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Papst Franziskus: "Der Tod muss angenommen, darf aber nicht verabreicht werden"

Papst Franziskus mit Kindern bei der Generalaudienz am 6. Februar 2022.
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 9. Februar 2022.
Ein Kind bei der Generalaudienz mit Papst Franziskus am 6. Februar 2022 in Rom.
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 9. Februar 2022.

Papst Franziskus hat die in einigen Ländern praktizierte Sterbehilfe erneut scharf verurteilt und dazu aufgerufen, die Palliativmedizin zu fördern.

Bei der Generalaudienz am 9. Februar sprach der Pontifex auch über den heiligen Josef, der als Patron für eine gute Sterbestunde verehrt wird. Franziskus warb dafür, die Realität des Todes anzuerkennen und nannte den emeritierten Papst Benedikt XVI. als Vorbild.

Der heilige Josef als Patron für eine gute Sterbestunde

Der Pontifex erinnerte am Mittwochvormittag an den heiligen Josef, über dessen Todesdatum es zwar keine historischen Daten gebe. Allerdings könne man davon ausgehen, dass er bereits verstorben sei, bevor Jesus sein öffentliches Wirken begann.

Josef sei deswegen wichtig, weil man durch ihn zu Maria gelangen könne "und durch Maria zum Ursprung aller Heiligkeit: Jesus. Josef und Maria helfen uns zu Jesus zu gelangen", so der Papst. Gerade als Patron für eine gute Sterbestunde sei der Heilige eine große Hilfe. Franziskus wörtlich:

"Liebe Brüder und Schwestern, vielleicht mag der ein oder andere von euch denken, dass diese Begriffe und dieses Thema nur ein Erbe der Vergangenheit sind. In Wahrheit geht es aber in unserer Beziehung zum Tod nie um die Vergangenheit, sondern immer um die Gegenwart."

Papst Benedikt XVI. als Vorbild für die Vorbereitung auf den Tod

Als Vorbild für eine gute Vorbereitung auf die Sterbestunde nannte Papst Franziskus seinen Amtsvorgänger, den emeritierten Papst Benedikt XVI.. Franziskus sagte heute:

"Papst Benedikt hat vor Kurzem selbst gesagt, dass er sich vor der dunklen Tür des Todes befindet. Wir müssen dem Papst dafür dankbar sein, dass er mit 95 Jahren noch diesen Geist hat, das zu sagen. Für diesen wunderbaren Rat, den er uns gegeben hat"

Wie CNA Deutsch im Oktober des vergangenen Jahres berichtete, hatte der Privatsekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, Medienberichten widersprochen, wonach sich der emeritierte Pontifex nach dem Tod "sehne". Benedikt sei "absolut lebensfroh", so Gänswein gegenüber der BILD-Zeitung.

Zuvor hatte Benedikt auf den Tod von Pater Gerhard Winkler reagiert, eines befreundeten Zisterziensers, der als Professor parallel zu Joseph Ratzinger (1969-1977) an der Universität in Regensburg arbeitete. In seinem Brief, der vom oberösterreichischen Stift Wilhering veröffentlicht wurde, schrieb Benedikt wörtlich:

"Nun ist er im Jenseits angekommen, wo sicher schon viele Freunde auf ihn warten. Ich hoffe, dass ich bald zu ihnen stoßen kann."

Dieser Absatz hatte bei deutschen Journalisten für Interpretationen gesorgt, ob Benedikt XVI. – so wörtlich – "Todessehnsucht" habe. Dieser Interpretation widersprach der Vertraute des emeritierten Papstes, Erzbischof Georg Gänswein.

