Vatikan bestätigt Prüfung von Fahrlässigkeitsvorwurf gegen Kardinal Dziwisz

Kardinal Stanisław Dziwisz
CNA/Marco Mancini

Die Apostolische Nuntiatur in Polen hat am Samstag bestätigt, dass der Vatikan den italienischen Kardinal Angelo Bagnasco beauftragt hat, Vorwürfe der Fahrlässigkeit gegen Kardinal Stanisław Dziwisz zu untersuchen.

Die Nuntiatur machte die Ankündigung am 26. Juni, nachdem Berichte in den polnischen und italienischen Medien über eine vatikanische Prüfung bezüglich des ehemaligen Mitarbeiters von St. Johannes Paul II. erschienen waren.

Laut einem Bericht der Catholic News Agency wurde mitgeteilt: "Kardinal Angelo Bagnasco, der pensionierte Erzbischof von Genua, hat vom 17. bis 26. Juni auf Ersuchen des Heiligen Stuhls Polen besucht."

"Ziel war es, die angedeuteten, auch öffentlich bekannten Schuldzuweisungen gegen Kardinal Stanisław Dziwisz während seiner Amtszeit als Metropolitan-Erzbischof von Krakau (2005-2016) zu überprüfen", so der Vatikan weiter.

Kardinal Bagnasco habe sich mit den Dokumenten vertraut gemacht und eine Reihe von Gesprächen geführt. "Er wird dem Heiligen Stuhl einen Bericht über den Besuch vorlegen."

Dziwisz, 82, war bis zum Tod des polnischen Papstes im Jahr 2005 persönlicher Sekretär von Johannes Paul II. Danach wurde er zum Erzbischof von Krakau ernannt und trat 2016 in den Ruhestand.

Erzbischof Stanisław Gądecki, der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, sagte im November 2020, dass Anschuldigungen gegen Dziwisz, die in einer Fernsehsendung ausgestrahlt wurden, vom Vatikan geklärt werden sollten.

Gądecki machte die Aussage in Reaktion auf die Sendung "Don Stanislao: Das andere Gesicht von Kardinal Dziwisz", die auf TVN24, einem polnischen kommerziellen Nachrichtensender, gezeigt wurde.

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Das 82-minütige Programm, das von dem Journalisten Marcin Gutowski präsentiert wurde, beschuldigte den ehemaligen persönlichen Sekretär von Johannes Paul II, Vorwürfe des Missbrauchs durch Geistliche nicht untersucht zu haben.

Gądecki sagte, er hoffe, dass "alle Zweifel, die in diesem Bericht präsentiert werden, von der zuständigen Kommission des Heiligen Stuhls geklärt werden."

In einer Erklärung am vergangenen 9. November sagte Dziwisz, er wolle die Vorwürfe in einer transparenten Weise geklärt sehen.

"Es geht nicht um Schönfärberei oder das Verschweigen möglicher Versäumnisse, sondern um eine ehrliche Darstellung der Fakten", sagte er. "Das Wohl der Opfer steht an erster Stelle. Kinder und Jugendliche dürfen in der Kirche nie wieder unter dem Unrecht leiden, das in der Vergangenheit geschehen ist."

"Ich bin bereit, in vollem Umfang mit einer unabhängigen Kommission zusammenzuarbeiten, die diese Fragen klären wird."

Ein polnischer Staatsanwalt teilte im Januar mit, er sehe keine Gründe für eine Untersuchung der Vorwürfe, Dziwisz habe Vorwürfe des klerikalen Missbrauchs nicht gemeldet.

Ein Sprecher der Bezirksstaatsanwaltschaft in Krakau sagte polnischen Medien am 21. Januar, dass der Staatsanwalt entschieden habe, dass es keine Grundlage für eine Untersuchung gebe, nachdem er Informationen ausgewertet habe, die von Łukasz Kohut, einem Mitglied des Europäischen Parlaments, im Zuge der Dokumentation eingereicht worden seien.

Die polnische katholische Kirche befindet sich inmitten einer Aufarbeitung von kirchlichem Missbrauch. 2019 veröffentlichte die polnische Bischofskonferenz einen Bericht, der zu dem Schluss kommt, dass 382 Kleriker zwischen 1990 und 2018 insgesamt 624 Opfer sexuell missbraucht haben.

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Seit November 2020 hat der Vatikan eine Reihe von überwiegend pensionierten polnischen Bischöfen nach Untersuchungen im Rahmen des Motu proprio Vos estis lux mundi von Papst Franziskus aus dem Jahr 2019 sanktioniert.

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