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Kardinäle verurteilen Chinas "potenziellen Völkermord" an Uiguren

Kardinal Charles Maung Bo

Die Behandlung der Uiguren durch die chinesische Regierung ist "eine der ungeheuerlichsten menschlichen Tragödien seit dem Holocaust": Das sagen zwei asiatische Kardinäle und 74 weitere religiöse Würdenträger in einer gemeinsamen Erklärung.

In der am 8. August veröffentlichten Stellungnahme wenden sich Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Rangoon und Präsident der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen sowie Kardinal Ignatius Suharyo, Erzbischof von Jakarta, Indonesien, an die Öffentlichkeit. Wie die Catholic News Agency (CNA) berichtet, haben des weiteren zwanzig Rabbiner und 19 Imame ebenso wie der Vertreter des Dalai Lama in Europa und der koptisch-orthodoxe Erzbischof von London, Erzbischof Angaelos, unterschrieben. Weitere katholische Unterzeichner sind Bischof Declan Lang aus Clifton, Großbritannien, und Pater Nicholas King, Seelsorger an der Universität Oxford.

"Die Welt sagte nach dem Holocaust 'Nie wieder'. Heute wiederholen wir diese Worte".

Die Würdenträger und Religionsvertreter rufen zu "Gebet, Solidarität und Aktionen zur Beendigung dieser Massengräuel" gegen die muslimische Minderheit in China auf.

"Die Welt sagte nach dem Holocaust 'Nie wieder'. Heute wiederholen wir diese Worte – 'Nie wieder' – von neuem. Wir stehen an der Seite der Uiguren. Wir stehen auch zu den tibetischen Buddhisten, Falun Gong-Praktizierenden und Christen in ganz China, die mit der schlimmsten Unterdrückung der Religions- und Glaubensfreiheit seit der Kulturrevolution konfrontiert sind", heißt es in der Erklärung.

"Wir rufen ganz einfach zur Gerechtigkeit auf, damit diese Verbrechen untersucht werden, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und ein Weg zur Wiederherstellung der Menschenwürde eingeschlagen wird", so die Erklärung.

Die Unterzeichner des Briefes - zu denen der ehemalige Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, und andere muslimische, jüdische, buddhistische und christliche Persönlichkeiten gehören - führten unter den "vielen Verfolgungen und Massengräueln" Chinas die Inhaftierung von einer Million Muslime und die Kampagne der Zwangssterilisation an.

Zwischen 900.000 und 1,8 Millionen Uiguren und andere ethnische Minderheiten werden zahlreichen Berichten zufolge in Xinjiang, der nordwestlichsten Provinz Chinas, gefangen gehalten. Die Regierung hat mehr als 1.300 Internierungslager eingerichtet, in denen Augenzeugen zufolge Menschen politischer und antireligiöser Indoktrination, Folter, Schlägen und Zwangsarbeit ausgesetzt werden.

Die AP meldete unter Berufung auf Augenzeugen am 29. Juni, Betroffene werden von den Behörden gezwungen, Spiralen zu implantieren und andere Formen der Geburtenkontrolle zu ergreifen. Auch von erzwungenen Abtreibungen und Sterilisationen ist die Rede. Ein Experte sagte laut der AP-Meldung, die Kampagne sei "schlicht und ergreifend Völkermord".

Darüber hinaus haben die Behörden in der Region ein gigantische Überwachungs- und Kontrollsystem errichtet, zu dem auch DNA-Probenentnahme- und Gesichtserkennungstechnologien sowie Programme präventiver Polizeiarbeit gehören. Jede Bewegung im öffentlichen Raum wird somit engmaschig kontrolliert.

"Es ist das Schweigen von Franziskus, das mich am meisten schockiert."

In der Erklärung der Religionsvertreter wird bekräftigt, dass die gezielte Zwangssterilisierung uigurischer Frauen im gebärfähigen Alter in vier uigurisch besiedelten Präfekturen dazu führen könnte, dass das staatliche Vorgehen gemäß der Völkermordkonvention von 1948 einen Genozid darstellen könnte.

"Das klare Ziel der chinesischen Behörden ist die Auslöschung der uigurischen Identität. Chinas staatliche Medien haben erklärt, dass das Ziel darin besteht, 'ihre Abstammungslinie zu zerschlagen, ihre Wurzeln zu zerschlagen, ihre Verbindungen zu zerschlagen und ihre Ursprünge zu zerschlagen'", heißt es in der Erklärung.

"Parlamentarier, Regierungen und Juristen sind verpflichtet, diese Vorgänge zu untersuchen", heißt es in der Erklärung. "Als Vertreter von Glaubensgemeinschaften sind wir weder Aktivisten noch politische Entscheidungsträger. Aber wir haben die Pflicht, unsere Gemeinschaften zur Verantwortung zu rufen, sich um ihre Mitmenschen zu kümmern und zu handeln, wenn diese in Gefahr sind".

Der Menschenrechtsaktivist Benedict Rogers warf angesichts der Erklärung die Frage auf, wann Papst Franziskus und der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, öffentlich über die Notlage der Uiguren in China sprechen werden.

Es möge "Gründe" für deren bisheriges Schweigen gegeben haben, doch nun sei es an der Zeit, dieses zu brechen.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Es ist das Schweigen von Franziskus, das mich am meisten schockiert. Fast jeden Sonntag, wenn er den Angelus betet, weist er zu Recht auf irgendeine Ungerechtigkeit irgendwo in der Welt hin. In der Vergangenheit hat er oft nicht nur von der Verfolgung von Christen in der ganzen Welt gesprochen, sondern auch über die Not der Rohingyas in Myanmar, die Konflikte in Syrien, im Jemen, in der Ukraine und in Nigeria und Religionsfreiheit für alle Menschen".

Rogers fährt fort: "Ein Land - und ein Land allein - fällt durch seine Abwesenheit in seinen Gebeten und Erklärungen auf: China".

Papst Franziskus hat sich tatsächlich bislang weder zur Lage der Uiguren geäußert noch zu den Vorgängen in Hong Kong. Die Katholiken Chinas hat der Pontifex indessen mehrfach aufgerufen, "gute Staatsbürger" zu sein – und für die Gläubigen im Land gebetet.

Die systematische Überwachung, Verfolgung, Unterdrückung und "Sinisierung" des Christentums in China – sowie die bisherige Bilanz des umstrittenen Abkommens des Vatikans mit den Kommunisten – hat auch Erzbischof Ludwig Schick in seiner Botschaft zum Weltgebetstag für die Kirche in China angesprochen.

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