Vatikanstadt, 24 Oktober, 2021 / 4:02 PM
Papst Franziskus hat am Sonntag einen Appell an Migranten gerichtet und die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, diese nicht in unsichere Heimatländer abzuschieben.
"Ich drücke meine Nähe zu den Tausenden von Migranten, Flüchtlingen und anderen Schutzbedürftigen in Libyen aus: Ich vergesse euch nie; ich höre eure Schreie und bete für euch", sagte Papst Franziskus am 24. Oktober.
"Wir müssen der Rückführung von Migranten in unsichere Länder ein Ende setzen und der Rettung von Menschenleben auf See Priorität einräumen", sagte er.
Vom Fenster des Apostolischen Palastes aus forderte der Papst die auf dem Petersplatz versammelten katholischen Pilger auf, in Stille für die Migranten zu beten, von denen viele, wie er sagte, "unmenschlicher Gewalt" ausgesetzt seien.
"Einmal mehr rufe ich die internationale Gemeinschaft auf, ihre Versprechen einzuhalten und nach gemeinsamen, konkreten und dauerhaften Lösungen für die Steuerung der Migrationsströme in Libyen und im gesamten Mittelmeerraum zu suchen", so der Papst.
"Und wie leiden diejenigen, die abgewiesen werden! Es gibt dort echte Lager", fügte er hinzu.
Libyen ist ein wichtiges Durchgangsland für Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten, die ein besseres Leben in Deutschland und anderen Ländern in Europa suchen.
Einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge wurden seit 2016 schätzungsweise 87.000 Migranten von den libyschen Behörden aufgegriffen, von denen etwa 7.000 in libyschen Haftanstalten festgehalten werden.
Die libyschen Behörden sind in jüngster Zeit hart gegen Migranten vorgegangen und haben innerhalb weniger Tage mehr als 5.000 Menschen inhaftiert, wie die Nachrichtenagentur Associated Press berichtete, die von Missständen in den Haftzentren berichtete.
In seinem Appell forderte der Papst insbesondere "sichere und zuverlässige Rettungs- und Ausschiffungseinrichtungen" sowie Alternativen zur Inhaftierung mit angemessenen Lebensbedingungen.
Papst Franziskus betonte, wie wichtig es sei, den "Zugang zu Asylverfahren" zu gewährleisten und reguläre Migrationsrouten zu schaffen.
"Fühlen wir uns alle verantwortlich für diese unsere Brüder und Schwestern, die seit vielen Jahren Opfer dieser sehr ernsten Situation sind", sagte er.
In seiner Angelus-Ansprache betrachtete der Papst den Bericht des Evangeliums, in dem Jesus dem blinden Bettler Bartimäus das Augenlicht zurückgab.
"Seine Blindheit war nur die Spitze des Eisbergs, aber in seinem Herzen muss es Wunden, Demütigungen, zerbrochene Träume, Fehler und Reue gegeben haben", so der Papst.
Nach dem Markusevangelium rief Bartimäus zu Jesus und sagte: "Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir."
Papst Franziskus sagte: "Jesus hört und bleibt sofort stehen. Gott hört immer auf den Schrei der Armen ... Er erkennt, dass er voller Glauben ist, ein Glaube, der sich nicht scheut, darauf zu bestehen, an die Tür des Herzens Gottes zu klopfen."
Der Papst sagte, dass Bartimäus "um alles von dem bittet, der alles tun kann".
"Er bittet um Gnade für seine Person, für sein Leben. Es ist keine kleine Bitte, aber sie ist so schön, weil sie ein Schrei nach Barmherzigkeit ist, das heißt, nach Mitleid, nach Gottes Barmherzigkeit, nach seiner Zärtlichkeit."
Papst Franziskus ermutigte die Menschen, das Gebet des Bartimäus zu ihrem eigenen zu machen, indem sie ihre eigenen "Wunden, Demütigungen, zerbrochenen Träume, Fehler, Reue" im Gebet zu Gott bringen und wiederholen: "Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner".
"Wir müssen alles von Jesus erbitten, der alles tun kann. ... Er kann es nicht erwarten, seine Gnade und Freude in unsere Herzen zu gießen; aber leider sind wir es, die sich aus Scheu, Faulheit oder Unglauben zurückhalten", sagte er.
"Möge Bartimäus mit seinem konkreten, beharrlichen und mutigen Glauben ein Beispiel für uns sein. Und möge die Gottesmutter, die betende Jungfrau, uns lehren, uns mit ganzem Herzen an Gott zu wenden, im Vertrauen darauf, dass er jedes Gebet erhört", so Papst Franziskus.
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