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Mindestens 196 Täter: Missbrauchsstudie für das Bistum Münster veröffentlicht

St-Paulus-Dom in Münster

Laut Missbrauchsstudie für das Bistum Münster, die am Montagabend vorgestellt werden soll, haben von 1945 bis 2020 mindestens 196 Kleriker – 183 Priester, ein ständiger Diakon und 12 Ordensmänner – sexuell an Minderjährigen vergangen.

Bei 196 Beschuldigten komme man auf etwa vier Prozent aller Priester in der Diözese zwischen 1945 und 2020, so die Westfälische Wilhelms-Universität Münster – das Forschungsprojekt war dort beheimatet – in einer Zusammenfassung. "Bei fünf Prozent der Täter könne man von 'Serientätern' sprechen, da sie für mehr als zehn Taten verantwortlich seien."

"Die Zahl der Betroffenen liegt den Wissenschaftlern zufolge bei mindestens 610 Personen", erklärte die Universität. Die Dunkelziffer dürfe indes "erheblich höher" sein und möglicherweise gar das zehnfache betragen.

Die Studie nutzt den Begriff "massives Leitungsversagen" gerade mit Blick auf Bischof Heinrich Tenhumberg, der von 1969 bis 1979 für das Bistum verantwortlich war. Alle Bischöfe seit 1945 – darunter auch der jetzige Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck – werden beschuldigt, nicht genug getan zu haben.

"Selbst unter Bischof Felix Genn (seit 2009) brauchte die Bistumsleitung zunächst eine gewisse Zeit, bis sie gegen Missbrauchstäter in den eigenen Reihen so rigoros und unzweideutig vorging, wie es in den vergangenen Jahren zum Standard im Bistum Münster geworden ist", so die Universität.

"Etwa 90% der Beschuldigten blieben ohne strafrechtliche Konsequenzen", fasste das Forschungsteam um Prof. Dr. Thomas Großbölting und Prof. Dr. Klaus Große Kracht in seiner Präsentation zusammen.

Drei Viertel der Opfer seien männlich gewesen, wobei die Altersverteilung "einen Schwerpunkt zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr" aufweise.

Einen Großteil der Missbrauchshandlungen machen Berührungen im Intimbereich unterhalb der Kleidung, Masturbation, genitale Penetration sowie Oralverkehr aus.

Erste Stellungnahme von Bischof Genn

Bischof Genn wird sich am Freitag zu den Ergebnissen der Studie äußern, die er wie alle anderen erst heute zu Gesicht bekam.

In einer ersten Stellungnahme nach Überreichung der Studie sagte Genn am Montag: "Die Untaten sexuellen Missbrauchs und die Vertuschung durch kirchliche Verantwortungsträger müssen in völliger Unabhängigkeit von kirchlichen Institutionen aufgearbeitet werden. Das haben die Wissenschaftler der [Westfälischen Wilhelms-Universität] getan. Auf eine solche Aufarbeitung haben alle und haben insbesondere Sie und alle Betroffenen sexuellen Missbrauchs einen Anspruch."

"Es müssen über das hinaus, was schon geschehen ist, weitere Konsequenzen im Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster gezogen werden", betonte Genn. "Das ist für mich eine Verpflichtung, an der ich mich messen lassen möchte."

"Indem ich mich also dazu verpflichte, möchte ich alle Menschen, die durch sexuellen Missbrauch durch Priester und andere kirchliche Mitarbeitende im Bistum Münster großes Leid erfahren haben, um Entschuldigung bitten", so der Bischof weiter. "Auch bitte ich alle Menschen um Entschuldigung, die unter Vertuschungen durch kirchliche Verantwortungsträger des Bistums Münster gelitten haben und zum Teil bis heute darunter leiden."

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