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Woelki: "Wer Christus liebt, liebt die Kirche, wer die Kirche liebt, liebt Christus."

Kardinal Rainer Maria Woelki

Ungeachtet aller bibeltheologisch maskierten Kirchenpolitik in den Papieren, die im Umfeld und zur Vorbereitung zu den Regionalforen des "Synodalen Wegs" vorgelegt wurden, und trotz aller Zuschreibungen von Zeitgenossen, die entweder die Covid-19-Viruserkrankung als Mythos abtun oder als Offenbarung auffassen wollen, bleibt die Besinnung auf das Herz der Kirche und die Mitte des Glaubens eine bleibende Notwendigkeit – auch im Vorfeld der Bischofskonferenz in Fulda. Der Kölner Erzbischof hat in einem Interview mit der KNA  dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Nicht äußerliche Strukturreformen und zeitgeistlich kolorierte Debatten entsprechen dem Auftrag des Evangeliums. Eine innere Kehrtwende ist nötig, aber die Reform heißt Bekehrung und Ausrichtung auf Christus, nicht die Hinwendung zu einem Credo der Weltlichkeit: "Und wenn es um Reformen der Kirche geht, kann es immer nur um eine Neuentdeckung, um eine stärkere, Annäherung an Christus und sein Evangelium gehen, als Einzelner und als Gemeinschaft, als Kirche."

Ob die "ganze Welt" auf den "Synodalen Weg" schaut, darüber mag man nachdenken – und Kardinal Woelki erinnert daran, dass die Gefahr besteht, dass wir "uns theologisch durch Unbedarftheit … blamieren". Die Sorge ist insoweit berechtigt, als zumindest eine kirchenpolitische Orientierung dominant und die Instrumentalisierung von Theologie erkennbar ist. Wer Gottes Wort dazu ausnutzt, um es als Versatzstück für irgendwelche Aufbruchsrhetorik zu verwenden oder in ein Lamento über die Kirche zu integrieren, weiß vielleicht nicht, was er tut – aber er sollte es wissen. Nun mag die Blüte konstruktivistischer Fantasien niemanden überraschen, der mit der Theologie der Zeit vertraut ist – aber wer ist das schon? Philosophisch oder psychologisch inspirierte Nebelbildungen aller Art hat es in den letzten 40 Jahren hinreichend gegeben. Manchmal könnten wir wahrscheinlich eine Theologielosigkeit der Theologie diagnostizieren.

Umso nötiger erscheint eine Besinnung auf die geistigen und geistlichen Schätze, die auch nicht veraltet sind: Der heilige Augustinus und die Kirchenväter könnten uns in vielem ein verlässlicher Wegbegleiter sein. Auch Augustinus hatte mit Reformern zu tun, die oft von den besten weltlichen Absichten geleitet waren. Nicht immer konnte er Spaltungen verhindern. Wir könnten heute ebenso wieder die Schriften des heiligen Thomas von Aquin lesen oder auch die großen Theologen des 20. Jahrhunderts. Bereichernd sind die Schriften von Walter Kasper, Karl Rahner und Joseph Ratzinger. Gerade in der Exegese des Neuen Testaments könnten wir uns auch von protestantischen Bibelkundlern anregen lassen – von Martin Hengel sowie Peter Stuhlmacher und Ulrich Wilckens. Das alles wäre so viel wichtiger als die gegenwärtig virulente Kirchenpolitik, die entzweit, lähmt und verdrießlich stimmt – und alles andere ist als eine beherzte Evangelisierung, die doch so nötig wäre und zu einer wirklichen Erneuerung in Christus, einer wahren Reform der Kirche, führen könnte. Kardinal Woelki sagt weiter: "In meinen Augen müsste das eine Reform sein, die alle Erscheinungsbilder und Wirklichkeiten, die vom Wesen der Kirche weggeführt haben, korrigiert und dazu verhilft, wieder vertieft das Wesen der Kirche zu erkennen – vor allen Dingen wahrzunehmen, dass die Kirche nicht ein rein soziologisches Gebilde ist, sondern dass sie Werk Gottes, dass sie der Leib Christi ist, und dass man die Kirche nie ohne Christus zu sehen vermag." Mit Blick auf die Bischofskonferenz in Fulda und die Entwicklungen der Kirche in Deutschland dürfen wir vertrauensvoll sagen: Heiliger Bontifatius, bitte für uns.

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