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Kritiker des Synodalen Wegs bewerten Vatikan-Dokument zu Homo-Segnungen unterschiedlich

Petersdom im Vatikan

Sowohl die Initiative „Neuer Anfang“ als auch die Bewegung „Maria 1.0“ haben den deutschen Synodalen Weg kritisch begleitet – in der Bewertung des neuen vatikanischen Dokuments des Dikasteriums für die Glaubenslehre über die „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“ unterscheiden sie sich jedoch.

Während „Neuer Anfang“ etwa betonte, „der Papst legitimiert in keiner Weise homosexuelle Beziehungen durch einen Segen“, erklärte „Maria 1.0“: „Die Art des Segens, die das Glaubensdikasterium nun zugelassen hat, stellt ein Novum in der Kirchengeschichte dar. Mit der Begründung, dass es in der pastoralen Praxis angeblich nötig sei, außerliturgisch und außerhalb rubrikaler Regeln zu segnen, führt es die Möglichkeit der Segnung von irregulären Situationen ein.“

„Neuer Anfang“ sagte in einer Pressemitteilung: „Der vollständig und korrekt wahrgenommene Wortlaut der römischen Erklärung billigt gerade nicht, sondern delegitimiert die sich in Deutschland ausbreitende Praxis liturgisch-ritueller Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare sowie für andere irreguläre Beziehungen. Gleichzeitig verneint die neue Erklärung alle vom ‚Synodalen Weg‘ geforderten Veränderungen der Lehre von Ehe und Sexualität, wie sie in der Praxis schon in vielen Diözesen vorweggenommen wurden. Sie waren und sind verboten.“

„Nein, der Papst verwirft nicht die Responsio ad Dubium (Antwort auf eine zur lehramtlichen Klärung vorgelegte ‚Zweifels‘-Frage) vom 22.2.21. Er verneint sie nicht, er ändert sie nicht einmal, er erweitert den Horizont um eine pastorale Perspektive“, hieß es weiter. „Nein, der Papst erlaubt keine Feiern, keine Riten, keine Liturgien. Kirchliche Medien hatten die Meldung durch Bebilderung und Überschriften ins Zweideutige getrieben.“

Diese Vorgehensweise des „pastoralen“ Segens, der kein „liturgischer“ Segen sei, „ist eindeutig kein Schlupfloch“, zeigte sich „Neuer Anfang“ überzeugt. „Denn dies alles ergibt sich aus der unmittelbaren Lektüre des Textes. Es wird absichtlich missverstanden werden von reaktionärer wie progressiver Seite. Es wird bösartig instrumentalisiert werden.“

„Maria 1.0“ kritisierte derweil, das vatikanische Dokument vom Montag sei „unbestimmt und schwammig formuliert, was dem Missbrauch Tür und Tor öffnet und als Legitimation für das Segnen der Sünde oder sündigen Handlung missdeutet werden kann“.

Es gebe zwar „die immer wieder geäußerte Forderung, keine Verwirrung oder keinen Skandal zu verursachen“. Die durch die Idee des „pastoralen“ Segens bedingte „liturgische Formlosigkeit“ stelle indes „eine Art der Entrechtlichung und Liberalisierung der Segnungen dar, der dazu führen kann, dass die oben genannten Bedingungen für Segnungen nicht beachtet werden und damit der Segen letztendlich wirkungslos wird. Das Glaubensdikasterium ordnet diese Segnungen deshalb in der Kategorie der Volksfrömmigkeit ein. Die Frage der Wirkungen solcher Segnungen wird darum auch nur noch im volksfrommen Sinn erklärt, es werden positive Emotionen genannt oder die Anregung religiöser Erfahrungen, aber es wird kaum noch gesprochen von den vermittelten habituellen und zeitlichen Gnaden oder Ablässen, die Sakramentalien und Segnungen vermitteln können. Dies ist eine spürbare Distanzierung von klaren dogmatischen und rubrikalen Festlegungen, die viele Liturgiebücher prägen. Die Segnungen werden dadurch zu reinen Frömmigkeitsübungen.“

„Dieses Dokument lässt die Frage aufkommen, ob es nicht Teil der Appeasementpolitik Roms gegenüber liberalen Diözesen und Verbänden, wie dem synodalen Ausschuss, darstellt, ohne tragende Säulen der katholischen Moraltheologie anzukratzen“, hieß es weiter. „Segnungen werden eingeführt, die völlig unbestimmt und frei sind und damit für alles und in Zukunft in jeder moralischen Situation verwendet werden können. Die Gefahr des Missbrauchs dieses Dokuments, um die sündige Beziehung homosexueller und geschiedener Paare in irregulären Situationen segnen zu können, ist in jedem Fall gegeben.“

„Auch die unbestimmte, außerliturgische Form, die dies annehmen soll, birgt in sich Gefahren, indem die Feiern in der Form von Trauungen gestaltet werden, wie es in einigen belgischen Diözesen schon Praxis ist“, erklärte „Maria 1.0“. „Das Dokument und sein Optimismus können im richtigen Kontext möglicherweise als Einführung eines weiteren Schatzes der Volksfrömmigkeit gewertet werden, der Menschen helfen soll, aus sündigen, verzweifelten Situationen herauszukommen und durch Beichte und Buße mit Gott wieder vereint zu werden. Die Unbestimmtheit und textliche, gestalterische und situative Offenheit machen diese Leseart immerhin möglich.“

„Leider gibt es kaum einen Grund, dass die Öffentlichkeit und das Volk Gottes diesen überladenen, verschachtelten und definitiv irreführenden Text in der Kontinuität der Lehrtradition liest“, zeigte sich die Bewegung überzeugt. „Bei vielen entsteht der Eindruck, dass die Kirche homosexuelle Beziehungen und andere irreguläre Situationen nicht mehr für unmoralisch halte und nun segne.“

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