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Massiver Missbrauchskandal in Bolivien: "Wir wissen, dass das nicht ausreicht"

Detail des Gitters des Atriums der Metropolitan-Kathedrale von Sucre in Bolivien.

Der Skandal um Vorwürfe schweren sexuellen Missbrauchs durch Jesuiten und andere Geistliche in Bolivien zieht weitere Kreise. Am gestrigen Pfingstsonntag reagierte der Generalsekretär der bolivianischen Bischofskonferenz auf Forderungen nach Aufklärung und Prävention.

Nachdem Boliviens Präsident Luis Arce persönlich Papst Franziskus gewarnt hat, die Einreise von Priestern und Ordensleuten zu verhindern, "die in der Vergangenheit sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen haben", teilte Staatsanwalt Wilfredo Chavez laut Vatican News mit, seine Behörde werde über konsularische Kanäle um Hintergrundinformationen bitten, damit die Fälle sexueller Gewalt vollends aufgeklärt werden können.

„Dieser Horror wurde angeblich von der damaligen Führung der katholischen Kirche vertuscht“, schrieb Chavez auf Twitter.

Laut der spanischen Zeitung „El País“ gehen andere bolivianische Institutionen sogar einen Schritt weiter, schreibt die Tagespost: Die Generalstaatsanwaltschaft fordere „die Situation und den Status“ der Jesuiten im Lande zu überprüfen, insbesondere im Bereich der Bildung, wo die Gesellschaft Jesu Schulen und Universitäten im ganzen Land unterhalte". 

Der Generalsekretär der bolivianischen Bischofskonferenz betonte am Pfingstsonntag, dass die Kirche des Landes zwar die Opfer und ihre Familien um Vergebung gebeten habe, "aber wir wissen, dass das nicht ausreicht".

Das berichtet ACI Prensa, die spanischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.  

Bischof Giovani Arana von El Alto sprach am 28. Mai über die Skandale um den massenhaften sexuellen Missbrauch von Minderjährigen und die systematische Vertuschung durch Jesuiten und Patres anderer Orden im Land.

"In den vergangenen Wochen haben wir gesehen, dass Minderjährige innerhalb der Kirche missbraucht wurden. Wir haben um Vergebung gebeten, aber wir wissen, dass das nicht genügt. Deshalb müssen wir uns alle verpflichten, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um zu verhindern, dass sich solche schrecklichen Taten wiederholen oder ungestraft bleiben", sagte er in seiner Predigt am gestrigen Sonntag.

Die Bischöfe, so der Prälat, müssten "zusammenarbeiten, um ein gesundes und sicheres Umfeld für Kinder, Jugendliche, junge Menschen und alle gefährdeten Personen zu schaffen".

"Und ich sage 'zusammenarbeiten', weil der Kampf gegen sexuellen Missbrauch einen tiefgreifenden Wandel in jedem von uns erfordert, damit wir stets wachsam sind gegenüber jeder Gefahr für Kinder, Jugendliche und gefährdete Personen", betonte er.

Bischof Giovani Arana von El Alto (Bolivien). Foto: CEB / ACI Prensa

Der beispiellose Missbrauchsskandal in Bolivien erschütterte die katholische Kirche in Bolivien im April, nachdem ein Bericht der Zeitung El País den 2009 verstorbenen Jesuiten Alfonso Pedrajas Moreno beschuldigt hatte, sich während seiner Zeit als Schulleiter an Minderjährigen vergangen zu haben.

Die Jesuiten im Land, die den Missbrauch über Jahrzehnte vertuscht haben sollen, äußerten sich beschämt und bedauerten "das den Opfern zugefügte Leid", so Vatican News.

Laut Recherchen von El Pais waren zahlreiche Obere der Jesuiten über sexuelle Verbrechen an jungen Buben durch einen Pater "Pica" über Jahrzehnte lang informiert. Die Gesellschaft Jesu — so der offizielle Name des Jesuitenordens — hat mittlerweile nach eigenen Angaben mehrere Verantwortliche sanktioniert. 

Im Zuge der Ermittlungen kamen jedoch weitere zahlreiche mutmaßliche Missbrauchsfälle durch Patres der Gesellschaft Jesu und anderer Kongregationen ans Licht.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Vertuschung und Missbrauch: Staatliche Behörden ermitteln

Die Generalstaatsanwaltschaft Boliviens gab bekannt, dass bis zum 18. Mai 2023 etwa 23 Priester in Missbrauchsfälle im Land verwickelt sein sollen. Die Behörden ermitteln. 

In seiner Predigt an diesem Sonntag sagte Bischof Arana laut ACI Prensa, die Bischöfe hätten sich verpflichtet, "Maßnahmen zu ergreifen, um die Opfer zu unterstützen, ihnen zuzuhören und sie zu begleiten, damit sie ihr Leben wieder aufbauen können, wohl wissend, dass Missbrauch sehr tiefe Wunden verursacht".

"Darüber hinaus verpflichten wir uns, die Taten anzuprangern und zu untersuchen und sowohl innerhalb der Kirche als auch in der Zivilgesellschaft nach Gerechtigkeit zu suchen, mit dem festen Willen, uns für die Prävention und den Schutz von Minderjährigen einzusetzen", bekräftigte er.

Das schwere Verbrechen des sexuellen Missbrauchs sei eine Bedrohung, der "wir uns alle stellen müssen, denn, und das sagen wir mit Bedauern, diese Geißel kommt nicht nur in der Kirche vor, sondern auch in verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft".

"Diese Taten sind weit entfernt vom Wirken des Heiligen Geistes, der das Wohl aller, das Gemeinwohl sucht. Deshalb ist es auch heute notwendig, um die Gegenwart des Heiligen Geistes in unserem Leben zu bitten", sagte er am Tag, an dem die Kirche das Pfingstfest feiert.

Bischof Arana lud uns ein, Gott zu bitten, "dass das Kommen des Heiligen Geistes für uns alle als Bolivianerinnen und Bolivianer bedeutet, den Mut zu haben, die Opfer aller Formen von Gewalt, insbesondere sexueller Gewalt, zu verteidigen und zu begleiten und Gerechtigkeit zu suchen".

"Die Gegenwart des Heiligen Geistes ermöglicht es uns, aus unserem Egoismus und unseren persönlichen Interessen herauszutreten und an die anderen zu denken, für das Wohl der anderen zu arbeiten und nicht für den eigenen Vorteil", erinnerte er.

"Heute müssen wir um die Gegenwart des Heiligen Geistes in unserem Leben bitten, der, wie wir gehört haben, bittet: 'Erweiche unsere Härte, nimm mit deiner Wärme unsere Kälte, korrigiere unsere Verfehlungen'", schloss er.

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