„Kein Vandalismus“: Vorfall in Kirche in Thüringen löst Debatte aus

Kruzifix
Martin Jernberg / unsplash (CC0)

Nach der Schändung einer evangelischen Kirche in Thüringen ist eine Debatte über den Umgang mit Angriffen und anderen "Vorfällen" auf Gotteshäuser entbrannt. Während Beobachter mit Unverständnis auf den Versuch einzelner Medien reagierten, den Vorfall als "Räumarbeit" zu beschrieben, warnen Politiker vor "Generalverdacht". 

Auslöser war ein Vorfall vergangene Woche: Ein 25-jähriger Muslim hatte im thüringischen Nordhausen in einer evangelischen Kirche Gegenstände beschädigt und auch ein Kruzifix zerschlagen, das nach der Bombardierung Nordhausens im Zweiten Weltkrieg aus den Trümmern gerettet worden war. Der Täter kam 2015 aus Afghanistan nach Deutschland und hat – wie er selbst angab – aus religiösen Gründen gehandelt.

Während verschiedene Medien davon sprachen, der 25-Jährige habe eine Kirche "ausgeräumt", spricht die Polizei von "Randale". Wie die "Thüringer Allgemeine" berichtete, hatten protestantische Kirchenvertreter nach dem Vorfall erklärt, "dass es sich nicht um Vandalismus handelte".

Unterdessen warnte der "Linken"-Politker und Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, davor, Muslime unter "Generalverdacht" zu stellen.

"Ich wende mich dagegen, eine ganze Volksgruppe unter Verdacht zu stellen", sagte Ramelow der "Thüringer Allgemeinen" wörtlich. Bei der Tat handle es sich um "eine einzelne Tat einer einzelnen Person", betonte der Politiker. Wörtlich:

"Die Tat des Afghanen in Nordhausen, egal was nun das Motiv oder die genauen Umstände waren, ist völlig inakzeptabel. Niemand hat das Recht, ein Gotteshaus zu entweihen, weder eine Kirche, eine Moschee noch eine Synagoge."

Pfarrer: Täter hält christlichen Glauben für "falsch"

Unterdessen bestätigte der Pastor der betroffenen Frauenbergkirche in Nordhausen, Pfarrer Klemens Müller, dass der Täter "religiöse Gründe" geltend machen wollte. 

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Gegenüber dem MDR sagte Müller, der Afghane halte den christlichen Glauben für einen "Irrtum" und "falsch". Er sei aber nicht aggressiv oder drohend aufgetreten.

Wie hoch der angerichtete Schaden ist, lasse sich noch nicht abschätzen, so der Pfarrer weiter. Er vermutet auch, dass der 25-Jährige das Altarkreuz beim Abhängen beschädigt habe, jedoch "nicht vorsätzlich".

Das Kruzifix wurde im Zweiten Weltkrieg in den Trümmern der Kirche gefunden, nachdem diese bombardiert worden war. Es müsse nun aufwändig restauriert werden.

Die Polizei hat dem Mann einen Platzverweis erteilt. Die Kirchengemeinde möchte außerdem Strafanzeige erstatten.

Kritik an Reaktion der evangelischen Kirche

Der Journalist Marc Felix Serrao spricht in seinem Kommentar "Unterwerfung auf Thüringisch", der in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) erschienen ist, von einer "verniedlichende[n] Reaktion" der evangelischen Kirchenvertreter.

Serrao stößt sich an der Formulierung der "evangelischen Kirchenmänner", die den Vorfall als "verspäteten Frühjahrsputz" bezeichnet haben sollen. Er schreibt:

"Wer die Entweihung seines Gotteshauses mit einem Frühjahrsputz vergleicht, sollte dem Täter am besten zur Hand gehen und ebenfalls das Mobiliar hinaustragen."

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