Vatikanstadt, 12 Februar, 2020 / 12:01 AM
Es ist ein Werk voller Gebet, Gedichte, Visionen und Träume, sowie klarer Ansagen – wenn auch nicht solcher, wie sie manche Reformatoren in Deutschland erträumt haben: Der Vatikan hat am heutigen Mittwoch das mit Hochspannung erwartete Schreiben von Papst Franziskus zur Amazonas-Synode veröffentlicht.
Statt sich mit einer Einführung verheirateter Priester – Viri Probati – oder der Weihe von Frauen zu Diakonen zu beschäftigen, bietet das Schreiben Querida Amazonia die Antworten des Papstes auf den "Schrei der Amazonas-Region" – also die zentralen Herausforderungen, wie sie im Rahmen der Synode im vergangenen Oktober thematisiert wurden.
Das in der deutschsprachigen Fassung rund 50 Seiten lange Dokument Querida Amazonia enthält vier Kapitel, in denen jeweils eine soziale, eine kulturelle, eine ökologische und eine kirchliche Vision geschildert wird. Franziskus beschreibt eingangs seinen "Traum" des geliebten Amazoniens:
"Ich träume von einem Amazonien, das für die Rechte der Ärmsten, der ursprünglichen (autochthonen) Völker, der Geringsten kämpft, wo ihre Stimme gehört und ihre Würde gefördert wird.
Ich träume von einem Amazonien, dass seinen charakteristischen kulturellen Reichtum bewahrt, wo auf so unterschiedliche Weise die Schönheit der Menschheit erstrahlt.
Ich träume von einem Amazonien, das die überwältigende Schönheit der Natur, die sein Schmuck ist, eifersüchtig hütet, das überbordende Leben, das seine Flüsse und Wälder erfüllt.
Ich träume von christlichen Gemeinschaften, die in Amazonien sich dermaßen einzusetzen und Fleisch und Blut anzunehmen vermögen, dass sie der Kirche neue Gesichter mit amazonischen Zügen schenken."
Der Papst unterstreicht auch die "Heiligkeit amazonischer Prägung" in seinem Schreiben, "einer Heiligkeit, die aus Begegnung und Hingabe, aus Kontemplation und Dienen, aus empfänglicher Einsamkeit und gemeinsamem Leben, aus freudiger Nüchternheit und Kampf für die Gerechtigkeit besteht."
Die "exklusive Identität" der Priester
Im Abschlussdokument der Synode wurde noch die Weihe verheirateter Männer zu Priestern gefordert sowie die Prüfung der Möglichkeit, Frauen zu Diakonen zu weihen. Gleichzeitig betonten bereits die Synodenväter, dass sie "den Zölibat als Geschenk Gottes schätzen, insofern als diese Gabe es dem missionarischen Jünger, der dem Priestertum geweiht ist, ermöglicht, sich ganz dem Dienst am Heiligen Volk Gottes zu widmen".
Papst Franziskus, der sich wiederholt für den Zölibat deutlich ausgesprochen hat, knüpft in seinem Schreiben an dieses Verständnis der "exklusiven Identität" des Priesters an und betont den Ursprung des Amtes im Weihesakrament. Dabei verweist und erinnert der Papst wiederholt an die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils sowie führender Theologen.
"Der Priester ist Zeichen dieses Hauptes, das die Gnade vor allem im Feiern der Eucharistie ausgießt, die Quelle und Höhepunkt allen christlichen Lebens ist. Darin besteht seine große Amtsgewalt, die nur im Weihesakrament empfangen werden kann. Deshalb kann nur er sagen: 'Das ist mein Leib'. Auch andere Worte kann nur er sprechen: 'Ich spreche dich los von deinen Sünden'. Denn die sakramentale Vergebung steht im Dienst einer würdigen Eucharistiefeier. Diese beiden Sakramente bilden die Mitte seiner exklusiven Identität".
