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Ehemaliger DBK-Chef Zollitsch räumt „gravierende Fehler“ im Umgang mit Missbrauch ein

Erzbischof Robert Zollitsch

Der einstige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, hat in einer Video-Stellungnahme am Donnerstag eigene „gravierende Fehler“ im Umgang mit Missbrauchsfällen eingeräumt.

„Tag für Tag beschäftigt mich die Tatsache des sexuellen Missbrauchs in unserer Kirche und mein damaliger persönlicher Umgang als Personalreferent und Erzbischof mit den Betroffenen und bei der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt – vor allem inwieweit ich Notwendiges unterlassen und Fehler begangen habe“, erläuterte Zollitsch.

„Lange, zu lange Zeit“ habe er „viel zu sehr das Wohl der katholischen Kirche und viel zu wenig die Anteilnahme am Leid der Betroffenen und die Fürsorge für die Opfer“ im Blick gehabt. „Heute weiß ich, dass ich im Umgang mit meinen Mitbrüdern, die ihnen anvertraute Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene – auf welche Weise auch immer – missbraucht haben, zu naiv und zu arglos war.“

„Ich habe den Aussagen und Versprechungen der Täter nur allzu gerne geglaubt und wollte denen, die sich schuldig gemacht hatten, ihr Verhalten im Gespräch mit mir bereuten und mir Umkehr versprachen, eine zweite Chance geben“, erklärte der Erzbischof. „Ich habe das große Ausmaß und vor allem die Folgen für die Betroffenen der Verbrechen sexualisierter Gewalt und des Missbrauchs nicht erfasst und der Wahrheit nicht in die Augen geschaut.“

Er habe sich stets bemüht, „die Fälle sexualisierter Gewalt und Missbrauchs intern zu behandeln“, sagte Zollitsch. „Dazu kam teilweise die nachvollziehbare Scheu von Betroffenen vor der Öffentlichkeit. Umso weniger habe ich dazu animiert, diesen Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen – auch wenn ich gefragt habe, ob sie Anzeige erstatten möchten.“

„Ich habe mit meinem damaligen Verhalten und Handeln, Dokumentieren und Entscheiden gravierende Fehler gemacht und die Gefahren – auch von erneutem Missbrauch – verkannt“, betonte der inzwischen 84-jährige Erzbischof. „Das bereue ich von ganzem Herzen. Es tut mir aufrichtig leid.“

Zollitsch war von 2003 bis 2013 Erzbischof von Freiburg. Außerdem war er von 2008 bis 2014 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Reaktionen

Der neue Missbrauchsbeauftragte der DBK, Bischof Helmut Dieser von Aachen, „appellierte auch an ‚andere emeritierte Verantwortungsträger‘ der Kirche, ebenso deutlich wie Zollitsch Verantwortung zu benennen“, berichtete die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA). „Dies sei eine berechtigte Erwartung von Betroffenen, sagte Dieser am Donnerstag in Bonn.“

Der Freiburger Generalvikar Christoph Neubrand erklärte, die Erzdiözese Freiburg begrüße, „dass sich der im Jahr 2013 emeritierte Erzbischof Dr. Robert Zollitsch mit seiner Verantwortung auseinandersetzt“.

„Fundiert und umfassend wird eine Bewertung der Versäumnisse und Fehler im früheren Umgang mit Missbrauch nach der Fertigstellung und Veröffentlichung des Missbrauchsberichts im Frühjahr 2023 möglich sein“, so Neubrand. „Der Bericht, der durch die unabhängige Arbeitsgruppe Aktenanalyse derzeit fertiggestellt wird, wird für die Unabhängige Kommission und auch für die Bistumsleitung die Grundlage für die weiteren Analysen und die Feststellung von Verantwortlichkeit und Schuld sein.“

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