichtum unserer Unterschiede verstehen, und von diesen Unterschieden ausgehend in einen Dialog eintreten."

Die kleine Minderheit der Katholiken im Land bat Franziskus heute, weiter mit anderen Religionsgemeinschaften zusammenzuarbeiten - in Nächstenliebe.

Edward Pentin (National Catholic Register) begleitet den Papst auf seiner Reise und trug zur Berichterstattung bei. Folgen Sie unserem Autor @AC_Wimmer auf Twitter für aktuelle Nachrichten.

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