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Nigeria: 2023 mindestens 500 Tote und Verletzte bei Fulani-Angriffen im Bundesstaat Benue

Überlebende einer Fulaniattacke in Nigeria

Laut Projektpartnern des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) wurden im vergangenen Jahr im Bundesstaat Benue im Südosten von Nigeria rund 119 Angriffe auf die lokale Bevölkerung verübt, dabei sollen mindestens 400 Menschen getötet und über 100 verletzt worden sein. Als Täter gelten Extremisten aus dem Nomadenstamm der Fulani. Das geht aus einer Zusammenstellung der Diözese Makurdi hervor, die „Kirche in Not“ vorliegt.

Demnach seien allein im April 2023 mindestens 63 Menschen bei Angriffen getötet worden. Im ersten Quartal hätten 163 Personen bei 51 Überfällen ihr Leben verloren. Bei den Opfern handle es sich in der Regel um Christen, die als Bauern tätig sind.

„Nigerias Mittlerer Gürtel ist sehr fruchtbares Land und deshalb zum Schlachtfeld in diesem Konflikt geworden“, erklärte der Leiter der diözesanen Stiftung für Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden, Remigius Ihyula. Die Angreifer kämen aus dem Norden Nigerias oder dem Nachbarland Niger. „Sie tarnen sich als Nomaden, handeln aber wie Dschihadisten.“

Lösegeldforderungen sind „regelrechter Wirtschaftszweig“

Bei Überraschungsangriffen würde die Bevölkerung ganzer Dörfer vertrieben, es gebe zahlreiche Tote, die nicht alle zu identifizieren seien. Deshalb dürfte die tatsächliche Opferzahl noch höher liegen. In mindestens vier Fällen sei es auch zu Vergewaltigungen gekommen. Wie Ihyula mitteilte, seien auch mindestens 35 Personen von den Angreifern entführt und gegen Lösegeld freigelassen worden; das habe sich in Nigeria zu einem „regelrechten Wirtschaftszweig“ entwickelt.

Der Konflikt zwischen Fulani-Nomaden und sesshaften Bauern schwele schon seit Jahren, hätte sich aber massiv verschärft, betonte Ihyula: „In der Vergangenheit kam es bei Konflikten um Weideland nie zu Massakern und einem solchen Ausmaß an Zerstörung wie heute.“ Früher hätten die Angreifer nicht die Absicht verfolgt, Land zu besetzen und ganze Gemeinden zu vertreiben. Der Priester prangerte auch an, dass es „keine eindeutige Reaktion der nigerianischen Regierung“ gebe.

Christenfeindliche Komponente des Konflikts

Die Auseinandersetzungen zwischen Fulani und Landbevölkerung ist in Zentralnigeria zu einem Dauerkonflikt geworden. Wurden ursprünglich Landkonflikte und ethnische Streitigkeiten als Motive angeführt, weisen Beobachter auf eine christenfeindliche Komponente hin. Dafür spricht auch, dass an Weihnachten vergangenen Jahres im Bundesstaat Plateau rund 30 überwiegend von Christen bewohnte Dörfer meist zeitgleich angegriffen wurden. Dabei sollen um die 200 Menschen ums Leben gekommen sein, lokale Quellen sprechen von bis zu 300 getöteten Personen.

In der Diözese Makurdi unterstützt „Kirche in Not“ unter anderem Flüchtlingscamps und Pfarrgemeinden, die vertriebene Menschen aufnehmen. Seelsorger werden in der Betreuung von Traumatisierten geschult.

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