Vorwürfe und Kritik an Kardinal Müller nach Aussagen über Coronavirus-Krise

"Erneuerung gibt es nur durch Jesus Christus": Kardinal Gerhard Ludwig Müller beim Symposium der Ratzinger-Schülerkreise am 28. September 2019 in Rom.
Evandro Inetti / CNA Deutsch

Mehrere deutsche Politiker und Medien haben Kritik an Aussagen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller über die Coronavirus-Krise und die Impfung gegen Covid-19 geübt. 

Auslöser war ein Interview des 73-jährigen deutschen Kurienkardinals und Richters am Obersten Kirchengericht mit dem in Wien ansässigen "Boniface Institute", von dem ein Ausschnitt auf Twitter veröffentlicht wurde. 

Darin sagt Müller, ein "gewisses Chaos" im Umgang mit der Coronavirus-Krise sei auch "geboren aus dem Willen" einer finanziellen Elite, "Menschen jetzt gleichzuschalten" und einen "Überwachungsstaat zu etablieren". 

So habe der deutsche Wirtschaftswissenschaftler und Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, die Coronavirus-Pandemie als Chance bezeichnet – sagte der Kardinal – eine Agenda durchzusetzen, die auf der Meinung aufbaue, "wir könnten jetzt mithilfe der modernen Technik oder des modernen Kommunikationswesens eine neue Schöpfung hervorbringen, einen neuen Menschen. Aber eben nach ihrem Bild und Gleichnis. Und ich möchte eigentlich nicht geschaffen und erlöst werden nach dem Bild und Gleichnis von Klaus Schwab oder Bill Gates oder [George] Soros und all diesen Leuten." 

Das Interview wurde mittlerweile in voller Länge veröffentlicht.

Unverständnis zeigte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. "Ich verstehe es nicht", sagte der CSU-Chef nach einer Sitzung des bayerischen Kabinetts in München laut einem Bericht des "Bayerischen Rundfunks", der von "Entsetzen" über "Verschwörungstheorien" des ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation schreibt. 

Die Webseite "Der Spiegel" berichtete, Kardinal Müller verbreite "Verschwörungsmythen". Die Äußerungen seien "schockierend", schrieben vier Bundestagsabgeordneten der Grünen aus dem Bistum Regesnburg, Erhard Grundl, Stefan Schmidt, Marlene Schönberger und Tina Winklmann, in einem offenen Brief an Müller und dessen Nachfolger in Regensburg, Bischof Rudolf Voderholzer.

"Gerade bei einem ranghohen und prominenten Diener der katholischen Kirche hätten wir es nicht für möglich gehalten, dass dermaßen krude und demokratiefeindliche Verschwörungstheorien ganz offen und ungehemmt zu Tage treten", so die Grünen-Politiker, die sogar dem Kardinal vorwerfen, er bediene sich auch "brandgefährlicher antisemitischer Chiffren".

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Tatsächlich mahnt Müller in dem Interview davor, Demokratie und Menschenrechte aufzugeben und zu unterwandern. 

Auch ein Sprecher der deutschen Bischofskonferenz wurde in mehreren Medienberichten zitiert: "Man wundert sich sehr über diese Theorien", erklärte Matthias Kopp: "Kardinal Müller spricht hier - davon gehe ich aus - als Privatperson." 

CNA Deutsch hat den Kardinal um eine Stellungnahme gebeten. 

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