Die drängende Notwendigkeit, die Feier der Eucharistie möglichst allen Katholiken regelmäßig zu gewährleisten veranlasse ihn, fährt Franziskus fort, alle Bischöfe, besonders die Lateinamerikas, zu ermutigen, das Gebet um Priesterberufungen sowie missionarische Einsätze im Amazonasgebiet zu fördern.
Gleichzeitig betont Franziskus die weiteren wichtigen Rollen in der Kirche – etwa der ständigen Diakone und der Ordensleute, aber auch der Laienchristen. Schwerpunkt ist auch hier die Verkündigung des Glaubens gemäß der eigenen Berufung als katholischer Christ, betont der Papst. Eine kristallklare Ansage, die er zum Thema "Frauen in der Kirche" dann noch deutlicher ausführt.
Kraft und Gabe der Frauen
In einem eigenen Abschnitt über die "Kraft und die Gabe der Frauen" warnt der Papst vor einem reduktionistischen Verständnis der Rolle der Frau, das wiederum zu einer "Klerikalisierung" führen könne.
"Ein solcher Reduktionismus würde uns zu der Annahme veranlassen, dass den Frauen nur dann ein Status in der Kirche und eine größere Beteiligung eingeräumt würden, wenn sie zu den heiligen Weihen zugelassen würden. Aber eine solche Sichtweise wäre in Wirklichkeit eine Begrenzung der Perspektiven: Sie würde uns auf eine Klerikalisierung der Frauen hinlenken und den großen Wert dessen, was sie schon gegeben haben, schmälern als auch auf subtile Weise zu einer Verarmung ihres unverzichtbaren Beitrags führen."
In einer synodalen Kirche sollten die Frauen, "die in der Tat eine zentrale Rolle in den Amazonasgemeinden spielen, Zugang zu Aufgaben und auch kirchlichen Diensten haben, die nicht die heiligen Weihen erfordern, und es ihnen ermöglichen, ihren eigenen Platz besser zum Ausdruck zu bringen", schreibt der Pontifex.
"Es sei daran erinnert, dass ein solcher Dienst Dauerhaftigkeit, öffentliche Anerkennung und eine Beauftragung durch den Bischof voraussetzt. Das bedeutet auch, dass Frauen einen echten und effektiven Einfluss in der Organisation, bei den wichtigsten Entscheidungen und bei der Leitung von Gemeinschaften haben, ohne dabei jedoch ihren eigenen weiblichen Stil aufzugeben".
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Der "Mutter Amazoniens", Maria, widmet der Papst den Schluss seines Schreibens. Er endet mit einem "Gebet zur Gottesmutter", angesichts der "Schönheit des Amazonasgebiets".
Stichwort: Amazonas-Synode
Der offizielle Titel der "Panamazonas-Synode", die vom 6. bis 27 Oktober 2019 in Rom stattfand, war "Neue Wege für die Kirche und die integrale Ökologie". Drei Wochen lang wurde dabei über die Lage im Amazonas-Großraum gesprochen – einer Region, deren Menschen mehrheitlich nicht mehr katholisch sind, sondern Freikirchen anhängen.
Die 181 stimmberechtigten Mitglieder der Synode diskutierten zusammen mit Vertretern indigener Gemeinschaften, Orden, Laiengruppen und anderen über die Lage der Region.
An der Synode nahmen Bischöfe aus den neun Ländern teil, deren Territorium zum Teil zum Amazonasgebiet gehören: 4 Bischöfe aus den Antillen, 12 aus Bolivien, 58 aus Brasilien, 15 aus Kolumbien, 7 aus Ecuador, 11 aus Peru und 7 aus Venezuela.
Dazu kamen 13 Präfekten aus Dikasterien der römischen Kurie, 33 direkt vom Papst ernannte Mitglieder, 15 von der Vereinigung der Generaloberen gewählte Mitglieder, 19 Mitglieder des Präsynodalen Rates, 25 Experten, 55 Hörer, 6 Delegaten anderer Kirchen sowie 12 weitere geladene Gäste.
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