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Kardinal Pell: "Das ist die Pflicht der deutschen Bischöfe"

Kardinal George Pell im Interview mit EWTN News in Rom im Dezember 2020.

Kardinal George Pell hat in einem Interview gesagt, dass die Situation der Kirche in Deutschland "bedenklich" scheine und unterstrichen, dass die deutschen Bischöfe ihrer Pflicht nachkommen müssen, die Lehren der Heiligen Schrift zu vertreten.

"Ich denke, dass es einen Prozentsatz der deutschen Kirche gibt, der entschlossen in die falsche Richtung zu gehen scheint", sagte Pell in einem Interview mit Colm Flynn, das am 27. April auf EWTN ausgestrahlt wurde.

"Damit meine ich, dass es ziemlich klar ist, dass ein liberalisiertes Christentum, ob es nun ein liberalisierter Katholizismus oder Protestantismus ist, in einer Generation oder so in den Agnostizismus übergeht. ... Wenn man die Politik der Welt übernimmt und einfach so mitmacht, damit sie einem zustimmt, dann wird sich niemand mehr für einen interessieren."

Pell sprach wenige Tage vor einem geplanten "Aktionstag" deutscher Seelsorger, darunter Priester, die am 10. Mai in Deutschland homosexuelle Verbindungen segnen wollen. Die Aktion ist Teil der Proteste gegen die Bestätigung des Vatikans, dass solche Partnerschaften nicht gesegnet werden können. 

Von diesem Aktionstag hat sich Bischof Georg Bätzing, einer der prominenten Vertreter eine Abkehr von der Lehre der Kirche in Sachen Homosexualität und Unterstützer solcher verbotenen Segnungen, vorsichtig distanziert. Gleichzeitig erneuerte der Limburger Hirte und aktuelle Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz seine Forderungen nach einer "Weiterentwicklung" der Lehre aufgrund "neuer Erkenntnisse der Humanwissenschaften".

Kardinal Pell sagte im Interview: "Die Pflicht der deutschen Bischöfe ist es, die Lehren der Heiligen Schrift zu vertreten, die Lehren der Kirche zu vertreten. Wir sind diesen Lehren verpflichtet. Sie haben keine Macht, diese zu ändern - keiner von uns hat diese Macht."

"Was wichtig ist, ist das, was im Wort Gottes steht, was in der apostolischen Tradition steht. Und ich glaube nicht, dass sie, wenn es hart auf hart kommt - und ich mische hier meine Metaphern - den Rubikon überschreiten werden", so Pell wörtlich laut einem Bericht der "Catholic News Agency" (CNA).

Der Kardinal verfolgte aufmerksam die Ereignisse der Kirche in Deutschland durch Zeitungsartikel während seiner Inhaftierung in Australien, wie er in seinem neuesten Buch "Prison Journal, Volume 2: The State Court Rejects the Appeal", beschreibt. Der zweite Band seines Gefängnistagebuchs ist bei Ignatius Press erschienen. 

Während Pell seine 404 Tage im Gefängnis verbrachte, bevor ihn der Oberste Gerichtshof Australiens freisprach, begann in Deutschland der umstrittene "Synodale Weg". Der ursprünglich als "verbindlich" angekündigte Prozess will unter anderem über moraltheologische Fragen diskutieren und abstimmen.

Pell sagte: "Die wirklich wichtige Frage für die Kirche ist: Lehren wir öffentlich, was Christus gelehrt hat? Nun sind einige dieser Lehren ziemlich unpopulär: Vergebung, Menschen ohne Rechte wie die Ungeborenen, Menschen am Boden der Gesellschaft, wie Gefangene, und dann kann man zu kontroverseren Bereichen wie Familie und Ehe übergehen."

Der Kardinal fügte hinzu, dass alle Führungskräfte in der Kirche entscheiden müssen, ob sie über die Lehren der Kirche auch dann sprechen, wenn diese Botschaft vielleicht unpopulär ist.

"Es gibt alle möglichen Stimmen, die versuchen, uns aus der Öffentlichkeit zu verdrängen und sagen, wir sollten dies und jenes nicht tun. Nun, eines der Dinge, die ich jetzt und zu allen meinen Nachfolgern sage, ist: Wir müssen einfach weiter reden", sagte er.

"Und unsere Gesellschaft wird in dem Maße, in dem sie sich radikal von den christlichen Lehren über Liebe und Dienst und Vergebung entfernt, zutiefst geschwächt werden."

"Und wir können das in der Gesellschaft bereits an den Veränderungen sehen, die stattfinden. Wir konzentrieren uns oft auf die Verluste für die Kirche durch den Rückgang der Praxis und die Kirchenaustritte. Das ist sicher richtig, aber es hat große Konsequenzen für die Gesellschaft insgesamt, besonders da, wo vorher eine Mehrheit der Menschen christlich war."

Kardinal Pell wird am 8. Juni 80 Jahre alt und ist damit nicht mehr berechtigt, an einem zukünftigen Konklave teilzunehmen. Auf die Frage, wie er sich auf dem Weg in seine 80er Jahre fühle, sagte der Kardinal, er sei dankbar für die vielen Segnungen in seinem Leben.

"Mein größter Trost ist jetzt, dass ich mein Leben, trotz meiner Unvollkommenheit und Dummheit, nicht für irgendeine unsinnige Sache weggeworfen habe - wie etwa dafür, nur Geld als Selbstzweck zu verdienen. Ich habe mein Leben Christus und der Kirche gewidmet, unvollkommen und ineffektiv, aber das ist ein großer Trost für mich", sagte er.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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