Der Brief sei "lieb gemeint" und komme von Herzen, bedeute aber nicht, dass Benedikt XVI. "keine Lust mehr hat, zu leben. Im Gegenteil", so Gänswein. Gleichwohl bereite sich das frühere Kirchenoberhaupt bewusst auf den Tod vor. Wörtlich sagte Gänswein:

"Die Kunst des guten Sterbens, also Ars moriendi, gehört zum christlichen Leben dazu. Das macht Papst Benedikt seit vielen Jahren. Dennoch ist er absolut lebensfroh. Stabil in seiner physischen Schwäche, glasklar im Kopf und gesegnet mit seinem ihm typisch-bayerischen Humor." 

"Ich habe noch nie einen Umzugswagen hinter einem Leichenwagen gesehen"

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Kritik übte Franziskus dagegen an der "sogenannten Wohlfühlkultur", die versuche, die Realität des Todes zu verdrängen. Die Corona-Pandemie habe diese Realität jedoch auf dramatische Weise wieder ins Bewusstsein gerückt. "Das war schlimm, der Tod war überall", so der Pontifex. "Viele Brüder und Schwestern haben geliebte Menschen verloren, konnten ihnen in ihrer letzten Stunde nicht nahe sein und das hat es noch schwieriger gemacht, den Tod zu akzeptieren und mit ihm fertig zu werden."

Der christliche Glaube sei jedoch "kein Mittel", mit dem man die Angst vor dem Tod vertreiben könne. Stattdessen helfe der Glaube "uns dieser Angst zu stellen". Franziskus betonte: "Früher oder später werden wir alle vor diese Tür stehen. Das wahre Licht, dass das Geheimnis des Todes erhellt, kommt aus der Auferstehung Christi." Wörtlich fügte er an:

"Ich habe noch nie einen Umzugswagen hinter einem Leichenwagen gesehen. Wenn wir von dieser Welt scheiden, sind wir allein. Wir haben nichts in unseren Taschen. (...) Es hat keinen Sinn, Dinge anzuhäufen, wenn wir eines Tages sterben werde. Was wir anhäufen müssen ist die Nächstenliebe, die Fähigkeit zu teilen, nicht gleichgültig zu sein gegenüber den Bedürfnissen der anderen."

Scharfe Kritik an Euthanasie und Sterbehilfe

Der Papst, der in der Vergangenheit wiederholt die Praxis der Euthansie veruteilt hat, sagte heute, dass sich der Tod nicht vermeiden lasse. Deshalb sei es "unmoralisch", auf "nutzlosen Therapien" zu beharren, wenn man bereits alles Menschenmögliche versucht hat, um einen Menschen zu heilen. "Lasst die Menschen in Frieden sterben", so der Pontifex. Gleichzeitig betonte er:

"Wir müssen dankbar sein für die Hilfe, die die Medizin zu leisten versucht, damit jeder Mensch, der sich auf den letzten Abschnitt seines Lebens vorbereitet, dies durch sogenannte Palliativmedizin auf möglichst menschliche Weise tun kann. Wir dürfen diese Hilfe aber nicht mit einem inakzeptablen Abgleiten in Richtung Euthanasie verwechseln, denn das bedeutet jemanden zu töten. Wir müssen Menschen in den Tod begleiten, aber nicht den Tod herbeiführen oder Beihilfe zum Selbstmord leisten."

"Das Leben ist ein Recht und nicht der Tod, der angenommen werden muss und nicht verabreicht werden darf", fuhr der Papst fort. "Dieser ehtische Grundsatz betrifft alle Menschen und nicht nur die Christen und die Glaubenden."

Alte Menschen müssten "wie ein Schatz der Menschheit behandelt werden", so Franziskus. "Bitte isoliert die alten Menschen nicht und tut nichts, dass die alten Menschen schneller sterben! Eine Zärtlichkeit für einen alten Menschen trägt dieselbe Hoffnung in sich wie die Zärtlichkeit für ein Kind."

Der heilige Josef könne dabei helfen, das Geheimnis des Todes auf die bestmögliche Weise zu leben. Papst Franziskus: "Für einen Christen ist der gute Tod eine Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes, die uns auch in diesem letzten Augenblick unseres Lebens zuteil wird."

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